Münster gedenkt der Opfer der Novemberpogrome von 1938

, Bistum Münster

81 Jahre ist es her, dass in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 in der Pogromnacht auch die Synagoge in Münster von den Nationalsozialisten verwüstet und niedergebrannt wurde. Ein starkes Zeichen gegen das Vergessen, für die Erinnerung und die Verantwortung der Generationen haben am Freitag, 8. November, rund 200 Gäste im jüdischen Gotteshaus an der Klosterstraße im Rahmen einer Gedenkstunde gesetzt; unter ihnen auch Dr. Heinrich Mussinghoff, ehemaliger Bischof von Aachen und ehemaliger Dompropst von Münster, sowie zahlreiche Honoritäten aus Politik und Gesellschaft.

In Gedenken an die Opfer des nationalsozialistischen Terrorregimes entzündeten unter anderem Dr. Heinrich Mussinghoff, ehemaliger Bischof von Aachen (l.) und der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Münster, Sharon Fehr, Kerzen in der Synagoge.

© Bischöfliche Pressestelle/Jule Geppert

„Erinnerung mahnt, Verantwortung bleibt, Zukunft schafft Hoffnung" – mit diesen Worten war der Vortrag Mussinghoffs überschrieben. Er zeigte sich tief erschüttert über den Anschlag auf die Synagoge in Halle und mahnte: „Antisemitismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit beginnt im Kopf, in den Gedanken. Dann geht es über in die verwendeten Worte und mündet schließlich in Taten." Er warnte davor, die Erinnerung an die „Vernichtungsorgie der Nazis und die bestialischen Morde" verblassen zu lassen, denn: „Wir heute haben uns nicht persönlich schuldig gemacht. Aber wir stehen in einer Haftung. Wir sind für eine Gedächtniskultur verantwortlich." Er halte es mit dem Bundespräsidenten Frank Walter Steinmeier, der gesagt habe: „Nichts hören, nichts sehen, nichts sagen und nichts tun – das ist keine Option. Wir müssen aufstehen gegen Antisemitismus." Und, so ergänzte der ehemalige Bischof von Aachen und ehemalige Dompropst von Münster: „Wir müssen jeden Tag, immer aufs Neue, gedenken."

Sharon Fehr, Vorsitzender der jüdischen Gemeinde Münster mahnte ebenfalls: „Die Verbrechen dürfen nicht in Vergessenheit geraten." Der Antisemitismus sei längst angekommen in der Mitte der Gesellschaft. Er rief dazu auf, „gemeinsam die Grundwerte der demokratischen Gesellschaft zu schützen und Antisemitismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit entschieden zu bekämpfen."

Einen „Aufstand der Anständigen" forderte auch Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe. Die Ereignisse in Halle hätten ihn nicht nur sprachlos und wütend gemacht, sondern auch beschämt. „Wir müssen Aufmerksam sein, Solidarität und Freundschaft zeigen. Und die Aufmerksamkeit beginnt im Alltäglichen: bei der Wahl der Worte und der Witze, den Begegnungen miteinander", sagte er, und an die Adresse der jüdischen Gemeinde der Friedensstadt: „Gut, dass es euch gibt."

Auch eine Vertreterin der muslimischen Ditib-Gemeinde in Münster nahm an der Gedenkstunde teil. Sie wünsche sich mehr religiösen Dialog, oder vielleicht sogar Trialog der großen Religionsgemeinschaften Judentum, Christentum und Islam. „Wir nehmen Anteil am heutigen Gedenktag", bekundete sie.

Organisiert wird die Gedenkstunde vom Verein „Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Münster". Dessen geschäftsführende Vorsitzende Ruth Frankenthal betonte: „‚Nie wieder!‘ und ‚Wehret den Anfängen!‘ dürfen nicht zu Floskeln werden; obwohl wir oft schon einen Schritt weiter und mittendrin scheinen."

„Wir verneigen uns im tiefen Respekt vor den Überlebenden der Shoa und den sechs Millionen getöteten jüdischen Frauen, Männern und Kindern sowie vor allem Opfern des Nationalsozialismus", schloss Scharon Fehr.