KAB-Diözesansekretär Hermann Hölscheidt über den Wert der Arbeit
"Arbeit ist ein wesentlicher Bestandteil des menschlichen Lebens. Das meint nicht nur die Erwerbsarbeit." Dessen ist sich Hermann Hölscheidt, Diözesansekretär der katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB), sicher.
Arbeit könne nicht nur den Lebensunterhalt sichern, sondern es spielten weit mehr Faktoren eine Rolle. "Über Arbeit knüpfe ich soziale Kontakte, ich kann etwas tun, sie regt mich an, im besten Fall macht sie mir Freude. Ich erhalte eine Rückmeldung und Bestätigung", zählt der 55-Jährige individuelle Perspektiven auf. Natürlich könne Arbeit auch eine körperliche oder seelische Belastung darstellen.
Neben den individuellen Aspekten gebe es auch die gesellschaftlichen. "Hinter jedem Fortschritt steckt Arbeit. Es umfasst all das, was gesellschaftlich sinnvoll ist und Wohlstand ermöglicht. Dazu gehören auch Pflegetätigkeiten und Engagement in der Freizeit", führt Hölscheidt weiter aus. Ob Kindererziehung oder Pflege von älteren Menschen, ob Einsatz in Vereinen und Verbänden bis hin zur gegenseitigen Unterstützung in Nachbarschaften. "All das kann man als Arbeit sehen. Es ist zu eng, den Begriff auf die Erwerbstätigkeit zu beschränken", erklärt er weiter.
Zwei Trends macht der Diözesansekretär aus. "Zum einen wird Flexibilisierung gefordert wie beispielsweise bei sonntäglichen Öffnungszeiten. Zum zweiten ist eine immer höher qualifizierte Arbeit gefragt." Hilfstätigkeiten würden automatisiert und Arbeitsplätze wegrationalisiert, die Anforderungen immer komplexer. Qualifikationen seien gefragt. "Das ist keine gute Entwicklung, wenn Menschen dabei auf der Strecke bleiben. Es nimmt denjenigen Lebenschancen, die beispielsweise nicht so gut lernen können", betont er. Sicherlich falle in Deutschland niemand durch das soziale Netz. "Aber der Sinn für den Einzelnen bleibt auf der Strecke." Deshalb müsse die Frage sein, "wie wir es schaffen, möglichst viele Menschen einzubinden und sie in unserer immer vielfältiger werdenden Gesellschaft auch abzusichern".
Die soziale Absicherung sei zurzeit durch die Erwerbstätigkeit sicher gestellt. Bei weiter gehender Flexibilisierung sei allerdings die Basis dafür gefährdet. "Damit schlägt auch die Stunde des garantierten Grundeinkommens wieder als ein möglicher Lösungsschritt. Die Höhe ist in der Diskussion nicht die Frage, sondern wie wir uns als Gesellschaft organisieren, um ein Einkommen ohne Erwerbstätigkeit zu gewähren. Das leiten wir als KAB aus der katholischen Soziallehre ab", erklärt Hölscheidt. Wenn sich die Mittel nicht mehr über die Erwerbsarbeit generieren ließen, müsse geschaut werden, wie es anders gehen könne. "Dann stellt sich die Frage, wie beispielsweise der Gewinn aus der Flexibilisierung und Automatisierung verteilt wird. Insgesamt wird die Menschheit so lange arbeiten wie es sie gibt", ist sich Hölscheidt sicher.
Viele Themen gebe es rund um die Arbeit. "Uns als KAB ist es ein Anliegen, diese Fragen auch innerhalb der Kirche hoch zu halten. Seelsorge ist nicht nur auf das Jenseits, sondern auch auf das Diesseits ausgerichtet. Es geht um Menschen, und deshalb geht das Thema auch jeden Menschen an", erklärt Hölscheidt. Als Verband greife die KAB sowohl auf Bundes- als auch auf Diözesanebene unterschiedliche Themen auf. "Wir sorgen für Öffentlichkeit und gehen mit der Politik ins Gespräch. Wir bieten aber auch Raum, in dem Menschen über Themen nachdenken und mit anderen darüber ins Gespräch kommen können. Und das auf der Grundlage unseres christlichen Glaubens", nennt er weitere Aspekte. Sich mit Fragen von Arbeitswelt und gesellschaftlicher Entwicklung zu beschäftigen, sei sehr wichtig. "Denn die Erwerbsarbeit trägt zur sozialen Sicherheit bei. Dass wir heute so leben können, dafür ist hart gekämpft worden. Diese Werte zu erhalten, ist ein wichtiger Aspekt unserer Arbeit. Wir kämpfen aus dem Glauben heraus für die Gerechtigkeit", hält Hölscheidt fest.
Informationen zu den Themen der KAB gibt es im Internet unter www.kab-muenster.de.
Bildunterschriften: Hermann Hölscheidt ist Diözesansekretär der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) im Bistum Münster.
Die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) beschäftigt sich mit unterschiedlichen Fragen rund um den Themenkomplex "Arbeit". So unterstützen KAB-Mitglieder beispielsweise auch das Bürgerbegehren "Freier Sonntag Münster".
Text: Bischöfliche Pressestelle / 28.10.16
Kontakt: Pressestelle@bistum-muenster.de
Fotos: KAB, Diözesanverband Münster