Drinnen ist es warm und trocken, es duftet nach Brot und verbranntem Holz. Bäckermeister Jörg Terjung hat den Ofen schon ordentlich angeheizt. „18 Scheite Buchenholz brauche ich, um den Ofen auf 500 Grad zu bekommen“, erklärt er den Gästen. Danach kühle der Ofen wieder etwas runter, was verhältnismäßig schnell gehe.
Wann es Zeit ist, die Brote in den Ofen zu schieben, misst Jörg Terjung heute mit einem Laserpointer. „Früher hat man dazu die Hand in den Ofen gelegt und ein – möglicherweise schnelles – Vaterunser gebetet“, erzählt der Lüdinghauser Bäckermeister. Wenn das „Vaterunser“ bis zum Ende gesprochen werden konnte, war die Temperatur gerade richtig, um das Brot einzuschieben. Pfarrer Jose Chirackal versucht es einmal und schiebt die Brote in den warmen Ofen. Schwester Christine Mynsyng schaut ihm dabei interessiert zu. Die Umstehenden lassen sich derweil eine Kostprobe der ersten Spekulatius schmecken. „45 Minuten, dann sind die Brote fertig,“ vermeldet Jörg Terjung.
Damit die Wartezeit nicht allzu lang wird, besichtigen die Gäste die mittelalterliche Burg im Rahmen einer kleinen Führung. Markus Kleymann ist Mitarbeiter der Kulturabteilung des Kreises Coesfeld und führt die Gruppe durch die Räume – angefangen bei der Rentei, in der ein Spiel am Bildschirm bei den Anwesenden für große Erheiterung sorgt. Die Fehde von Lambert von Oer und vor allem das eiserne Halsband beeindruckt vor allem die männlichen Gäste sichtbar. Schwester Christine Mynsyng hingegen ist hingerissen von der Dia-Projektion im sogenannten Rittersaal: „It‘s beautiful – es ist wunderschön,“ lächelt sie und bestaunt die Wandmalereien und den illuminierten Glastisch in der Mitte des Raumes.
Nach der Führung geht es dann wieder zurück in das kleine Backhaus. Hier duftet es bereits nach westfälischem Rosinenstuten, und Jörg Terjung hat die ersten Brote bereits herausgeholt. Er zeigt, wie man durch Klopfen auf die Unterseite des Brotes hören kann, ob es gar ist. Er bricht einen Stuten auf, um alle von dem warmen und weichen Brot kosten zu lassen. Dabei erzählt er auch von seiner eigenen Reise nach Indien vor zwei Jahren, während der er an der Herstellung von Chapati-Brot zunächst scheiterte, da er die hauchdünnen Fladen viel zu dick ausgerollt hatte. So habe halt jedes Land seine Spezialitäten, lacht der Bäcker und holt mit Hilfe von Schwester Christine Mynsyng die restlichen Rosinenstuten aus dem steinernen Ofen.
Die vielen Eindrücke dieses Besuchs werden dann anschließend bei einer Tasse Kaffee und einem Stück Kuchen im alten Reitstall der Burg Vischering besprochen, bevor es für die Missio-Delegation auf ihrer Münsterland-Tour weiter zur nächsten Station geht – einem Herdfeuerabend in Dülmen.
Insgesamt sind elf Gäste anlässlich der bundesweiten Eröffnung des Monats der Weltmission am Sonntag in Münster auf Einladung des Hilfswerks missio in diesen Tagen zu Gast im Bistum. Der Nordosten des Subkontinents ist in diesem Jahr Partnerregion des Hilfswerks.
Ira Middendorf-Kleymann