Pfadfinderin Doris Keil aus Dorsten gewinnt Adveniat-Reise zum Weltjugendtag
Lea klappt schwungvoll das Taschenmesser auf und beginnt, die dicke braune Rinde von einem Buchenzweig zu schaben. Daniel zündelt mit einem Stock am Lagerfeuer und drei weitere Jungs liefern sich vor dem Zelt einen Spaßkampf mit selbstgebastelten Holzschwertern. Feuer, Holz und Taschenmesser – für die Kinder im Pfingstlager der Gemeinde St. Barbara in Barkenberg Höhepunkte im Ferienlager.
Für die Betreuer der Nervenkitzel schlechthin, sollte man denken. Doch Doris Keil sitzt gelassen zwischen ihren "Wölflingen" im Pfadfinderzelt und hat alles im Blick. "Lea, Achtung, nicht in diese Richtung mit dem Messer. Vorsichtig, Daniel, dein Stock brennt noch." Ob die 21-Jährige Mitte Juli auch so gelassen sein wird? Dann wird sie sich auf den Weg zum Weltjugendtag nach Rio de Janeiro machen. Sie hat beim Weltjugendtags-Wettbewerb Jüngerschafft" des Lateinamerika-Hilfswerks "Adveniat" eines von fünf Tickets nach Rio gewonnen und wird vom 13. Juli bis 1. August nach Brasilien fliegen.
Im Ferienlager der Gemeinde ist Doris Keil bereits zum elften Mal dabei, zum vierten Mal als Jugendleiterin. "Mit uns Betreuern im Rücken können die Kinder die Gefahren von Feuer oder einer Messerklinge austesten", erklärt sie, während sie Lea hilft, die letzten kleinen Äste von ihrem Stock abzusägen. Die Kinder zwischen sechs und vierzehn Jahren lernen bei den Fahrten den Umgang mit der Natur kennen und erfahren, ohne den Luxus des Alltags auszukommen. Stöcke sammeln, Spinnen aus dem Zelt jagen, sich im Dunkeln orientieren steht auf dem Programm. "Wichtig ist uns aber natürlich auch, das Sozialverhalten zu fördern. Die Kinder lernen, dass wir alle gemeinsam viel mehr schaffen können als einer allein", sagt Doris Keil. Sie ist in die Gemeindearbeit von Kindesbeinen an hineingewachsen. Seit über zehn Jahren engagiert sie sich als Pfadfinderin, Obermessdienerin und als Ehrenamtliche in einem Jugendcafé im Sozialen Brennpunkt von Dorsten. Obwohl sie mittlerweile in Dortmund Soziale Arbeit studiert, ist sie als Betreuerin für Aktionen in der Gemeinde jeder Zeit zu haben.
Bisher hat sie nur ein Pfingstlager ausgelassen: 2011 war sie für zwölf Monate als Freiwillige im afrikanischen Mosambik. "Ich wollte gerne andere Lebensweisen verstehen lernen", sagt Doris Keil. Und sie bewundere Menschen, die es immer wieder schafften, ihren Weg weiterzugehen, "auch wenn er noch so steinig ist". Die Abiturientin hat in Afrika in einer Blindenschule Englisch und Musik unterrichtet und in einem Haus für Aidswaisen und Kinder gearbeitet, die von ihren Eltern vergewaltigt oder misshandelt worden waren. "Es war sehr bewegend, ein ganzes Jahr lang mit den Menschen vor Ort zu leben und ihre Probleme zu teilen", erinnert sich Doris. "Mit den kleinsten Dingen, wie dem gemeinsamen Singen oder Basteln, konnte ich dort Freude schenken", sagt sie, während sie zusammen mit zwei Jungs das selbstgebastelte Holzkreuz für den Gottesdienst am Nachmittag aufstellt.
"Doris? Die ist einfach immer genau da, wo man sie gerade braucht", sagt Lagerleiter Frank Kleine-Buckstegge. "Sie scheut sich auch nicht vor den unangenehmen Aufgaben und ist selbst während ihres Studiums für die 72-Stunden-Aktion oder das Jugendcafé zur Stelle", sagt der Pfadfinder. "In der Jugendarbeit sind wir auf diese engagierten jungen Leute angewiesen."
Genau mit diesem selbstverständlichen ehrenamtlichen Einsatz und dem offenen Blick auf Menschen und Kulturen hat Doris Keil in ihrer Bewerbung auch beim "Jüngerschafft"-Wettbewerb des Lateinamerika-Hilfswerks "Adveniat" überzeugt und eines der begehrten Tickets nach Rio gewonnen. "Ich bin total gespannt, wie die Jugendlichen in Rio ihr Leben und die Probleme in ihrem Land wahrnehmen. Ich freue mich sehr auf den Austausch", sagt sie. Die ganze Zeit über sind die Gewinnerinnen in einem Adveniat-Projekt untergebracht und werden hautnah erfahren, wie sich junge Menschen in Rio für andere engagieren – für Straßenkinder, in der Gefängnispastoral oder in den Gemeinden. Doris hofft, dass ihr "die Jugendlichen in Brasilien sagen können, was ich hier in Deutschland im Kleinen, aber ganz konkret für sie machen kann."
Text: Medien- und Öffentlichkeitsarbeit
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