NRW-Bistümer empfingen Engagierte im christlich-islamischen Dialog

Bischof Dr. Felix Genn hat zum Dialog der Religionen aufgerufen. Beim Empfang der NRW-Bistümer für Verbände, Beauftragte und Engagierte im christlich-islamischen Dialog betonte er, dass nur dieser "Frieden ermöglicht und eine Brücke bauen kann, die uns einander näher bringt".

Rund 50 Teilnehmer trafen sich am 31. August unter dem Motto "Dialog der Barmherzigkeit" in der Akademie Franz Hitze Haus in Münster.

Jährlich treffen sich die Partner aus den islamischen Verbänden, der Christlich-Islamischen Gesellschaft und der beiden großen christlichen Kirchen im Wechsel in einem der beteiligten Bistümer Aachen, Essen, Köln, Münster und Paderborn. Organisiert hatten das diesjährige Treffen in der Stadt des Westfälischen Friedens Angelica Hilsebein, Propst Rainer Irmgedruth und Pfarrer Dr. Ludger Kaulig von der Fachstelle Christen und Muslime im Bischöflichen Generalvikariat Münster.

In seinem Grußwort warnte Bischof Genn vor Pauschalisierungen und verdeutlichte anhand einer aktuellen Debatte, wozu diese führen können: "Wir leiden so an unseren Pauschalisierungen, dass wir am Ende über die Zulässigkeit von Bademoden sprechen. Die Männer streiten sich und die Frauen müssen es ausbaden", betonte er. Die wirklichen Probleme, die Not und die Verzweiflung der Menschen und ihre Bedürfnisse kämen zu kurz. Genn ermunterte zu Differenzierungen, die nur im Gespräch entwickelt werden könnten. "Durch Ihr Engagement wird dieser Dialog konkret", würdigte er den Dienst der Anwesenden.

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Die theologische Bedeutung des Begriffs Barmherzigkeit aus Sicht des Christentums und des Islam verdeutlichten Generalvikar Dr. Norbert Köster und Dr. Dina El Omari vom Zentrum für Islamische Theologie der Universität Münster in kurzen Impulsen. Anhand eines Zitats von Bernard von Clairvaux und einer Sure aus dem Koran entdeckten sie dabei: "Unsere Gedanken zu dem Begriff liegen nicht weit auseinander."

Vier beispielhafte Projekte für gelebten christlich-islamischen Dialog aus dem Bistum Münster erzählten den Anwesenden schließlich aus der Praxis. Nara Bobo, die vor zwei Jahren mit ihrem Mann und den vier Kindern aus Syrien nach Deutschland geflohen ist, berichtete emotional von ihrer Flucht und dem Leben in Deutschland. Immer an ihrer Seite: Irmgard Alkemeier, die zusammen mit ihrem Mann die Familie als Caritaspatin in Münster-Wolbeck betreut. "Ich bin Patin geworden, um die Menschen kennenzulernen und ihnen auf Augenhöhe zu begegnen", erzählte sie. Gemeinsam mit fünf weiteren Wolbeckern erteilt sie den Frauen in der Unterkunft dreimal wöchentlich Deutschunterricht, während die Männer einen Kurs in der Stadt besuchen. "Das Wichtigste ist, dass Kontakte entstehen, denn dort, wo Hilfe notwendig ist, sollten wir sie geben", betonte sie.

Dass auch die Kleinsten schon in diesen Dialog eintreten können, zeigten Schülerinnen und Schüler der Pestalozzi-Grundschule in Marl. Anlässlich des Abrahamsfestes ihrer Stadt erstellten sie einen Trickfilm. Dazu bauten sie die Kulissen und Szenenbilder und zeichneten die Dialoge auf. Begeistert zeigte sich Generalvikar Köster: "Abraham spielt in allen drei Religionen eine große Rolle und die Kinder haben uns gezeigt, dass diese Urgeschichte von dem Paar, das sich aufgrund einer Verheißung aufmacht, unsere gemeinsame Verbindung ist."

Von zahlreichen Projekten mit "neuen Nachbarn", wie die Flüchtlinge im Kinder- und Jugendtreff Hillerheide/Spielhof in Recklinghausen genannt werden, berichtete Björn Schmidt-Freistühler, Leiter der Caritaseinrichtung. Besuchten den Treff 2014 regelmäßig rund 60 bis 70 Jugendliche, kamen bis März 2016 rund 160 junge Flüchtlinge hinzu. Obwohl die Einrichtung und das Personal nicht auf eine solche Gruppengröße eingestellt sind, wurden seitdem zahlreiche Projekte wie eine Musikband, eine Bildungsfahrt nach Berlin oder das Projekt "Menschenrechte" gemeinsam mit Flüchtlingen und Stammbesuchern umgesetzt. "Hinter uns liegt eine bereichernde Zeit", resümierte Schmidt-Freistühler.

Bevor der Dialog bei einem gemeinsamen Abendessen weitergeführt wurde, blickten Vertreter des Christlich-Islamischen Arbeitskreises Münster (CIAK) auf ihre 20-jährige Geschichte zurück und stellten Schwerpunkte ihrer Arbeit vor.

Bildergalerie:

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Text: Bischöfliche Pressestelle / 01.09.16
Kontakt: Pressestelle[at]bistum-muenster.de
Fotos: Bischöfliche Pressestelle/Ann-Christin Ladermann