Drei Mal wird Bischof Erik Varden aus Trondheim am Montag, 1. Mai, mit einem goldenen Hammer gegen das Pilgerportal der Marienbasilika im niederrheinischen Kevelaer schlagen. Sobald das Portal sich anschließend öffnet, ist das Pilgerjahr eröffnet. Es steht unter dem Motto „Habt Vertrauen – Ich bin es“ – Worte, die nach dem Matthäus-Evangelium Jesus zu seinen Jüngern spricht, nachdem sie auf dem See Genezareth in einen Sturm geraten sind und durch Jesus gerettet werden.
„Die Menschen haben trotz aller Krisen Freude am Pilgern“
Stürmische Zeiten erlebe auch die Gesellschaft, sagt Dr. Bastian Rütten, Pastoralreferent in Kevelaer und Mitglied der Wallfahrtsleitung. Und daher passe das diesjährige Motto gut. „Vertrauen ist wichtig, auch wenn es viele Gründe zu geben scheint, es zu verlieren. Sowohl in die Kirche, aber auch in weite Teile der Gesellschaft“, erklärt er. Die lange Zeit der Pandemie, der Krieg in der Ukraine und auch die Krise der Kirche verunsichere die Menschen. „Wir merken, dass die Menschen Trost suchen, wie ihn Maria hier in Kevelaer als ,Trösterin der Betrübten‘ verspricht, aber wir können uns nur trösten lassen, wenn wir Vertrauen haben“, betont Rütten. „Die Aufforderung zum Vertrauen kommt nicht von Menschen, sondern direkt von Gott. Das heißt, dass wir unserem Glauben trauen dürfen. Man kann sich ja trotzdem zu Themen unterschiedlich positionieren.“
Mit dem norwegischen Bischof Varden wird Wallfahrtsrektor Gregor Kauling erneut einen Geistlichen aus dem Norden am Niederrhein begrüßen, nachdem im vergangenen Jahr bereits der isländische Bischof David Tencer den Marienwallfahrtsort besucht hat. Der norwegische Bischof Varden hat einen außergewöhnlichen Lebenslauf, der 1974 geborene Varden empfing 2011, als Mitglied des Trappisten-Ordens, die Priesterweihe. Unter anderem lebte Varden in England und Rom, bevor er 2020 in seinem Heimatland Norwegen zum Bischof geweiht wurde.
ür das anstehende Wallfahrtsjahr haben die Verantwortlichen geplant, mit dem neuen Pilgerfoyer und zahlreichen haupt- und ehrenamtlichen Seelsorgerinnen und -seelsorgern rund um den Kapellenplatz präsent zu sein. „Wir möchten signalisieren, dass wir persönlich ansprechbar sein für die Menschen, die nach Kevelaer kommen“, betont Rütten. „Der größte Gottesdienstraum, den wir haben, ist der Kapellenplatz. Denn jede angezündete Kerze, jedes Gebet am Gnadenbild ist schon eine Form von Gottesdienst“, sagt der Pastoralreferent. „Das ist das Schöne an einem Wallfahrtsort: Jeder kann sich hier mit seinen Bedürfnissen verstanden wissen. Einige möchten in Stille eine Kerze anzünden, andere freuen sich auf Musik und sind in der Basilika gut aufgehoben. Ich merke, dass die Leute auf sich achten und merken, dass ihnen der Glaube etwas geben kann. Die Menschen haben trotz aller Krisen Freude am Pilgern“, weiß Rütten aus zahlreiche Gesprächen.
Zu den Höhepunkten in diesem Jahr wird neben den großen Marienfeiertagen und den Wallfahrten etwa der Tamilen (12. August), der Motorradfahrer (1. Juli) und der Oldtimer-Traktorfreunde (3. Oktober) auch die Rückkehr der Orgel gehören, die derzeit umfangreich renoviert wird. „Der typische Kevelaer-Klang fehlt derzeit, aber er wird wiederkommen“, verspricht Rütten. Er freut sich zudem auf die Festwoche zum 100-jährigen Jubiläum der Ernennung der Wallfahrtskirche zur Basilika Mitte August sowie eine große Schulwallfahrt mit mehr als 1000 Schülerinnen und Schülern aus Grefrath-Mühlhausen, die seit mehr als einem Jahr vorbereitet wird. „Ob in der großen Gruppe oder ganz individuell, bei uns ist jede Pilgerin und jeder Pilger willkommen, der zur Trösterin der Betrübten kommen möchte“, lädt Wallfahrtsrektor Kauling ein.