Die Erinnerungen der Frauen sind zugleich komisch und bitter, absurd und bisweilen erschreckend aktuell. Körner, Jahrgang 1965, stellte sich nach dem Film, an dem er vier Jahre gearbeitet hat, dem begeisterten Publikum. „Eigentlich hätte die Dokumentation im April in die Kinos kommen sollen. Das ging wegen Corona nicht. Heute habe ich ihn selbst erstmals mit einem größeren Publikum gesehen. Ihre Reaktionen und Ihr Interesse rühren mich“, gab Körner bewegt zu. Ihm sei aufgefallen, wie aktuell auch heute wieder die Themen der Vergangenheit seien. Angefangen beim Thema Klima bis hin zum Populismus. „Das hatten wir alles schon einmal, und es kommt wieder. Wir beobachten eine Retraditionalisierung der Rollenbilder. Doch die Welt ist nicht schwarz und weiß, sondern es gibt viele Graustufen. Um jede dieser Graustufen müssen wir kämpfen“, rief er das Publikum auf. Körner hofft, dass sein Film im November Premiere feiern und anschließend in den Kinos gezeigt werden kann.
Vor dieser Welturaufführung eröffneten die beiden künstlerischen Leiter Michael M. Kleinschmidt und Horst Walter das Festival. Superintendentin Saskia Karpenstein für die evangelische und Propst Jürgen Quante für die katholische Kirche brachen in ihren Grußworten eine Lanze für die durch die Corona-Pandemie gefährdete Kinolandschaft. „Für die Sonderedition haben die Organisatoren ein anspruchsvolles Programm zusammengestellt. Das Festival und auch Ihr Besuch ist ein Zeichen der Solidarität mit dem Kino“, richtete Quante das Wort an die rund 200 Zuschauerinnen und Zuschauer im Saal. Auch Karpenstein würdigte den Einsatz der Aktiven und zitierte ein geflügeltes Wort aus dem Matthäus-Evangelium: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein.“ „Kultur und Kino sind enorm wichtig. Wir brauchen es, in andere Welten einzutauchen. Gottes Wort ereignet sich immer auch in der Welt“, sagte die Superintendentin, die seit Dienstag im Amt ist.
Schweren Herzens mussten die Organisatoren, der Arbeitskreis Kirche & Kino des Katholischen Kreisdekanats Recklinghausen und des Evangelischen Kirchenkreises Recklinghausen, im März das elfte Kirchliche Filmfestival mit dem Ausbruch der Corona-Pandemie absagen. In kleinerer Form, aber mit Preisträgerfilmen und Filmschaffenden, konnte es an diesem Wochenende im Cineworld Recklinghausen und digital stattfinden. „Das Gespräch mit Autoren, Regisseuren oder Schauspielern ist immer ein besonderer Aspekt des Festivals. Wir möchten Begegnungen ermöglichen, Einblicke und Zugänge schaffen und Gespräche anregen. Deshalb sind wir glücklich, dass wir zu jedem Film Gäste begrüßen können“, sagte Pastoralreferent Joachim van Eikels, Mitglied im Arbeitskreis. Zudem sei die Sonderedition mit ihrem Corona konformen Konzept ein Probelauf für das nächste Jahr, in dem es wieder eine größere Auflage des Festivals geben könnte.
Weitere Informationen zum Kirchlichen Festival Recklinghausen gibt es im Internet.
Bildunterschrift:
Auf dem Parkplatz vor dem Katholischen Zentrum neben dem Cineworld trafen sich (von links) der künstlerische Leiter Michael M. Kleinschmidt, Adrian Campean, Produzent des Jugendpreisträgerfilms „Frau Stern“, Torsten Körner, Regisseur „Die Unbeugsamen“, Superintendentin Saskia Karpenstein, Pfarrer Harald Wagner vom Arbeitskreis Kirche und Kino, Kreisdechant Jürgen Quante, Pastoralreferent Joachim van Eickels vom katholischen Kreisdekanat Recklinghausen und Julia Borries vom Erwachsenenbildungsreferat des evangelischen Kirchenkreises Recklinghausen, beide Mitglieder im Arbeitskreis Kirche und Kino.
Michaela Kiepe