Mehr als 25 Jahre hat Eisenbarth als Leiter und Geschäftsführer für die katholische St.-Josephs- und Gertrudis-Stiftung in Dülmen gearbeitet. Die Stiftung ist Trägerin der KIWO Jugendhilfe und gewährt unterschiedliche Hilfen zur Erziehung. „Da sie in den Wirkungskreis der Pfarrei Heilig Kreuz gehört, kannte ich Pfarrer Nienhaus und wusste auch um die selige Anna Katharina – wenn auch mehr aus der Entfernung“, berichtet der 69-Jährige. Doch diese Entfernung sollte sich ändern, als Nienhaus fragte, ob er sich eine Mitarbeit in der Kommission vorstellen könne. „Das hat sicherlich mit Anna Katharina, aber auch mit meinem ‚wirren‘ Geist zu tun“, sagt Eisenbarth mit einem Lachen. Der gebürtige Rheinländer liebt es, um die Ecke zu denken und Fragen zu stellen. Nur weil etwas ist, wie es ist, lässt er es nicht gelten. „Deshalb fand ich es reizvoll, in der Kommission mitzuarbeiten. Denn es ist überwiegend Denkarbeit. Wir setzen uns mit urchristlichen Themen und Fragen der heutigen Zeit auseinander. Das finde ich interessant“, berichtet er. Die Anfrage zur Mitarbeit liege bereits drei Jahre zurück. Wegen der Corona-Pandemie habe die Kommission einige Zeit nicht zusammenkommen können. „Ich habe erst zweimal an den Treffen teilgenommen und die anderen Mitglieder kennengelernt“, erzählt Eisenbarth, der im April 2019 in den Ruhestand gegangen und weiterhin freiberuflich als Supervisor tätig ist.
Die fast 30 Jahre in der Jugendhilfe haben Eisenbarth geprägt. „Und ich bin Christ. Deshalb bin ich mit zahlreichen Themen in Berührung gekommen. Viele Menschen haben Sehnsüchte und suchen ihre Wege, ohne vom Christsein zu wissen. Der Umgang mit ihnen hat mir gezeigt, dass es viele Wege gibt, Christ zu sein. Einen davon ist Anna Katharina gegangen“, berichtet er. Eisenbarth möchte gemeinsam mit den anderen zehn Mitgliedern der Kommission, ihr Leben und Wirken in die heutige Zeit übersetzen.
„Anna Katharina Emmerick war in ihrer Zeit, die durch die Säkularisierung geprägt war, ein Stein des Anstoßes. Aus dem Blickwinkel anderer hat sie ein eigenwilliges Leben gelebt, aber sie hat ihren Weg verfolgt. Sie ist autark und eigenständig geblieben. Gegen viele Widerstände ist sie in sich geblieben – und das als Frau in ihrer Welt und Zeit“, sagt Eisenbarth und fügt hinzu: „Wahrscheinlich leben auch wir Christen heute in den Augen vieler ein eigenwilliges Leben.“
Anna Katharina erfahre nur dann wieder eine neue Bedeutung, wenn sie einen Wert erhalte und den Menschen näher gebracht werden könne. Es ginge der Kommission nicht vornehmlich darum, eine Heiligsprechung voranzutreiben, sondern um einen Denkprozess, ihr Leben und Wirken in die heutige Zeit zu übertragen. „Mal sehen, wohin die Reise geht“, ist Eisenbarth gespannt. Die ehrenamtliche Aufgabe, bei der er seine Denkprozesse als Christ einbringen könne, mache ihm Freude. „Bei dem Thema, was Anna Katharina Emmerick heute bedeutet, bewegen wir uns auf der Zielgeraden. Aber wo das Ziel ist, weiß man erst am Ende“, hält er fest. Ein Anlass, die Selige neu zu beleuchten, sei sicherlich auch ihr 200. Todestag am 9. Februar 2024.
Michaela Kiepe