© Bistum Münster

Leuchtendes Gold

, Kreisdekanat Borken

Ehrfürchtig steht Franziska vor dem Altar im Chorraum des St.-Paulus-Doms in Münster. Die Augen der Achtjährigen sind auf die goldenen Apostelstatuen gerichtet, die hinter der Glasscheibe im Sockel des Altars leuchten. Diesen Bereich des Domes dürfen Besucher normalerweise nicht betreten. Aber Franziska ist keine gewöhnliche Besucherin. Denn zusammen mit ihrer Kommuniongruppe der Pfarrei St. Mariä Himmelfahrt aus Ahaus ist sie am 17. Februar nach Münster gekommen, um für die Erstkommunionvorbereitung an dem Domworkshop „Leuchtendes Gold“ in Münster teilzunehmen – und sich selbst als Goldschmiedin zu versuchen.

Kinder stehen vor den Apostelleuchtern im Altar des St.-Paulus-Doms.

Die Ahauser Kommunionkinder schauen sich die goldenen Apostelstatuen im Altar des St.-Paulus-Doms an.

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Seit dem Domjubiläum im Jahr 2014 organisiert Mario Schröer von der Dompädagogik zweistündige Kurse für Kinder am St.-Paulus-Dom. Ob als Bildhauer, Glaskünstler oder Goldschmied– bei allen Angeboten können sich die Mädchen und Jungen in traditionsreichen Handwerken versuchen, mit denen schon die alten Baumeister dem Dom sein heutiges Aussehen verliehen haben. 

Seit 2016 werden die Workshops unter dem Titel „Unser Dom. Haus aus Steinen – Haus aus Menschen“ speziell für Kommuniongruppen angeboten. Jeder Kurs beginnt zunächst mit einem Gang durch den Dom – je nach Schwerpunkt zum Hochaltar, in dem Teile des Domschatzes verwahrt werden, zu den farbigen Glasfenstern oder zu besonderen Sandsteinskulpturen. Anschließend dürfen die Kinder selbst aktiv werden. „Der Blick der Kinder für die Kunst und ihre liturgischen Inhalte wird viel intensiver geschärft, wenn sie mit ihren eigenen Händen etwas erschaffen“, erklärt Schröer. Dabei gehe es nicht darum, das perfekte Kunstwerk zu kreieren, im Mittelpunkt stehe das gemeinsame Tun.

„Diese Statuen sind schon mehr als 600 Jahre alt und glänzen noch immer so schön“, erklärt Referentin Stephanie Sczepanek den elf Mädchen und Jungen. Die Kunsthistorikerin ist an diesem Vormittag immer an der Seite der jungen Künstler, um ihnen zunächst die Bedeutung des Goldes zu erklären und sie anschließend bei ihren eigenen Werken zu unterstützen. Gold sei ein Edelmetall, das sich nicht wie zum Beispiel Silber mit der Zeit verändere, sagt sie. Darum würden auch Gegenstände, die vergoldet seien, noch nach Jahren wertvoll aussehen. 

Eine Überraschung hält Küster Ewald Ikemann in der Sakristei des Domes für die Kinder bereit: Vorsichtig, mit weißen Handschuhen zum Schutz bekleidet, holt er das Vortragekreuz aus dem Schrank. Das kostbare Kunstwerk wurde Anfang des 17. Jahrhunderts gestaltet und wird noch heute bei Messfeiern benutzt. 

Fingerspitzengefühl ist schließlich gefragt, als Stephanie Sczepanek im Atelier das Material zum Vergolden auspackt. „Ist das dünn“, staunt die achtjährige Lena, als sie ein Stück Blattgold zwischen ihren Fingern reibt. Vorsichtig tragen die Kinder die sogenannte Anlegemilch auf ihre Kreuze, Steine und Dosen, die sie mitgebracht haben, auf. Dann muss die transparente Flüssigkeit trocknen. „Ich vergolde meine Zahndose, in die alle meine Milchzähne kommen“, erklärt Lena die Wahl ihres wertvollen Gegenstandes. Franziska hat sich für ein kleines Holzkreuz entschieden. „Das begleitet mich bei meiner Erstkommunionvorbereitung, daran werde ich mich immer erinnern“, sagt die Achtjährige. Vorsichtig legen sie kleine Stücke Blattgold auf ihre Gegenstände und streichen mit einem Pinsel über die Oberfläche. Die Mädchen sind begeistert. „Das sieht direkt wertvoll aus“, ruft Lena, bevor sie und die anderen Kinder ihre Gegenstände zum Trocknen ablegen.

Ann-Christin Ladermann