
Einblick in die Dauerleihgaben der Kirchengemeinde
© Benedikt BrüggenthiesWeitaus unscheinbarer kommen 23 kleinteilige Textilfragmente daher, die aber für die mittelalterliche Geschichte der Abtei von großem Interesse sind. Zusammen mit einigen Knochenstückchen handelt es sich um die Reste von Reliquienpäckchen, die lange Zeit relativ unbemerkt in der Sakristei der Klosterkirche aufbewahrt wurden. Die Reliquien stammen überwiegend aus dem Schrein der Heiligen Cosmas und Damian im Hochaltar der Kirche und wurden also in besonderer Weise verehrt. Eine intensive Untersuchung und Restaurierung im Kölner Institut für historische Textilien ergab nun interessante neue Erkenntnisse über das Alter und die Herkunft der Stoffreste.
Die ältesten Objekte sind ein byzantinisches Reliquienpäckchen und ein kleines Stück chinesischer Seide aus der Tang-Dynastie, die in den Zeitraum 7. bis 9. Jahrhundert datiert werden können und somit noch aus der Gründungsphase des Damenstifts stammen. Aber auch Stoffe des 13./14. Jahrhunderts aus Spanien und Italien befanden sich unter den Reliquienstoffen. „Das Material gibt Aufschluss über die weitgespannten Handelswege und die Handwerkskunst des Mittelalters“, erläutert Museumsleiter Sebastian Steinbach, „und zeigt zugleich die große Wertschätzung, die man den darin aufbewahrten Reliquien einstmals entgegenbrachte.“
Leider lässt sich nicht mehr in jedem Fall ermitteln, von welchen Heiligen die Überreste ursprünglich stammten, da Schriftinformationen teilweise fehlen. Mit Zustimmung des Kirchenvorstands der Pfarrei St. Margareta Wadersloh, vertreten durch Pfarrer Martin Klüsener und Kirchenvorstandsmitglied Eugen Teigeler, werden die Objekte nun die Dauerausstellung um neue Facetten der Abteigeschichte bereichern.
Ergänzt werden sie um einige kürzlich erworbene Schriftstücke, die aus der Zeit der Äbte Maurus Schräder (1668–1678) und Gregor Waltmann (1698–1739) stammen und Einblicke in das Verhältnis von Kloster und Bevölkerung geben. „Denn auch wenn Kirche, Museum und Ort Liesborn heute von Besucherinnen und Besuchern häufig als getrennte Sphären aufgefasst werden, so waren sie doch über Jahrhunderte aufs Engste miteinander verbunden“, sagt Pfarrer Klüsener. Diese historische Zusammengehörigkeit in Ausstellungen und Veranstaltungen zukünftig wieder stärker sichtbar zu machen, haben sich Museumsleitung und Kirchengemeinde gemeinsam zum Ziel gesetzt. Auch das Liesborner Evangeliar und seine Geschichte werden hierzu im kommenden Jahr einen wichtigen Beitrag leisten.
Text: Museum Abtei Liesborn des Kreises Warendorf