Das Sozialpraktikum als praxisorientierter Religionsunterricht
Keine Einzelfälle, wie er Gelernmit einem Blick auf die Anmeldezahlen erklärt. Immer wieder komme es vor, dass Schülerinnen – die Realschule ist eine reine Mädchenschule – um Aufnahme bitten, wenn sie die Schulform wechseln. Gut 500 Mädchen drücken in dem Gebäude an der Weseler Straße gerade die Schulbank, theoretisch könnten es mehr sein. „Wir haben guten Zulauf und mussten auch in diesem Jahr wieder einigen Schülerinnen, die sich für unsere 5. Klasse anmelden wollten, absagen“, sagt Domogala bedauernd. Mehr als 86 neue Mädchen konnte er nicht aufnehmen, „das kommende Schuljahr wird dreizügig, da sind 86 Kinder die Obergrenze“, erklärt er.
Trägerin der Realschule ist das Bistum Münster, in der Pausenhalle hängt ein Foto von Bischof Dr. Felix Genn. Das heißt aber nicht, dass die Schule nur katholischen Mädchen offensteht, auch Schülerinnen anderer Glaubensformen sind willkommen, solange sie und ihre Eltern sich mit dem christlichen Werteverständnis identifizieren können. Dazu gehört – und das ist Domogala besonders wichtig –, auch die Teilnahme an einem Sozialpraktikum in der 8. Klasse. Eine Woche lang besuchen die Schülerinnen soziale Einrichtungen, um dort zu helfen und den Lebensalltag vieler Menschen außerhalb der Schule kennenzulernen. Sei es im Kindergarten, im benachbarten Seniorenheim Adelheidhaus oder in der Wohnanlage St. Bernardin für behinderte Menschen. „Die Mädchen lernen in dieser Zeit, dass andere Menschen auf unsere Hilfe angewiesen sind, wie wichtig Handeln aus Nächstenliebe ist. Da stellt sich am Ende auch gar nicht die Frage nach dem Sinn des Praktikums, denn die Antwort ergibt sich für die Schülerinnen von selbst. Für mich“, sagt Domogala, „ist diese Zeit praxisorientierter Religionsunterricht.“
Lächelnd zeigt er auf eine Klarsichthülle mit einigen ausgefüllten Briefbögen: „Das sind die ersten Rückmeldungen der jetzigen Klasse 7, da haben einige Schülerinnen schon einen Praktikumsplatz für das Jahr 2024 organisiert“, erklärt er. Sie haben zumindest eine Vorstellung davon, was sie erwartet, denn zum Sozialpraktikum gehört auch eine Abschlussveranstaltung, bei der die Mädchen aus der 8. Klasse den ein Jahr jüngeren Schülerinnen von ihren Erfahrungen berichten und ihnen Tipps geben.
„Es ist mir und meinen Kolleginnen und Kollegen ein wirkliches Anliegen, nicht nur guten Fachunterricht zu bieten, sondern auch Werte zu vermitteln“, betont Domogala. „Wir scheinen in einer Welt zu leben, in der Werte immer mehr verloren gehen, dem müssen wir als Gesellschaft etwas entgegensetzen. Und auch wir als Kirche haben dazu etwas zu sagen, unsere Stimme gehört zum gesellschaftlichen Diskurs.“
Die Liebfrauen-Realschule sowie das benachbarte Berufskolleg sind zwei von zahlreichen Schulen in der Trägerschaft des Bistums Münster. Im Schuljahr 2023/2024 wird an ihnen runde 18.500 Schülerinnen und Schülern Wissen vermittelt.