Jugendliche aus Recklinghausen und Havixbeck besuchen Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau

Ein brauner Holzturm, am Rande einer gewöhnlich aussehenden Straße, ragt gen Himmel. Hier konnte der diensthabende SS-Mann Schutz vor Kälte und Nässe finden. Kurz dahinter der Block 11, auch Todesblock genannt.

Ein Gefängnis im Gefängnis. Wer dort inhaftiert war, starb in den meisten Fällen aufgrund grausamer Haftbedingungen und Folter. Hunderte junge Menschen aus aller Welt bewegen sich an diesem Nachmittag durch die Anlage der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau, rund 50 Kilometer vom polnischen Krakau entfernt. Bestimmen normalerweise Lachen, Feiern und Begegnung das Miteinander in den Gruppen, herrscht nun bedrückende Stille. Auch Jugendliche des christlichen Jugendcafés Areopag in Recklinghausen und der Pfarrei St. Dionysius in Havixbeck sind unter ihnen. Die 40 jungen Menschen, die vor Beginn des Weltjugendtags in Krakau die "Tage der Begegnung" im polnischen Beuthen verbringen, besuchen gemeinsam die Gedenkstätte des ehemaligen deutschen Konzentrations- und Vernichtungslagers.

"Es ist schwer vorstellbar, was hier geschehen ist, was mit den Menschen passiert ist und wie sie hier gelebt haben", sagt Matthias Gromöller aus Havixbeck. Der 17-Jährige ist zum ersten Mal in Auschwitz. Ein Blick in die Baracken selbst sowie die Orte der Gaskammern bleibt ihm und den vielen anderen Jugendlichen in den Tagen des Weltjugendtages verwehrt. Zu viele Besucher aus der ganzen Welt haben sich angekündigt, um die Gedenkstätte des größten Vernichtungslagers der Nationalsozialisten zu besuchen. Auschwitz – ein Synonym für den Holocaust, die Massenvernichtung der Juden. Mehr als eine Million Menschen wurden hier ermordet – vergast, erschossen, erhängt. Sie starben an Misshandlungen, Folter, an Krankheiten und Unterernährung.

Mit eigenen Augen sehen konnte Johannes Bischoff aus Recklinghausen nun den Ort, den er bisher nur aus Geschichtsbüchern kannte. Der 19-Jährige hält es für wichtig, den Weltjugendtag als Chance zu nutzen, die Gedenkstätte zu besuchen. "Diese Ereignisse gehören zu unserer deutschen Geschichte und sie dürfen niemals in Vergessenheit geraten", erklärt er. Der Gang entlang der Steinhäuser in Auschwitz und der Holzbaracken in Birkenau habe ihm vor Augen geführt, "wie schrecklich, aber auch wie organisiert" die Vernichtung der Menschen damals abgelaufen sei.

Noch immer gibt es Zeitzeugen, Menschen, die die Geschehnisse von vor mehr als 70 Jahren selbst erlebt haben. Vor dem Weltjugendtag haben sie sich in einem Brief an die vielen Jugendlichen gewandt, die in diesen Tagen "einen der traurigsten Orte der Welt sehen" werden, wie sie schreiben. Viele der Opfer seien damals so alt gewesen, wie die jungen Besucher es heute seien. "Wir haben überlebt und wir überleben bis heute", schreiben sie. Eindrücklich bitten sie die Jugendlichen, ihre Erinnerungen zu bewahren. "Die Welt ist in Eure Hände gelegt, so wie unsere Erinnerungen."

Erinnerungen wachhalten – die Jugendlichen aus Recklinghausen und Havixbeck haben das mit ihrem Besuch der Gedenkstätte getan. Niemals vergessen wird Matthias Gromöller diese Stunden. "Ich denke, das ist eine sehr wichtige Lehre für uns alle, nicht nur für uns Deutsche, sondern für die ganze Welt. Was hier geschehen ist, darf nie wieder passieren."

Bildunterschrift: Spontan spricht die Gruppe ein gemeinsames Gebet am Mahnmal in Birkenau.

Text: Bischöfliche Pressestelle/23.07.16
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Foto: Sarah Stöber/Bischöfliche Pressestelle