Was hat Sie bei dem Projekt Himmelsleiter überrascht?
Mich hat die nahezu uneingeschränkte Beliebtheit der Himmelsleiter in diesem Umfang überrascht. Einige wenige kritische Rückmeldungen ausgenommen, gab es unglaublich viel Zuspruch von Menschen aus allen Altersgruppen, Berufssparten und mit unterschiedlich ausgeprägtem Interesse an Kirche und Kunst. Ich habe öfter gehört, dass der Farbton der Himmelsleiter eine anziehende Wirkung hat und dass die Himmelsleiter als Verbindung zwischen Himmel und Erde für viele Interpretationen offen ist. In diesem Kontext werde ich den Satz einer Frau nicht vergessen, die mir sagte: „Ich wollte nie wieder eine Kirche betreten. Aber durch die Himmelsleiter habe ich mich umstimmen lassen.“
Die Himmelsleiter ist ein Kunstwerk. Inwiefern ist es Ihnen gelungen, sie in die Seelsorge, in den Pfarreialltag zu integrieren?
Da kommen mir mehrere Berührungspunkte in den Sinn. Ich denke an die Schulaktionstage, bei denen vor einem Jahr mehr als 400 Schülerinnen und Schüler an zehn Stationen ihre persönliche Deutung des Kunstwerks entwickelt haben. Auch NRW-Schulministerin Dorothee Feller hat das Projekt besucht. Ich denke weiter an Besinnungsabende für Frauen, die unter der Himmelsleiter stattgefunden haben, ebenso wie alle Schulgottesdienste in diesen eineinhalb Jahren und ein Kinderbibeltag. Im vergangenen Jahr haben wir unsere Weihnachtsgeschenke der Pfarrei mit dem Symbol der Himmelsleiter gestaltet – Karten, Kerzen und Tee. Und ich denke an die unzähligen Führungen: Wir hatten außergewöhnlich viele Anfragen von Gruppen, die sich für die Kirche und die Himmelsleiter interessiert haben.
An welche Rückmeldungen zur Himmelsleiter denken Sie gerne zurück?
Auch wenn der Wiener Stephansdom nochmal 30 Meter höher ist als die St.-Lamberti-Kirche, ist die Himmelsleiter in Münster doch deutlich besser von allen Himmelsrichtungen aus zu sehen. Manche hatten sogar den Eindruck, der Turm würde sich drehen, weil man die Leiter von überall aus gut sehen konnte. Eine Schülerin erzählte mir, dass sie die Himmelsleiter von ihrem Bett aus sehen kann und sie immer dorthin schaut, wenn sie nicht schlafen kann. Eine schwerkranke Frau, die in der Raphaelsklinik lag, meldete zurück, dass der Anblick der Himmelsleiter sie getröstet habe. Mich haben diese Rückmeldungen sehr bewegt, zeigen sie doch, dass die Leiter mehr als nur ein Kunstwerk ist, ja Trost spenden kann. Das wurde deutlich, wenn man – wie zuletzt öfter – Todesanzeigen in der Zeitung entdecken konnte, mit der Himmelsleiter als Bildmotiv.
Im Sinne des nachhaltigen Effekts: Was bleibt von der Himmelsleiter, auch wenn diese jetzt weiterzieht nach Paris?
Wir möchten eine Pfarrei auch für die Stadt sein. Das bringt allein schon die Lage mitten in der Innenstadt mit sich. Wir hoffen, dass uns das mit diesem Projekt gelungen ist. Neben persönlichen Rückmeldungen Einzelner, hat sie in die Stadtgesellschaft ausgestrahlt. So ist sie im Jubiläumsjahr des Westfälischen Friedens zu einem echten Symbol des Friedens geworden, wenn ich an die Worte von Oberbürgermeister Markus Lewe denke, der aus der Himmelsleiter die Friedensleiter gemacht hat. Es bleiben gemeinsame Erinnerungen an eine schöne Zeit mit diesem besonderen Kunstwerk, das Kirche und Stadt miteinander verbunden hat. Und physisch bleibt uns ja zumindest der Teil der Himmelsleiter in der Kirche erhalten.
Welche Rolle wird der innere Teil der Himmelsleiter in Zukunft in der Pfarrei spielen?
Wir werden sie weiterhin da einbinden, wo es sich anbietet. Zum Beispiel wird – wie im vergangenen Jahr erstmals – die Krippe in der St.-Lamberti-Kirche auch künftig unmittelbar unter der Himmelsleiter aufgebaut werden. Sie kann als Symbol für die Hoffnung und den Trost verstanden werden, den die Menschwerdung Gottes schenkt. Und wir freuen uns jetzt erst mal über diese gute Zeit für Stadt und Pfarrei.
Das Interview führte Ann-Christin Ladermann.