Nicht nur reden, sondern ins Handeln kommen

, Bistum Münster

Um die Artenvielfalt und Biodiversität in Deutschland steht es schlecht: „Wir haben keine zehn Jahre mehr Zeit, auch keine fünf. Der Kiebitz im Münsterland etwa ist kurz vor dem Verschwinden“. So beschreibt die promovierte Biologin Britta Linnemann die Lage. Sie ist Vorständin bei der NABU-Naturschutzstation Münsterland, eine von fünf in NRW. Hier kümmert sich der Naturschutzbund Deutschland (NABU) um Naturschutzgebiete, lädt Interessierte zu Veranstaltungen und Führungen ein und betreibt Öffentlichkeitsarbeit mit 19 wissenschaftlichen Mitarbeitenden und Dutzenden Ehrenamtlichen. 

Weihbischof Rolf Lohmann vom Niederrhein, Vorsitzender der Arbeitsgruppe für ökologische Fragen bei der Deutschen Bischofskonferenz, lässt sich durch den barrierefreien Garten führen sowie durch die Fauna eines Moorgebiets am Stadtrand von Münster. „Spätestens seit der Enzyklika ‚Laudato Si‘ sollte jedem Katholiken die Dringlichkeit der Anstrengungen zur Bewahrung der Schöpfung bewusst sein“, erklärt Lohmann. Er weist auch auf das erfolgreiche „Umweltfestival“ am Niederrhein mit mehr als 1500 meist jüngeren Teilnehmern hin. Das Thema Ökologie sei längst mitten in der katholischen Kirche angekommen.

Aber oft stecke der Teufel im Detail, beziehungsweise in fehlenden Geldern. Die Biologin vom NABU erläutert dies an einem Beispiel: Ein geschütztes Moorgebiet grenzt direkt an einen landwirtschaftlichen Betrieb. Als Folge ist die Stickstoffbelastung viel zu hoch für das empfindliche Biotop. Eine ideale Lösung wäre die Aufforstung des Grenzbereichs, aber dafür will der Pächter einen finanziellen Ausgleich. Biologin Linnemann appelliert an die zahlreichen kirchlichen Eigentümer von landwirtschaftlichen Liegenschaften, ob Privatleute oder Stiftungen, sich dem Umweltschutz mehr zu öffnen und notfalls zunächst weniger Einnahmen zu erzielen: „Langfristig zahlen wir sonst drauf. Und für Landwirte ist Biodiversität sogar noch wichtiger als für alle anderen.“ 

Die anwesenden Mitarbeitenden des Bistums, die zuständig für die Liegenschaften sind, schreiben bei der Nennung einzelner Hindernisse eifrig mit: Ein entscheidender Punkt sei die Änderung der Pachtverträge mit stärkerer Verpflichtung zum Umweltschutz wie etwa der Umsetzung der EU-Vorgaben, dass 30 Prozent der Fläche für ökologische Landwirtschaft vorbehalten sein sollten. „Wir können uns als Türöffner nützlich machen. Die guten Ideen liegen alle auf dem Tisch. Letztlich sind wir froh, von denen zu lernen, die nah an diesem Thema dran sind“, verspricht Georg Schoofs vom Generalvikariat. Und Weihbischof Lohmann erklärt, seinen Einfluss im Stiftungsrat künftig stärker einzubringen. 

Am Schluss sind sich alle Teilnehmenden einig, dass es konkreter Beschlüsse bedarf: „Nicht nur reden, sondern ins Handeln kommen und die Akteure zusammenbringen. Wir müssen das Thema zusammen bewältigen und alle mitnehmen. Aber Widerstände wird es immer geben, und wir dürfen nicht zurückweichen. Die aktuellen Krisen –etwa die Energiekrise und die Umweltthematik dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden“, so die engagierten Worte von Weihbischof Rolf Lohmann.

Achim Pohl

Eine Gruppe steht im Garten des Naturschutzzentrums..

Sie trafen sich in der NABU-Naturschutzstation Münsterland in Münster (von links): Georg Schoofs von der Gruppe Liegenschaften des Bistums Münster, Dr. Christian Göcking, Vorstand NABU-Naturschutzstation Münsterland, Weihbischof Rolf Lohmann, Dr. Britta Linnemann, Vorstand NABU-Naturschutzstation Münsterland, Birgit Hüsing, ebenfalls von Gruppe Liegenschaften des Bistums, sowie Thomas Kamp-Deister von der Fachstelle Weltkirche, Referat Schöpfungsbewahrung.
Dr. Britta Linnemann, Vorstand der NABU-Station Münsterland, begrüßte Weihbischof Rolf Lohmann in der Naturschutzstation.

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