LVHS-Direktor Michael Gennert zum Volkstrauertag

, Kreisdekanat Warendorf

131 Kriegsgräber gibt es auf dem Friedhof in Warendorf. „Jedes dieser Gräber mahnt uns zum persönlichen Einsatz für den Frieden.“ Darauf hat Michael Gennert, Direktor der Landvolkshochschule (LVHS) in Freckenhorst, bei seiner Rede in der Warendorfer Marienkirche anlässlich des Volkstrauertages am 19. November hingewiesen. Der Gedenktag habe durch die steigende Anzahl internationaler Konflikte „eine ungeahnte Aktualität“ bekommen, das Gedenken sei notwendiger denn je. Allein im vergangenen Jahr seien 238.000 Menschen in Kriegen und Konflikten gestorben. „So viele wie noch nie im 21. Jahrhundert“, führte Gennert aus und verdeutlichte: „Jeder Krieg führt immer, wirklich immer, in die Katastrophe.“

Michael Gennert, Direktor der LVHS Freckenhorst, hielt am Volkstrauertag die Rede in der Warendorfer Marienkirche.

© Gabi Wild

Die hundertjährige Geschichte und der Ursprung des Volkstrauertages mahnten, immer wieder neu das Wort zu erheben. „Wir dürfen es nicht beim Schweigen als eine natürlich Begleitung des Schmerzes belassen“, appellierte er. Angesichts der „großen Teilnahmslosigkeit“, von der zuletzt der jüdische Pianist Igor Levit gesprochen hatte, fragte Gennert: „Wo ist denn das Volk? Wo ist die gemeinsame Trauer?“ 

Der Direktor des Bildungshauses in Trägerschaft des Bistums Münster betonte, worauf es in einer Zeit, in der auch Tod und Trauer zunehmend aus dem öffentlichen Leben verdrängt werden, die Beerdigungen und Gräber immer mehr anonymisiert seien und der Zustand der Friedhöfe den Zustand der Gesellschaft spiegele: „Wir sollten als Nation zusammenrücken und innehalten. Denn wir merken immer deutlicher, dass der Friede und die Freiheit, in der wir seit 1945 leben durften, keine Selbstverständlichkeit sind.“ 

Der Theologe stellte dem Begriff vom „gerechten Krieg“ dem „gerechten Frieden“ gegenüber. In Anlehnung an das Leitwort zum Volkstrauertag, festgelegt durch den Volksbund deutscher Kriegsgräberfürsorge, „Frieden ist m ehr als die Abwesenheit von Krieg“, betonte Gennert: „Wahrer Friede setzt den Dialog und die Bereitschaft zur Verständigung und Versöhnung voraus, zur Begegnung von Mensch zu Mensch. Darauf müssen wir den Fokus richten.“

Ann-Christin Ladermann