Koptischer Bischof Anba Damian spricht in der LVHS in Freckenhorst
"Die Liebe Christi ist wirkungsvoller als der Hass." Es ist vor allem dieser Satz von Bischof Anba Damian, der den Zuhörern am Abend des 28. Junis im Gedächtnis bleibt.
Der Bischof der koptisch-orthodoxen Kirche in Deutschland war Gast beim Abendgespräch in der Landvolkshochschule (LVHS) in Freckenhorst. Eindrucksvoll berichtete er über die Situation in seinem Heimatland Ägypten. Die koptischen Christen machen laut Damian etwa 20 Prozent der Bevölkerung Ägyptens aus.
"Sie leben dort im Augenblick ohne Schutz und ohne Rechte", sagte der Bischof, dessen Dienstsitz das koptisch-orthodoxe Kloster in Höxter ist. Als Bürger der zweiten oder dritten Klasse seien besonders koptische Frauen und Kinder in Gefahr. "Die Aggressionen sind sehr heftig geworden, es gibt eine regelrechte Hasswelle. Tagtäglich passieren Entführungen und Vergewaltigungen und es werden Kopten gezwungen, sich zum Islam zu bekennen." Bei zwei Anschlägen auf koptische Kirchen durch islamische Extremisten waren zuletzt am Palmsonntag in Ägypten etwa 50 Menschen getötet und mehr als 100 verletzt worden.
Bischof Damian warnte davor, mit Hass auf solche und ähnliche Terroranschläge zu reagieren. "Wir können nur siegen, indem wir die Liebe Christi verkünden und davon erzählen", sagte er. Trotz kaum vorhandener Sicherheitsvorkehrungen könne man in Ägypten beobachten, wie sich die Kirchen füllten. "Die Kopten in Ägypten sind sehr robust geworden, sie haben keine Angst." Der Glaube sei ihre Identität, man spüre, dass sie "Kinder der Märtyrer" seien. "Sie haben keine Angst vor dem Tod", sagte Damian und verwies auf den Anschlags auf eine christliche Reisegruppe Ende Mai.
29 koptische Christen, darunter viele Kinder, starben dabei. Die Opfer seien in einem Bus zum Sankt Samuel Kloster in der südlichen Provinz Minja unterwegs gewesen, als sie von Bewaffneten attackiert worden seien. "Die Menschen sind von den Angreifern aufgefordert worden, sich zum Islam zu bekennen", berichtete der Bischof. Doch sie hätten sich geweigert und sich zu ihrem christlichen Glauben bekannt. "Sie opferten lieber ihr Leben, als Jesus Christus zu leugnen", sagte er.
Aufgrund der politischen Unterdrückung neigten die Kopten jedoch dazu, ins Ausland zu flüchten. So habe sich die Zahl der koptischen Christen in Deutschland in den vergangenen vier Jahren auf rund 12.000 verdoppelt. In verschiedenen Städten, darunter auch Münster, hätten sich neue Gemeinden gebildet. So gebe es in Deutschland viele lebendige christliche Gemeinden und standhafte Priester: "Christus hat auch in Deutschland viele Zeugen."
Bildunterschrift: Bischof Anba Damian sprach in der LVHS in Freckenhorst über die Situation der Kopten in seinem Heimatland Ägypten.
Text: Bischöfliche Pressestelle / 29.06.17
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Foto: Bischöfliche Pressestelle/Ann-Christin Ladermann