Klimaschutz braucht Stimme des Christentums

, Bistum Münster, Stadtdekanat Münster

Staatliche Klimaschutzstrategien und christliche Schöpfungsverantwortung zueinander in Beziehung zu setzen: Diese Überlegung hat am 19. September im Zentrum des Juristinnen- und Juristentreffen des Bistums Münster gestanden. 140 Teilnehmende waren in der Akademie Franz Hitze Haus in Münster auf Einladung von Bischof Dr. Felix Genn dabei.

Gruppenfoto: (von links) Antonius Hamers, Dr. Christian Hörstrup, Justiziar des Bistums Münster, Maria Kröger, stellvertretende Akademiedirektorin, Charlotte Kreuter-Kirchhof und Felix Genn.

Über die Beziehung von staatlichen Strategien beim Klimaschutz und die christliche Schöpfungsverantwortung tauschten sich aus (von links) Antonius Hamers, Dr. Christian Hörstrup, Justiziar des Bistums Münster, Maria Kröger, stellvertretende Akademiedirektorin, Charlotte Kreuter-Kirchhof und Felix Genn.

© Bischöfliche Pressestelle/Anke Lucht

Als Referentin stellte Genn zu Beginn Prof. Dr. Charlotte Kreuter-Kirchhof vor. Sie ist Inhaberin des Lehrstuhls für Deutsches und Ausländisches Öffentliches Recht, Völkerrecht und Europarecht an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Außerdem engagiert sich die Katholikin unter anderem als Mitglied des vatikanischen Wirtschaftsrates.

Kreuter-Kirchhof zeigte auf, wo die Staaten beim Klimaschutz stehen. Mit dem Abkommen von Paris hätten diese 2015 einen Paradigmenwechsel vollzogen. Denn „Herzstück“ des Abkommens seien sich alle fünf Jahre automatisch verschärfende Selbstverpflichtungen der Unterzeichner. Auf solche Selbstverpflichtungen setze auch der Synodale Weg der katholischen Kirche, verglich die Referentin in einem Exkurs. 

Zwar wertete sie die Tragfähigkeit der Selbstverpflichtungen von Paris 2015 als „ernüchternd“, empfahl der Kirche aber dennoch, die Erkenntnisse des Klimaschutzabkommens „für sich fruchtbar zu machen. Der Klimaschutz bedingt den Umgang mit Unsicherheiten, mit denen wir leben müssen, indem wir sie einordnen und flexibel handeln.“ Deutschland riet die Juristin, dass sich der Gesetzgeber beim Klimaschutz zugunsten der europäischen Ebene zurückhalten und insbesondere den Unternehmen Spielraum lassen solle. Am europäischen Green Deal solle man auch nach dem Amtsantritt der künftigen europäischen Kommission festhalten. 

Zur Frage, welcher Beitrag zum Klimaschutz von den christlichen Kirchen zu erwarten ist, wies Kreuter-Kirchhof auf den Anspruch inter- und intragenerationeller Gerechtigkeit hin. Ersterer betone, dass die Menschen im globalen Süden nicht Hauptverursacher, aber Hauptleidtragende des Klimawandels sind. Letzterer beziehe sich auf die Rechte künftiger Generationen. 

„Es ist eine wichtige Aufgabe der Kirchen, die ethische Dimension des Klimawandels ins Wort zu bringen. Wer sonst sollte für die Rechte des globalen Südens und der kommenden Generationen sprechen?“ gab die Referentin zu bedenken. Die Kirche sei ein „global Player“, der wertvolle Botschaften beispielsweise von treuhänderischem Umgang mit der Schöpfung, von Menschenwürde und Zukunftshoffnung beizusteuern habe. „Diese Stimme des Christentums brauchen wir beim künftigen Klimaschutz“, sagte Kreuter-Kirchhof. 

An ihr Referat schloss sich eine sehr lebendige Diskussion mit dem Publikum an. Diese moderierte Dr. Antonius Hamers, Leiter des katholischen Büros in Düsseldorf und stellvertretender Generalvikar des Bistums Münster.

Anke Lucht