Hilfe bei dem Weg heraus aus der Ohnmacht

, Kreisdekanat Warendorf

 Wenn Magdalene Brockhinke zu einem Einsatz aufbricht, zündet sie eine Kerze an – für die Menschen, die gerade das Gefühl haben, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Die 53-Jährige aus Beckum-Vellern ist Notfallseelsorgerin. Sie und ihre Kolleginnen und Kollegen aus dem Kreis Warendorf werden zu tragischen Todesfällen im häuslichen Umfeld gerufen, zu Unfällen und Krisensituationen und stehen Betroffenen rund um die Uhr beratend und helfend zur Seite. 
 

Martin Remke, Magdalene Brockhinke und Ludger Risse (von links) sind Notfallseelsorgende im Kreis Warendorf.

© Bistum Münster

„Bei unserem Dienst geht es darum, in der ersten Belastungssituation für Ruhe und Strukturen zu sorgen und ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln“, erklärt Magdalene Brockhinke, die vor vier Jahren die Ausbildung zur Notfallseelsorgerin absolviert hat. Weiter gehe es darum, die Menschen aus dem emotionalen Erleben und den Ohnmachtsgefühlen heraus in die Handlungsfähigkeit zu holen, ergänzt Pastoralreferent Martin Remke, katholischer Notfallseelsorge-Koordinator für den Kreis Warendorf. Schon das Kaffeekochen könne eine erste Handlung raus aus dem Schockzustand zurück ins reale Leben sein.

33 Frauen und Männer gehören zum ehrenamtlichen Team im Kreis Warendorf. „Unser Ziel ist es, innerhalb einer halben Stunde vor Ort sein zu können“, sagt Remke. Besonders in Beelen, Sassenberg, Telgte und Wadersloh könnte das Team noch Verstärkung gebrauchen, freut sich aber auch über Zuwachs aus dem gesamten Kreisgebiet. Ab Oktober bietet die Notfallseelsorge einen neuen Kurs für ehrenamtliche Seelsorgende an.

Rückendeckung durch das Team

Ludger Risse aus Sendenhorst ist neu im Team. Im Februar hat der 63-jährige frühere Pflegedirektor die halbjährige Ausbildung beendet und vor kurzem seinen ersten Einsatz gehabt, bei dem er – wie anfangs üblich – von einer erfahrenen Kollegin begleitet wurde. „Ich war natürlich aufgeregt, habe aber gemerkt, dass wir im Kurs gutes Rüstzeug mitbekommen haben, das uns auf viele Situationen vorbereitet“, berichtet er. 

Rückendeckung gibt es zudem jederzeit durch das Team, weiß Magdalene Brockhinke: „Gibt es während eines Einsatzes offene Fragen oder Probleme, können wir immer den leitenden Notfallseelsorger anrufen.“ Gleiches gelte für die Zeit nach dem Einsatz: „Wenn wir uns bei den entsprechenden Stellen abmelden, wird der Einsatz oft schon ein erstes Mal nachgesprochen – das hilft ungemein“, weiß die Notfallseelsorgerin. Hinzu kommen regelmäßige Teamtreffen und Supervisionen. 

"Die Ausbildung setzt auf das, was die Menschen mitbringen."

Neben dem Team werde auch die Aus- und Fortbildung in der Notfallbegleitung großgeschrieben, erklärt Remke. „Nur so können die Notfallbegleiter Betroffene wirklich unterstützen und auch selbst vor belastenden Situationen ausreichend geschützt werden“, erklärt der Koordinator. Personen zwischen 25 und 65 Jahren können die Ausbildung beginnen, weitere formale Voraussetzungen gibt es nicht. „Wichtig ist, dass die Menschen stabil sind und sicher im Leben stehen“, sagt Remke. „Die Ausbildung setzt auf das, was die Menschen mitbringen.“

Die Ausbildung zum Notfallseelsorger umfasst sechs Wochenenden zwischen Oktober 2024 und Februar 2025, ein weiterer Kurs beginnt im Mai 2025 und findet donnerstagsabends und samstags statt. Inhalte sind beispielsweise Grundlagen der Psychotraumatologie, Gesprächsführung oder die Prävention sexualisierter Gewalt. In Rollenspielen werden die erlernten Techniken eingeübt, ehe auf die Theorie die Begleitung praktischer Einsätze unter anderem beim Rettungsdienst und der Polizei folgt. 

An der Ausbildung Interessierte können sich per Mail an Pastoralreferent Martin Remke, remke-m@bistum-muenster.de oder telefonisch unter 01590 1311384.

Ann-Christin Ladermann