Jörg Hagemann als Stadtdechant verabschiedet

, Stadtdekanat Münster

Gesprächspartner für Politik und Gesellschaft, für die unterschiedlichen Religionen und Konfessionen in Münster sein – ein Anspruch, den Jörg Hagemann in den zurückliegenden neuneinhalb Jahren als Stadtdechant stets erfüllt hat. Besonders deutlich wurde dies bei seiner Verabschiedung am 21. März. Zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter von städtischen, politischen und gesellschaftlichen Institutionen der Stadt Münster waren zunächst zum ökumenischen Gottesdienst in die Überwasserkirche und anschließend zum Empfang ins Bischöfliche Priesterseminar Borromaeum gekommen, um Hagemann für die gemeinsame Zeit zu danken und ihm gute Wünsche für seinen Neuanfang als leitender Pfarrer und Kreisdechant in Coesfeld mit auf den Weg zu geben. 

Würdigten den Dienst von Jörg Hagemann (5. von links) als Stadtdechant: (von links) Markus Lewe (Oberbürgermeister), Bernadette Spinnen (Leiterin des Stadtmarketings), Holger Erdmann (evangelischer Superintendent), Dr. Stefan Zekorn (Weihbischof) sowie Anne Hakenes, Sebastian Reimann (Stadtdekanatsgeschäftsführer) und Jürgen Tausgraf vom Vorstand der Stadtdekanatskonferenz.

© Bistum Münster

Oberbürgermeister Markus Lewe zählte gleich mehrere Eigenschaften auf, die den scheidenden Stadtdechanten charakterisieren: „Bodenständig, weltoffen, geduldig, gradlinig, bescheiden, humorvoll, furchtlos und unerschrocken hast Du Akzente für die Kirche in Münster und damit auch für die Stadt gesetzt.“ Lewe hob besonders Hagemanns Haltung gegenüber seinen Mitmenschen hervor: „Für dich war es wichtig, dass eine Stadtgesellschaft aus der Buntheit, aus dem Miteinander, aus der Vielfalt lebt, aber auch aus der Anstrengung, die Menschen in den Blick zu nehmen, die am sozialen Rand leben.“ Hagemann habe jedem Menschen das Gefühl gegeben, dazuzugehören. „Dafür hast Du eine Sprache gefunden, die die Menschen nicht nur verstehen, sondern die sie auch im Herzen bewegt“, sagte Lewe.

Weihbischof Dr. Stefan Zekorn

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Weihbischof Dr. Stefan Zekorn blickte in seinem Grußwort auf die Anfänge von Hagemanns Zeit als Stadtdechant zurück. Damals waren vier Seelsorgedekanate zu einem zusammengelegt worden. „Das Amt des Stadtdechanten sollte gestärkt werden, um der katholischen Kirche in Münster nach außen ein klares Profil zu geben. Du hast dich der Herausforderung gestellt und es geschafft, der katholischen Kirche in der Stadt ein Gesicht zu geben“, würdigte Zekorn den scheidenden Stadtdechanten, der sich in den vielfältigen kirchlichen Bereichen wie der Telefonseelsorge, der Cityseelsorge, dem Haus der Familie und der Wohnungslosenhilfe eingebracht hat. Er dankte Hagemann für seinen Einsatz auch im Namen von Münsters Bischof Dr. Felix Genn und Generalvikar Dr. Klaus Winterkamp.

Auch die Mitglieder des Vorstands der Stadtdekanatskonferenz dankten Jörg Hagemann für seinen Einsatz.

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Dass Hagemann die Ökumene besonders am Herzen liegt, machte nicht nur der ökumenische Gottesdienst zu Beginn seiner Verabschiedung deutlich. Auch Superintendent Holger Erdmann, der in den vergangenen drei Jahren mit dem Stadtdechanten zusammengearbeitet hatte, brachte dies in seinem Grußwort zum Ausdruck. „Es war eine Zeit geprägt von tiefer Wertschätzung, einem unkomplizierten Miteinander und einem aufrichtigen, ehrlichen und offenen Füreinander“, dankte er Hagemann. Dem schloss sich auch der Vorstand der Stadtdekanatskonferenz mit Jürgen Tausgraf an, der Hagemann für die „fruchtbare und anregende Zeit“ dankte und ihm zum Abschied eine besondere Ausgabe der Bibel überreichte. 

