Idee für Reichswalde: Neuer Gottesdienst-Raum für die Gemeindemitglieder

, Kreisdekanat Kleve

Noch ist die Idee nicht viel mehr als eine Planungsskizze, doch schon aus der Zeichnung wird deutlich, was dem Architekten vorschwebt: An das Pfarrheim in Reichswalde könnte ein neuer, großer Raum angebaut werden, mit reichlich Platz für die Gemeindemitglieder und einem Altarbereich. Ein Raum, in dem sich die Gläubigen in Reichswalde, die seit 2018 nicht mehr ihre ursprüngliche Kirche betreten dürfen, wieder zum Gottesdienst versammeln können. Elemente aus der jetzigen, geschlossenen Kirche könnten in diesen neuen Raum überführt werden.

Denn: „Wir haben hier eine lebendige Gemeinde“, wie Dr. Philip Peters bei einer Gemeindeversammlung am 31. Januar im Pfarrheim von Reichswalde betonte. Er ist Pfarrer der Pfarrei Zur Heiligen Familie, zu der auch Herz Jesu in Reichswalde gehört. Und Peters will, dass die Gemeinde so lebendig bleibt und im Ort einen Platz findet, um den Gottesdienst zu feiern. Die Hoffnung, dass das irgendwann wieder in der 1953 erbauten Kirche möglich ist, erhielt erst jüngst durch eine von der Stadt Kleve beauftragten und dem Bistum Münster mitfinanzierten Machbarkeitsstudie einen Dämpfer. Die dort aufgeführten Ideen zur Rettung des Gebäudes seien bei einer Verpachtung „voraussichtlich nicht refinanzierbar“, heißt es dort.

Über den aktuellen Sachstand informierten in der Gemeindeversammlung, moderiert von Christoph Speicher, Anette Brachthäuser und Georg Schoofs vom Bischöflichen Generalvikariat (BGV). Schoofs erläuterte knapp, was in den vergangenen Jahren geschehen war: Geschlossen werden musste die Kirche 2018, weil die Statik des Daches nicht mehr sicher war. Im folgenden Jahr wurde deutlich, dass die Schäden so schwerwiegend sind, dass eine Reparatur finanziell nicht stemmbar ist. Das Bistum schlug schon damals den Anbau eines Gottesdienstraumes an das Pfarrheim vor. In der Corona-Zeit gerieten die Beratungen ins Stocken, gleichwohl wurde das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt. 

Diverse Ideen zum Umbau und einer teilweisen Umnutzung erwiesen sich aus verschiedenen Gründen als unmöglich. Ende 2020 zeigte die Stadt Kleve Interesse daran, sich am Erhalt des Gebäudes zu beteiligen und es für den Offenen Ganztag zu nutzen, so dass im Herbst 2021 die Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben wurde. Nach einem Brand im benachbarten städtischen Schulgebäude zog die Stadt ihre Planungen zurück. Wie Anette Brachthäuser erklärte, schlägt die Machbarkeitsstudie, entwickelt vom Architekturbüro Achterkamp und Möller in Steinfurt, schließlich den Umbau der Kirche und die Ansiedlung einer Restauration und gegebenenfalls den Bau eines Wohngebäudes vor. Das würde, ohne die Reparatur der strukturellen Schäden einzuschließen, je nach Variante mehrere Millionen Euro kosten und sei, wie geschrieben, „voraussichtlich nicht refinanzierbar.“

In der Gemeindeversammlung zeigte sich in der folgenden Diskussion, dass die Schließung des Gotteshauses und ein möglicher Rückbau mit vielen Emotionen verbunden sind. Es gab sowohl Applaus für kritische Rückmeldungen als auch für den Architektenentwurf, der die Idee für den Anbau eines sakralen Raumes an das Pfarrheim umsetzt. Und auch die Vertreter des Bistums machten deutlich: „Niemand hat Interesse daran, hier oder an anderen Orten, an denen wir uns von Gebäuden trennen müssen, etwas zu zerschlagen. Uns ist es ein Anliegen, eine neue Perspektive für die Zukunft der Gemeinde zu ermöglichen.“ 

Ein Punkt, den auch Pfarrer Peters aufgriff: „Wenn ich wählen muss zwischen dem Erhalt einer großen Kirche und dem Weiterbestehen einer lebendigen Gemeinde in einem kleineren Raum, dann werde ich mich immer für die lebendige Gemeinde entscheiden“, betonte er. Noch in dieser Woche, am Donnerstag, 2. Februar, werden Anette Brachthäuser und Georg Schoofs erneut mit Vertretern der Stadt Kleve ins Gespräch kommen und haben der Gemeinde zugesagt, im Laufe des Abends eingebrachte Ideen dort zu besprechen.

Christian Breuer

Eine Kirche von außen

In Reichswalde wurde über den Umgang mit der Herz-Jesu-Kirche diskutiert.

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