Jugendliche aus Hartefeld gehören zu 2600 Pfadfindern am Niederrhein

, Bistum Münster, Kreisdekanat Wesel

Die Wangen der Jugendlichen leuchten gleichermaßen vor Anstrengung wie vor Aufregung, als sie durch den kleinen Wald bei Hartefeld rennen. Wo hat das andere Team wohl die blaue Flagge versteckt? Und werden sie es schaffen, die Trophäe zu ergattern, bis das andere Team ihre eigene, rote Flagge entdeckt? „Wir haben sie“, schallt plötzlich ein Ruf durch die Baumstämme. Team Blau jubelt, Team Rot zuckt kurz mit den Schultern, dann kommen sie zurück zum Lagerplatz.

Auch wenn sie Pfadfinder sind, eine Kluft tragen sie heute nicht – anders als die Leiterin Doris Heffels, die anhand ihres Oberteils schon von Weitem als Pfadinderin zu erkennen ist. Sie blickt in erwartungsvolle Augen. „Dürfen wir noch eine Runde?“, wird sie bestürmt. Sie nickt lachend. „Wenn ihr wollt, dann los.“ Während die jungen Pfadfinder wieder lostoben, setzt sich Doris Heffels zu Felix Hänsch, ebenfalls Leiter beim DPSG-Stamm Hartefeld. Die Fahrt ins Sommerlager steht bevor – mit 180 Mädchen und Jungen, die teilnehmen möchten. „Wir sind ein riesiger Stamm“, gibt Doris Heffels zu, derzeit gibt es allein 120 Wölflinge, das sind Kinder, die die 2. bis 4. Schulklasse besuchen. Und es könnten noch mehr sein, „aber das ist die maximale Zahl, die wir betreuen können“, sagt sie. Ein großer Stamm biete viele Möglichkeiten, „die Arbeit wird auf zahlreiche Schultern verteilt und wer mitmacht lernt früh, viel zu regeln und vieles möglich zu machen“, wie Doris Heffels betont. Das gelte insbesondere, da die Pfadfinder inklusiv aufgestellt sind – die große Zahl der Helferinnen und Helfer erleichtert die Suche nach Betreuern für Kinder mit besonderem Bedarf.

Hänsch kann sich ein Leben ohne die Pfadfinder kaum vorstellen, seit der Grundschulzeit ist er dabei und hat gemerkt: „Hier lernt man sein Leben lang neue Menschen kennen“. Und das nicht nur in Hartefeld oder am Niederrhein, sondern weit darüber hinaus. Bei den Sommerlagern etwa oder anderen Fahrten, bei denen man in einer fremden Stadt auf Unterstützung angewiesen ist. „Pfadfinder helfen einander“, weiß Hänsch aus Erfahrung. „In meiner ehrenamtlichen Tätigkeit hier möchte ich etwas zurückgeben von dem, was ich erlebt habe. Diese Erfahrungen möchte ich den Jugendlichen heute auch ermöglichen.“

Freundschaft, Hilfsbereitschaft, Höflichkeit – Werte, die nach der Überzeugung von Doris Heffels auch heute noch für Jugendliche eine Rolle spielen und die sie bei den Pfadfindern vermittelt bekommen. „Die Kirche selbst spielt in dem Leben vieler Jugendlicher vielleicht keine Rolle mehr, aber die christlichen Werte sind uns wichtig“, sagt die Kuratin. Die Abkürzung „DPSG“ steht für „Deutsche Pfadfinderschaft St. Georg“, hat also schon den Namen eines Heiligen im Titel, der Stamm in Hartefeld ist in den 1980er-Jahren aus der katholischen Jugendarbeit hervorgegangen. Und so sind die Pfadfinder auch fleißig dabei, wenn es um das Sternsingen oder die Verteilung des Friedenslichts von Bethlehem geht.

Die Pfadfinder aus Hartefeld sind Teil der rund 82.000 Kindern deutschlandweit, die der DPSG angehören – Tendenz steigend, wie Martin Deckers, Pressereferent der DPSG Niederrhein Nord, erklärt. Der Diözesanverband Münster ist mit fast 10.000 Mitgliedern der bundesweit größte, dem Bezirk Niederrhein Nord gehören 21 Stämme mit rund 2.600 Mitgliedern. „Von der Anzahl der Stämme und der Mitglieder sind wir der größte DPSG-Bezirk im Bundesgebiet“, ordnet Deckers ein. Zur Rolle der Kirche erklärt er: „Als katholischer Verband halten wir an den Grundsätzen des christlichen Glaubens fest. Das Wirken Jesu Christi ist Vorbild für unser Leben. Wir leben unseren Glauben im Pfadfinden und bringen uns aktiv ein.“ Mitglied in der DPSG könne aber jeder werden, unabhängig von der eigenen Konfession. „Unser Glaube zeigt sich in unserem Handeln: Die Kirche, die wir als Pfadfinderinnen und Pfadfinder sein wollen, gleicht einer Gemeinschaft am Lagerfeuer. Wir erfahren Gottes Feuer als Kraftquelle für unser Leben und unseren Glauben, das Wärme und Licht spendet“, sagt Deckers.

Hintergrund
Ob Schulen, Büchereien, Ferienfreizeiten, Sucht- und Schuldnerberatungen, Kindertageseinrichtungen, Hospize, Kulturveranstaltungen, Wohnen für Menschen mit Behinderungen… – die katholische Kirche im Bistum Münster hat zahlreiche Angebote, die von Menschen jeden Alters nachgefragt und genutzt werden. In vielen Feldern kirchlichen Engagements ist die Nachfrage im Jahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr sogar gestiegen oder bleibt auf einem hohen Niveau stabil. 

Beispiele dazu finden sich auf www.bistum-muenster.de/kirche-ist-mehr.