Vor dem Altar hatten drei auf den ersten Blick sehr unterschiedliche Gäste Platz genommen. Doch im Verlauf des gut 60-minütigen Talks, den Andrea Benstein, Leiterin des WDR-Studios in Münster, bestens vorbereitet moderierte, kamen dann doch Gemeinsamkeiten zum Vorschein.
Denn die drei Gäste haben ihren inneren Frieden gefunden. So wie der Tischtennisspieler Thomas Schmidberger, der im Alter von viereinhalb Jahren von einem Auto angefahren wurde und seitdem querschnittsgelähmt ist. Das hat ihn nicht davon abgehalten, Tischtennis zu spielen und zwar so gut, dass er beispielsweise 2010 als 56. der Weltrangliste die Silbermedaille bei den Weltmeisterschaften im Rollstuhltischtennis in Korea gewann. Es sollte nicht seine einzige Medaille bleiben. Sein Rezept: „Ich bin ehrgeizig und ein schlechter Verlierer“, erklärte er mit einem Schmunzeln. Aber es sei vor allem sein Umfeld gewesen, seine Familie und seine Freunde, die ihm Mut gemacht hätten. „Wenn das passt, kann man mit freiem Kopf alles angehen“, betonte er im Gespräch. Sein Motto: „Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man etwas Schönes bauen.“ Gott habe ihn in seinem Leben ständig begleitet. „Dieser Glaube hat mir immer Kraft gegeben.“
Oder Schwester Teresa Zukic, die als Jugendliche ebenfalls im Leistungssport aktiv war. Als 19-Jährige stieß sie zufällig auf die Bibel und begann zu lesen. Besonders die Bergpredigt sprach sie an. Dieser Abend veränderte ihr Leben. „Mit dem Glauben habe ich Erfüllung und Frieden gefunden“, berichtet die Ordensfrau, die vor 24 Jahren eine eigene Gemeinschaft im Bistum Bamberg gründete, zahlreiche Bücher geschrieben hat und viel unterwegs ist, um Menschen einen Zugang zu Gott zu verschaffen. Dazu hat sie beispielsweise ein Musical komponiert und mit ihrer Gemeinde aufgeführt. Bei dem Stichwort „Rap“ ließ es sich Moderatorin Benstein nicht nehmen, um eine Kostprobe zu bitten. Und so rappte Schwester Teresa im Rhythmus der klatschenden Zuhörer spontan ein Glaubensbekenntnis. „Man kann Gott finden, auch wenn man nicht glaubt. Ich bin das beste Beispiel“, betonte die gebürtige Kroatin anschließend und fügte hinzu: „Ich dachte immer, ich muss etwas leisten, um geliebt zu werden. Doch ich habe erfahren, dass ich Gottes Liebe ohne Leistung oder Gegenleistung einfach nur annehmen darf.“
Viele Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen ihren inneren Frieden nicht finden, erlebt Professor Gereon Heuft als Direktor der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie am Uniklinikum in Münster. „Sie leiden oft unter Kränkungen. Für sie ist es auch schwierig, sich auf ein Gottesbild einzustellen, das ihnen den Frieden ermöglicht“, betonte Heuft, der zudem promovierter Theologe ist und sich als Diakon im Ehrenamt engagiert. Um in Frieden in der Gegenwart und Zukunft leben zu können, sei es wichtig, mit lange zurückliegenden Verwundungen, die immer Bestandteil der Lebensgeschichte blieben, abzuschließen. „Sie gehören zu den Menschen, aber sie bestimmen sie nicht mehr. Doch das ist ein langer Weg“, sagte Heuft. Er selbst käme auch in seinem Beruf an Grenzen. Dann sei es gut, dass er als gläubiger Mensch wisse, dass er nicht allein sei.
Die Gespräche im „Chorgestühl“ werden fortgeführt. Am Dienstag, 30.1., um 19.30 Uhr steht in der Coesfelder St.-Lamberti-Kirche der „Frieden im Netz“ im Mittelpunkt. Am Dienstag, 6.2., um 19.30 Uhr geht es in St. Sixtus in Haltern um den „Frieden in der Welt“.
Michaela Kiepe