Planungen für St. Markus in Recklinghausen vorgestellt

, Kreisdekanat Recklinghausen

Ein Projekt, bei dem es nur Gewinner gibt? Zu schön, um wahr zu sein. Und doch sieht es so aus, dass das, was Karl Kemper, Propst der Pfarrei St. Peter, gemeinsam mit weiteren Beteiligten den Gemeindemitgliedern in St. Markus am Freitag, 12. Mai, vorstellte, so ein Projekt sein kann. 

„Wenn es uns gelingt, das zu verwirklichen, was für viele Beteiligte eine Herzensangelegenheit ist, kann es eine wegweisende Idee sein“, ist Kemper überzeugt. Für das rund 8000 Quadratmeter große Areal, auf dem sich die St.-Markus-Kirche samt Glockenturm, das Pfarrheim, der Kindergarten und eine Großtagespflege im ehemaligen Pfarrhaus befinden, gibt es umfassende Pläne. Für die Umsetzung ist die Pfarrei nun auf der Suche nach einem geeigneten Investor.

Entstehen soll ein Kindergartenneubau für bis zu vier Gruppen und multifunktionalen Räumen, die am Abend von den Gemeindegruppen genutzt werden können. In dem Gotteshaus sollen neben einem sakralen Raum mit 80 Plätzen im heutigen Altarraum, 18 Wohnungen für Menschen mit „brüchigen Lebensläufen“ in einer ambulanten Betreuung auf eingezogenen Etagen sowie die Großtagespflege mit acht Plätzen entstehen. An der Stelle des Pfarrhauses bietet ein Neubau 20 Obdachlosen in vier Wohngruppen ein neues Zuhause als stationäre Einrichtung. „Die Idee des Architekten der St.-Markus-Kirche war es, ein Zelt Gottes zu bauen. Ich finde es wundervoll, in diesem Zelt nun Menschen ein Obdach zu geben, die vorher keins hatten“, ist Kemper von dem Konzept und den Vorentwürfen der Recklinghäuser Architekten Feja+Kemper begeistert.

Die Pfarrei muss sich neu aufstellen, denn die personellen und finanziellen Ressourcen gehen zurück. „Aber wir wollen präsent bleiben. Deshalb haben wir nach einer Lösung gesucht und sie mit diesem Konzept gefunden“, erläutert der Seelsorger. Wichtig sei es allen Beteiligten gewesen, dass die Gläubigen weiterhin in der Kirche betend zusammenkommen könnten, es Räume gebe, in denen sich die lebendige Gemeinde versammeln könne, die Kita-Arbeit am Standort weitergeführt und sogar ausgebaut werden könne sowie mit einer neuen Nutzung ein Akzent gesetzt werde, „der der Botschaft Jesu Christi nah kommt“.

Eine Gruppe steht vor der St.-Markus-Kirche.

Sie stehen hinter dem Vorhaben (von links): Gregor Verloh (Gemeindeausschuss), Michael Plester (Kirchenvorstand), Propst Karl Kemper, Nadine Große Kintrup (Verein für katholische Arbeiterkolonien in Westfalen), Kathrin Schlüter (Kita-Verbundleitung), Pablo Gamsjäger (Leiter der Kita St. Markus), Christian Wecking (Leiter Liegenschaften/Bauen/Investitionen bei der Zentralrendantur Recklinghausen), Sebastian Kohring (Verwaltungsleiter der Zentralrendantur Recklinghausen) und Beate Jussen (Vorständin Verein für katholische Arbeiterkolonien in Westfalen).

© Bistum Münster

Der Verein für katholische Arbeiterkolonien in Westfalen konnte als Partner gewonnen werden, der sich seit der Gründung 1888 vor allem um Menschen kümmert, die kein wirkliches Zuhause haben. Damals waren es die Wanderarbeiter, heute bietet der Verein Obdachlosen stationäre und ambulante Hilfen an zum Beispiel im St.-Antoniusheim in Vreden oder im Haus Maria Veen im gleichnamigen Ortsteil der Gemeinde Reken im Kreis Borken. Insgesamt 310 stationäre Plätze hält der Verein in der Wohnungslosenhilfe vor. „Unser Ziel ist es, Menschen mit brüchigen Lebensläufen zu ermutigen, eigene Ressourcen zu finden, sie zu befähigen und ihnen durch eine Beschäftigung eine Tagesstruktur zu geben“, informiert Beate Jussen, Vorständin des Vereins mit Sitz in Münster. Das neue Angebot stehe nicht in Konkurrenz zu bestehenden Angeboten wie beispielsweise der Gastkirche oder der Diakonie, sondern sei eine wichtige Ergänzung. 
Die Planungen sehen neben dem aufwändigen Umbau der Kirche auch den Neubau des Kindergartens vor. „Das alte Gebäude aus Mitte der 1960er Jahren ist renovierungsbedürftig, sodass ein Neubau sinnvoller ist. Zudem könnten wir das Angebot um bis zu zwei zusätzliche Gruppen erweitern“, erklärt Kemper. 

Insgesamt entstünde ein kleines Quartier auf dem Gelände, das ein Miteinander möglich mache mit einem Platz der Begegnung. „Allerdings können wir die Umsetzung der Pläne nicht leisten. Dafür suchen wir einen Investor, dem wir neben attraktiven Flächen für beispielsweise eine Wohnbebauung und ein solides Trägerensemble im Gegenzug anbieten können“, macht der Propst deutlich. Das Grundstück würde auf Erbpachtbasis an den Investor gegeben. Mit diesen Einnahmen sei es der Pfarrei möglich, die Mieten neutral zu halten. Allerdings gäbe es keine Garantie, dass sich die vorgestellten Pläne so realisieren ließen. „Da können sich im Lauf der Zeit Veränderungen ergeben“, merkt er an. Die Stadt habe das Projekt positiv beschieden und auch die Gremien wie Pfarreirat, Kirchenvorstand und Gemeinderat stünden dahinter. „Die Pläne sind ein Gewinn für die Familien, die Gemeinde und für den sozialen Bereich“, bewertet Kemper das Vorhaben.

Michaela Kiepe/Entwürfe: Feja+Kemper