Seit 25 Jahren setzen sich die katholische und evangelische Kirche gemeinsam für den Schutz und die Würde der Menschen ein. In diesem Jahr möchten sie die vielfältigen Beratungsangebote beider Kirchen für suizidgefährdete Menschen (darunter besonders die Telefonseelsorge) in der Öffentlichkeit stärker bekannt machen. „Alleine in Deutschland sterben jedes Jahr 10.000 Menschen durch einen Suizid“, berichtete der Weihbischof: „Das sind doppelt so viele wie durch Verkehrsunfälle. Und die Dunkelziffer ist noch höher. Deshalb müssen wir darüber sprechen.“ Dabei war das Thema auch in der Kirche lange Zeit ein Tabu. „Die meisten Betroffenen wollen gar nicht sterben“, sagte Lohmann weiter. „Sie können aber auch nicht weiterleben, sehen kein Licht am Ende des Tunnels.“
In dieser Situation müsse auch die Kirche Hilfestellungen geben. Um das Ziel der Enttabuisierung und Sensibilisierung zu erreichen, sei die Beteiligung möglichst vieler gesellschaftlicher und kirchlicher Institutionen notwendig. Eine Anlaufstelle sei die Telefonseelsorge. „Als Anwälte des Lebens sitzen bei uns seit 37 Jahren Ehrenamtliche rund um die Uhr am Telefon“, versicherte Dirk Meyer, der gemeinsam mit dem Weihbischof das Abendgebt gestaltet. Der Pfarrer leitet die Telefonseelsorge Niederrhein/Westmünsterland in Wesel. Das Team besteht aus rund 100 ehrenamtlichen Mitarbeitern, die speziell für diese Arbeit ausgebildet wurden.
Mehr als 200 Besucher, darunter auch Sanitäter und Rettungskräfte, füllten beim Abendgebet den Dom. Die Gruppe „Horizonte“ aus Kevelaer begleitete das Abendgebet musikalisch. Weihbischof Lohmann mahnte in seiner Predigt, offen über den Freitod zu sprechen: „Von jedem Suizid sind im Durchschnitt sechs Personen betroffen. Das Warum macht sie alle fassungslos. Da wird der Glaube auf eine harte Probe gestellt.“ Die Suche nach einer Antwort würde sich oft als schwierig erweisen. Aber der Weihbischof machte auch Mut: „Wir können nicht tiefer fallen als in die ausgestreckten Arme des Herrn. Er fängt uns auch in schwierigen Situationen auf. Gott steht für das Leben.“
Text und Bild: Christian Schmithuysen
Im Xantener Dom ist noch die ganze Woche über ein Infostand der Telefonseelsorge Niederrhein aufgebaut. Zudem ist beim Kreisdekanat Kleve (unter www.kreisdekanat-kleve.de) auch ein Themenheft erhältlich. Es enthält Ansätze der Suizidprävention aus medizinischer, psychologischer, pädagogischer und pastoraler Perspektive und zeigt auf, welche Hilfen und Perspektiven der Glaube in Verbindung mit professioneller Unterstützung anbietet.
Die Telefonseelsorge ist rund um die Uhr kostenfrei unter der Nummer 0800/1110-111 beziehungsweise -222 zu erreichen.