Marienschülerinnen setzen „Sein und Schein“ künstlerisch um

, Stadtdekanat Münster

Oft überzeugen Oberflächlichkeiten, die Unterscheidung zwischen Sein und Schein fällt schwer: Auf kreative Art und Weise haben sich 19 Marienschülerinnen aus Münster im Kunst-Grundkurs mit diesem Thema auseinandergesetzt. Um auch anderen Menschen für „Sein und Schein“ zu sensibilisieren, hat die Bischöfliche Marienschule dabei mit der Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstelle (EFL) des Bistums Münster kooperiert. Am 2. Juni präsentierten die jungen Künstlerinnen ihre Werke Eltern, Lehrern und Mitschülerinnen in den Räumen der benachbarten EFL.

Er sieht nach einem unscheinbaren Handschuh aus. Doch beim Einschalten des U-Lichtes werden die einzelnen Knochen einer menschlichen Hand sichtbar. Ida Engelke und Jette Konerding (rechts) präsentieren die Arbeit einer Mitschülerin.

© Bistum Münster

Die Neugierde und das große Kunstinteresse lobte Künstler Thomas Gerhards, der das Projekt betreut hat: „Es ist erstaunlich, welche Zugänge die Schülerinnen zu dem Thema gefunden haben“, freut er sich über die große Bandbreite. Bei der Auswahl des Themas habe er zwar Aspekte im Kopf gehabt, die von den Schülerinnen aber in verschiedene Richtungen erweitert worden seien. „Letztlich ist es wichtig, welches Bild im Kopf entsteht und nicht, wie die Farbe im Detail aufs Bild kommt“, erklärt Gerhards. Aus Sicht von Christoph Müller, stellvertretender Schulleiter, liegt in der seit 2018 bestehenden Kooperation von Marienschule und EFL eine große Chance: „Eigene Werke außerhalb der Schule zeigen zu können, ist etwas Besonderes für die Schülerinnen, das mit Blick auf die Vorbereitung einer Ausstellung den Horizont erweitert.“ 

Die Freiheit, sich für einen Aspekt des Themas zu entscheiden, sowie der Prozess der Entstehung haben den Schülerinnen Ida Engelke, Leni Gehring und Jette Konerding besonders viel Freude gemacht. „Kaum eine von uns hat am Ende das Kunstwerk in den Händen gehalten, das sie sich zu Beginn überlegt hat“, resümiert die 17-jährige Jette Konerding. Dass sich keine Kunstwerke ähneln, hätten die Kunstschülerinnen nicht erwartet. „Jede hat einen individuellen Zugang gefunden“, berichtet Ida Engelke (16). Trotz Einzelkunstwerken hätten sich die Schülerinnen gegenseitig beraten und unterstützt.

Ein überdimensional großes Gummibärchen lacht die Besucherinnen und Besucher im Foyer der EFL an. Leni Gehring (links, hier mit Jette Konerding) hat für ihr Kunstwerk Beipackzettel als Grundlage verwendet, um auf die Nebenwirkungen von Medikamenten und verschiedenen Inhaltsstoffen aufmerksam zu machen.

© Bistum Münster

Die Schülerinnen haben die ganze Bandbreite der Materialen genutzt: Die Besucher finden Zeichnungen, modellierte Kunstwerke, Skulpturen aus Draht, sogar ein Video ist dabei. In ihren Werken kritisieren die Kunstschülerinnen den Umgang des Menschen mit der Natur ebenso wie das in der Gesellschaft vorherrschende Schönheitsideal und leere Versprechen von Politikerinnen und Politikern. Ein anderer Schein als ihr Sein geht auch von einer nachgebauten Favela in Rio de Janeiro aus. Mit ihren bunten Farben und ihrer oft besonderen Architektur locken sie häufig Touristen an, sind aber in der Realität Armutsviertel ohne ausreichende Infrastruktur, in denen nicht selten mit Drogen gehandelt wird.  

Ein überdimensional großes Gummibärchen lacht die Besucherinnen und Besucher im Foyer der EFL an. Leni Gehring hat Beipackzettel als Grundlage verwendet, darauf sind mehrere bunte Pillen gezeichnet. „Viele Menschen greifen zu Tabletten, bedenken aber die Nebenwirkungen nicht“, beschreibt die 16-Jährige das Tückische an den vermeintlich harmlosen Tabletten. Ein Glas mit echten Gummibären lädt zum Zugreifen ein. „Die Nebenwirkungen der Inhaltsstoffe in den Gummibären habe ich extra klein geschrieben“, sagt Leni Gehring schmunzelnd.

Ursula Demmel, Leiterin der EFL in Münster, ist begeistert von den Kunstwerken der Schülerinnen. Das Thema „Sein und Schein“ betreffe den Kern der Arbeit in der Beratungsstelle, erklärt sie. „In unseren Gesprächen mit den Klientinnen und Klienten greifen wir das auf, was sich auf den ersten Blick präsentiert, beleuchten das Bild aus einer anderen Perspektive, versuchen andere Blickrichtungen einzunehmen, um dann eine neue Entwicklung in Gang zu setzen“, freut sie sich über die Arbeiten der Schülerinnen, die noch bis Montag 19. Juni, in der EFL zu sehen sind. Dafür ist eine Anmeldung im Sekretariat unter Telefon 0251 135330 nötig. 

Ann-Christin Ladermann

Vertreterinnen und Vertreter der Bischöflichen Marienschule und der EFL gemeinsam mit den Schülerinnen bei der Eröffnung der Ausstellung.

© Bistum Münster