Neuntklässler der Marienschule informierten sich über das Thema Demenz

Wie fühlt es sich an, wenn man mit zitternden Händen Kleingeld aus dem Portemonnaie holen möchte? Wie, wenn man nur noch schemenhaft sieht und Wasser einschenken will?

Das erlebten die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe neun der Marienschule in Dülmen hautnah. Einen Vormittag lang ging es an der bischöflichen Realschule für eine der vier neunten Klassen nicht um Mathematik und Vokabeln, sondern um die Themen alt werden und Demenz. Angeboten wurde das Unterrichtsprojekt "Generation 70 + im Fokus" von der Familienbildungsstätte (FBS) Dülmen in Kooperation mit der Marienschule und dem Caritas-Fachseminar für Altenpflege. "Unser Ziel ist es, die jungen Menschen für das Thema Demenz zu sensibilisieren. Wir möchten ihnen auch vermitteln, dass erkrankte Menschen nicht nur Defizite, sondern auch Potenziale haben", erklärte Doris Schröer. Die Diplom-Sozialpädagogin, die selbst in Münster in einem Haus für Demenzkranke und am Fachseminar für Altenpflege in Rheine arbeitet, hat das vier Stunden umfassende Unterrichtsprojekt im Auftrag der "Dülmener Allianz für Menschen mit Demenz" entwickelt.

Neben allgemeinen Informationen über die Erkrankung, zum Verhalten Demenzkranker und Tipps für den Umgang mit ihnen, konnten die Schülerinnen und Schüler in Kleingruppen an verschiedenen Stationen selbst erleben, was es bedeutet, im Alter eingeschränkt zu sein – zum Beispiel mit einem Tremor-Handschuh, der über elektrische Impulse gesteuert wird. Milena Sträter probierte ihn aus. Langsam begann es in ihren Händen zu kribbeln. Altenpflegeschülerin Vanessa Wienhölter hatte das Steuerungsgerät in der Hand. "Das ist komisch. Es zuckt immer", sagte Sträter und lachte. Ihren Klassenkameraden ging es ähnlich. "Dann versuche einmal, etwas zu schreiben und Kleingeld aus dem Portemonnaie zu nehmen", forderte Wienhölter sie auf. Das schien gar nicht so einfach zu sein. Auch als sie Wasser in einen Becher gießen und trinken wollte, funktionierte es nicht so, wie sie es sonst von ihren ruhigen Händen gewohnt ist. "Das ist schon krass. Man hat keine Kontrolle mehr und fühlt sich hilflos", sagte ihr Mitschüler Tim Peters. "Jetzt könnt ihr vielleicht besser verstehen, warum ältere Menschen an der Kasse länger brauchen, um zu bezahlen", nannte Wienhölter ein alltägliches Beispiel.

Ähnlich erging es den Schülerinnen und Schülern an weiteren Stationen. So konnten sie beispielsweise Brillen aufsetzen, die verschiedene Augenkrankheiten des Alters simulieren. Was ist noch zu lesen? Gelingt es, auch an dieser Station ein Glas Wasser einzuschenken? Nach und nach wurde den Neuntklässlern klar, wie sehr körperliche Einschränkungen das Leben erschweren. Neben weiteren Stationen konnten die Schülerinnen und Schüler in einem Klassenzimmer auch ihren Blutzuckerwert testen lassen. Dabei stellten Altenpflegeschülerinnen ihren Beruf vor.

"Die Schüler sind sehr motiviert", bewertete Schröer das Interesse der 15-Jährigen. Einige hätten bereits Erfahrungen im Umgang mit alten Menschen, für andere sei diese Welt völlig neu. Allen gab sie einen Tipp mit auf den Weg: "Begegnet Demenzkranken mit Geduld und Humor. Das hilft sehr viel."

Zum Abschluss des Vormittags stellte sich Sonja Hellmann der Klasse vor. Sie leitet den Kurs "Jugendlicher Seniorenbegleiter" der FBS. Die neue Fortbildung, die sich an Neunt- und Zehntklässler des Annette-von-Droste-Hülshoff- und des Clemens-Brentano-Gymnasiums sowie der Marienschule Dülmen wendet, startet im September und endet mit der Zertifikatsvergabe im Februar 2018.

Weitere Informationen gibt es im Internet unter: www.fbs-duelmen.de.

Bildunterschriften:

  • Doris Schröer (links) leitete das Unterrichtsprojekt "Generation 70 + im Fokus" an der Dülmener Marienschule.
  • Was lässt sich noch erkennen, wenn die Augen erkrankt sind. Die Schülerinnen und Schüler testen es und blicken durch die Simulationsbrillen.

Text: Bischöfliche Pressestelle / 13.07.17
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Fotos: Michaela Kiepe/Bischöfliche Pressestelle