Paulusbüstenreliquiar aus Münster ist national wertvolles Kulturgut

, Bistum Münster, Stadtdekanat Münster, Niedersachsen

Es ist vergoldet, sein wertvolles Inneres ist in einem Eichenholzkern verborgen, und seine besondere Bedeutung ist jetzt sozusagen amtlich dokumentiert: Das Büstenreliquiar des heiligen Paulus aus dem Domschatz des St.-Paulus-Dom Münster wird in die Liste des national wertvollen Kulturgutes des Landes Nordrhein-Westfalen eingetragen.

Büstenreliquiar des heiligen Paulus.

So sieht ein national wertvolles Kulturgut aus: das Büstenreliquiar des heiligen Paulus.

© Stephan Kube, Greven

Als national wertvolle Kulturgüter können die Bundesländer laut Kulturgutschutzgesetz (KGSG) solche registrieren, die „besonders bedeutsam für das kulturelle Erbe Deutschlands, der Länder oder einer seiner historischen Regionen und damit identitätsstiftend für die Kultur Deutschlands“ sind. Die Eintragung durch die Kulturgutschutzbehörde des jeweiligen Landes, hier das Ministerium für Kultur und Wissenschaft Nordrhein-Westfalen, soll sicherstellen, dass diese Güter in Deutschland bleiben. Nur einzelne, herausragende Werke kämen dafür in Betracht.

Auf das Paulusbüstenreliquiar – wie alle Reliquiare dazu bestimmt, Überreste von Körpern Heiliger zur Verehrung aufzubewahren – trifft das zweifelsfrei zu: „Es ist einzigartig“, sagt Viktoria Aschhoff. Sie ist Referentin im Team des künftigen Münsteraner Dommuseums PAULUS und hat den Antrag an das Land vorbereitet. Aschhoff erklärt: „Es handelt sich um das älteste erhaltene Büstenreliquiar eines christlichen Heiligen in Europa – und damit natürlich auch um das frühste Büstenreliquiar unseres Dompatrons.“ Schon im neunten Jahrhundert sei der Dom nachweislich unter die Schutzherrschaft – das Patrozinium – des Heiligen gestellt worden, daher auch sein Name. 

Das aus dem elften Jahrhundert stammende Reliquiar stellt den Apostel Paulus in der für ihn typischen Weise mit Halbglatze, langen Haar und Bart dar. Im Inneren der vergoldeten Büste befindet sich ein Eichenholzkern. Darin sind die Reliquien.

Der Sockel des Reliquiars wurde später umgearbeitet. Die dort angebrachten Zierelemente datieren aus dem 13. Jahrhundert.

Viktoria Aschhoff

Referentin im Team des künftigen Münsteraner Dommuseums PAULUS

Dass das jetzt offiziell anerkannt wird, freut auch Dompropst Hans-Bernd Köppen. Er erläutert die Absicht hinter der Eintragung: „Damit möchten wir als Kirche unserer Verantwortung als kulturgutbewahrende Einrichtung nachkommen.“ Diese Verantwortung spiegele sich auch in der Entscheidung für den Bau des künftigen Dommuseums wider: „Die Entscheidung des Landesministeriums bestärkt uns in unseren Plänen, den Domschatz bald wieder der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Unser Domschatz stellt ein bedeutendes kulturelles Erbe dar, mit dem der Auftrag einhergeht, es zu bewahren und zu vermitteln.“ 

Dass im PAULUS demnächst ein national wertvolles Kulturgut zu sehen sein wird, „macht uns schon ein wenig stolz“, sagt Köppen. Bis dahin müssen sich die Münsteranerinnen und Münsteraner aber noch gedulden: Die Fertigstellung des PAULUS ist Ende 2025/Anfang 2026 zu erwarten. Wer sich beeilt, kann das Paulusbüstenreliquiar allerdings noch im Nachbarbistum Paderborn bewundern. Im dortigen Diözesanmuseum wird es bis zum 7. Januar in der Ausstellung „Glänzende Begegnungen – Die Domschätze von Münster und Paderborn“ gezeigt.