„Maria weint“ für Prozessionsweg

, Stadtdekanat Münster, Kreisdekanat Warendorf

Es ist eine Kreuzwegstation, die im Kontrast zu den anderen Stationen und vor allem zur unmittelbaren Umgebung steht: eine Figur aus Stahl und Plexiglas inmitten von Wald und Natur. Die Skulptur „Maria weint“ des Künstlers Rupert König macht den Kreuzweg am Mauritzer Prozessionsweg mit 14 Bildstöcken von Heinrich Gerhard Bücker wieder komplett. 

Dr. Elisabeth Hemfort und Rupert König mit einem kleinen Modell der Originalskulptur, die ab morgen, 14. Mai, an der 13. Kreuzwegstation des Prozessionsweges stehen wird.

© Bistum Münster

Rupert König ließ ein kleines Abbild des Telgter Gnadenbildes in 3D scannen, schnitt das entstandene Bild virtuell in einzelne Scheiben und baute diese als ein 1,20 Meter großes Kunstwerk nach.

© Rupert König

Im Juli vergangenen Jahres musste der rund 800 Kilogramm schwere Reliefstein an der 13. Station kurz hinter der Kanalbrücke aus Sicherheitsgründen abgebaut werden. Baumwurzeln hatten den Stein samt Sockel in eine bedenkliche Schräglage gebracht. Wenn die Erweiterungsarbeiten an diesem Teil des Kanals beginnen – voraussichtlich im Spätherbst, müssen die Bildstöcke im dortigen Teil des Weges für längere Zeit eingelagert werden. Doch bis es soweit ist, wollte es die Initiative Prozessionsweg Sankt Mauritz an der 13. Station nicht beim bloßen Sockel belassen, erklärt Dr. Elisabeth Hemfort, Vorsitzende der Initiative: „Wir haben die Leerstelle als Chance verstanden, im Kontext des Kreuzwegs wieder die Kunst zu Wort kommen zu lassen mit einer Stimme, die unsere Gegenwart mit all ihren Glaubenszweifeln einfängt.“

"Hier sehe ich Maria in der Gestalt des Telgter Gnadenbildes"

Für König, der als Leiter des Kirchenfoyers in Münster arbeitet und mit Kunstinstallationen in mehreren Stadtkirchen in den vergangenen Jahren christliche Motive in Szene gesetzt hat, schließt sich mit seinem Kunstwerk an der Stelle ein Kreis. Seit er vor sechs Jahren ein Praktikum als Pastoralreferent in der Propsteigemeinde in Telgte machte, hat König eine besondere Beziehung zu dem Wallfahrtsort – und zum Telgter Gnadenbild. Für Kunstinstallationen arbeitete er schon mehrmals mit dem Holzschnitzer Ernst Franz aus Unterammergau zusammen, der ein Abbild der Muttergottes-Figur gefertigt hat. Für die 13. Station, die bei jedem Kreuzweg mit „Jesus wird in den Schoß seiner Mutter gelegt“ überschrieben ist, hatte er sofort eine Idee: „Hier weint Maria um ihren Sohn, hier sehe ich Maria in der Gestalt des Telgter Gnadenbildes, dem Ziel der Pilgerinnen und Pilger, die auf diesem Weg unterwegs sind“, erklärt er.

König ließ ein kleines Abbild des Gnadenbildes in 3D scannen, schnitt das entstandene Bild virtuell in einzelne Scheiben und baute diese als ein 1,20 Meter großes Kunstwerk nach. „Jeder Körperschnitt ist im Original enthalten“, verdeutlicht er, „aber durch die Fragmentierung bekommt die Silhouette Marias eine ganz andere Anmutung, die je nachdem, von wo man schaut, unterschiedlich wirkt.“ Im Kontrast zu dem aus Stahl geformten Körper Marias steht der Leichnam Christi in ihrem Schoß aus fluoreszierendem Plexiglas im gelben Farbton. „Das Tageslicht bringt das Material zum Leuchten, auch noch in der Dämmerung“, kündigt König an. Ganz bewusst habe er sich für diese Umsetzung entschieden: „In dem toten Christus wird die Auferstehung angedeutet, da steckt Hoffnung drin.“ Auch Elisabeth Hemfort ist beeindruckt von der Botschaft: „Die Transformation vom Irdischen ins Himmlische wird hier sprechend zum Ausdruck gebracht.“ 

Rostflecken sollen wie Tränen aussehen

„Maria weint“ – König baut auf die Natur, damit sich der Titel, den er der Skulptur gegeben hat, auch visuell umsetzt. Noch ist der Stahl grau, durch die Witterung wird er sich rötlich verfärben und schließlich auch rosten. „Wenn der Rost bei Feuchtigkeit über den Plexiglas-Christus runterläuft, kann es wie Tränen aussehen“, beschreibt der Künstler seine Vorstellung. Elisabeth Hemfort ist überzeugt, dass die Skulptur Aufmerksamkeit erregen wird: „Rupert König hat die theologische Dimension der gottesmütterlichen Trauer in eine Bildsprache unserer Zeit übersetzt, die wir intuitiv begreifen und die uns den sakralen Inhalt wieder neu empfinden lässt.“

Die Skulptur wird am Samstag, 14. Mai, um 15 Uhr an der 13. Station am Prozessionsweg geweiht. 

Ann-Christin Ladermann