Die hundertjährige Geschichte und der Ursprung des Volkstrauertages mahnten, immer wieder neu das Wort zu erheben. „Wir dürfen es nicht beim Schweigen als eine natürlich Begleitung des Schmerzes belassen“, appellierte er. Angesichts der „großen Teilnahmslosigkeit“, von der zuletzt der jüdische Pianist Igor Levit gesprochen hatte, fragte Gennert: „Wo ist denn das Volk? Wo ist die gemeinsame Trauer?“
Der Direktor des Bildungshauses in Trägerschaft des Bistums Münster betonte, worauf es in einer Zeit, in der auch Tod und Trauer zunehmend aus dem öffentlichen Leben verdrängt werden, die Beerdigungen und Gräber immer mehr anonymisiert seien und der Zustand der Friedhöfe den Zustand der Gesellschaft spiegele: „Wir sollten als Nation zusammenrücken und innehalten. Denn wir merken immer deutlicher, dass der Friede und die Freiheit, in der wir seit 1945 leben durften, keine Selbstverständlichkeit sind.“
Der Theologe stellte dem Begriff vom „gerechten Krieg“ dem „gerechten Frieden“ gegenüber. In Anlehnung an das Leitwort zum Volkstrauertag, festgelegt durch den Volksbund deutscher Kriegsgräberfürsorge, „Frieden ist m ehr als die Abwesenheit von Krieg“, betonte Gennert: „Wahrer Friede setzt den Dialog und die Bereitschaft zur Verständigung und Versöhnung voraus, zur Begegnung von Mensch zu Mensch. Darauf müssen wir den Fokus richten.“
Ann-Christin Ladermann