Jörg Hagemann

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Hagemann selbst hatte zuvor in der Überwasserkirche auf seine Zeit in Münster „mit Höhen und Tiefen“ zurückgeblickt. Er erinnerte sich unter anderem an „Spannendes und Schönes“ wie den Katholikentag und das Domjubiläum, ebenso an „Dramatisches und Trauriges“, wie die Amokfahrt am Kiepenkerl oder den Tod des Trans-Mannes beim Christopher-Street-Day. „Der Weg mit Gott kann ein schwerer, manchmal auch anstrengender Weg sein, aber es ist ein Weg mit vielen erfüllenden Begegnungen, für die ich immer wieder dankbar bin“, betonte Hagemann. Der Kirche in Deutschland und in Münster gab er zum Abschied noch einen Wunsch mit auf den Weg: „Es ist jetzt nicht die Zeit, Hütten zu bauen, den Rückzug zum ‚Heiligen Rest‘ anzutreten oder eine Parallelwelt zu eröffnen, in der alles so bleibt, wie es einmal war. Es ist die Zeit, dynamisch voranzugehen und den Mut zu haben, jeden Menschen so anzunehmen, wie Gott ihn geschaffen hat.“ Mit Blick auf die anstehenden strukturellen Veränderungen im Bistum Münster, darunter auch in der Stadt, ermutigte Hagemann, das Potenzial, das Münster biete, zu erkennen und zu nutzen. „Diese große, bunte, interessante Stadt bietet so viele Orte, an denen wir als Menschen und Christen sein dürfen. Nutzt diesen Raum und gestaltet ihn gemeinsam.“

Bernadette Spinnen, Leiterin des Stadtmarketings

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Für seine Verabschiedung hatte sich der scheidende Stadtdechant einen Impuls von Bernadette Spinnen, Leiterin des Stadtmarketings, gewünscht, die aus ihrer Sicht die Kernkompetenzen der Kirche beschrieb. „Es ist meine feste Überzeugung, dass die Kirche ihre notwendige Erneuerung nur durch eine Konzentration auf das Naheliegende leisten kann, durch eine radiale Betonung ihrer Alleinstellungsmerkmale und ihrer Kernkompetenzen“, erklärte Spinnen. Eine solche Konzentration auf den Kern sei für die Kirche heute eine große Aufgabe, für die es „Überzeugung, Klugheit und Motivation“ brauche. „Mit einer mittelmäßigen und aus Ängstlichkeit übertriebenen selbstbezogenen Haltung wird das nicht gelingen“, verdeutlichte sie. 

So sei es besonders, wie gut die Kirche Menschen Trost spenden und in Krisenzeiten Hilfe organisieren könne – zwei Kernkompetenzen, die es gelte, stärker auszubauen. Spinnen hob auch die Kirchenräume als besondere Räume hervor und ermutigte, diese stärker zu öffnen. Eine weitere Stärke liegt aus Sicht der Stadtmarketingleiterin in der Sprache der Kirche: „Durch ihre Texte und Traditionen kann sie dort Sprache geben, wo niemand mehr Worte findet, sie kann das Leben der Menschen erreichen, wenn Alltagserklärungen zu kurz greifen“, betonte sie. Richtig vermittelt besäße beispielsweise die Liturgie „eine Schönheit und Stärke, die unsere Alltagssprache oft genug nicht hat“. Spinnen forderte die Kirche außerdem zu klaren Positionen auf. „Die Menschen in unserer Zeit brauchen vertrauenswürdige Instanzen mit großer Glaubwürdigkeit und klaren Aussagen“, erklärte sie. 

Jörg Hagemann wird am kommenden Sonntag, 26. März, um 14 Uhr in der St.-Lamberti-Kirche in Coesfeld als Pfarrer und Kreisdechant eingeführt. 

Ann-Christin Ladermann