Der Auftrag der Kirche sei es, nicht nur für sich selbst und ihre Mitglieder da zu sein, sondern für alle Menschen ein offenes Ohr zu haben, bekräftigte er. Es gebe zwar die klare Trennung von Kirche und Staat, dennoch komme es in vielen Fällen zur Zusammenarbeit, erklärte Lohmann. Auf der Tagesordnung stand unter anderem die Frage, an welchem Punkt die katholische Kirche derzeit steht. „Wir müssen uns fragen, wo bei uns systemische Fehler liegen“, gab der Weihbischof selbstkritisch zu und verwies auf den sogenannten „Synodalen Weg“ in Deutschland, in dessen Rahmen Laien und Geistliche kritische Themen beraten. „Wir müssen“, wandte sich Lohmann an die Politiker, „reformfähig sein für den weiteren Weg. Daher ist es mir wichtig zu hören, was Sie der Kirche raten.“
In dem Gespräch machten die Politiker deutlich, dass es nach ihrer Wahrnehmung eine große Enttäuschung über die Kirche gibt, die sich immer mehr von der Gesellschaft entfremde. Entsprechend müsse der Dialog zwischen Kirche und Gesellschaft stärker geführt und das Leben in den Gemeinden besser unterstützt werden.
Auf der Tagesordnung standen zudem Themen wie Biodiversität, Umwelt und Ökologie, zum Beispiel mit Blick auf die Landwirtschaft und den Öffentlichen Personennahverkehr. Die sozialen und wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise wurden ebenso besprochen wie die aktuelle Lage der Krankenhauslandschaft am Niederrhein. Der Austausch verlief kontrovers, aber sachlich und respektvoll. So gab es auch viele positive Reaktionen, als Weihbischof Lohmann zum Ende der rund dreistündigen Beratungen ankündigte, den Niederrhein-Gipfel im kommenden Jahr fortzusetzen.
„Unsere gemeinsame Aufgabe ist es, den Menschen zu dienen, politisch wie kirchlich“, sagte der Weihbischof zur Verabschiedung, „für mich war das ein äußerst fruchtbarer und gewinnbringender Meinungsaustausch mit den gewählten Volksvertretern. Ich finde es gut, dass wir bei vielen Themen an einem Strang ziehen wollen und über Lösungsansätze kontrovers diskutieren. Das ist eine wichtige Grundlage im Dienst an den Menschen.“
Christian Breuer