Präventionsbeauftragte Ann-Kathrin Kahle beim Katholikentag in Stuttgart

, Bistum Münster

„Ist sexuelle Bildung not-wendig?“ Die Antwort auf die Frage, mit der das Podium beim 102. Katholikentag in Stuttgart überschrieben war, fiel eindeutig aus. „Sexuelle Bildung muss Bestandteil einer guten Präventionsarbeit gegen sexualisierte Gewalt sein“, betonte Ann-Kathrin Kahle am 28. Mai in der Gesprächsrunde. Die Präventionsbeauftragte des Bistums Münster wird ab dem 1. Juni Referentin für Sexuelle Bildung sein und war neben dem Trierer Bischof und Missbrauchsbeauftragten Dr. Stephan Ackermann, der Sexualpädagogin Prof. Dr. Anja Henningsen aus Kiel und dem Religionspädagogen Dr. Holger Dörnemann aus Limburg Gast auf dem Katholikentags-Podium. 

Ann-Kathrin Kahle, Präventionsbeauftragte im Bistum Münster und künftige Referentin für Sexuelle Bildung, betonte beim Katholikentag in Stuttgart, dass sexuelle Bildung Bestandteil einer guten Präventionsarbeit gegen sexualisierte Gewalt sein muss.

© Bistum Münster

Das Bistum Münster hat bereits gute Erfahrungen mit sexueller Bildung gemacht. Seit mehreren Jahren werden Fortbildungen zum Thema im Rahmen von Vertiefungsveranstaltungen zur Prävention sexualisierter Gewalt angeboten. „Nachfrage und Rückmeldungen sind durchweg positiv“, berichtete Ann-Kathrin Kahle. Gemischter falle die Bilanz aus, wenn es um konkrete Maßnahmen sexueller Bildung zum Beispiel in Kitas gehe. „Hier kommt das Thema häufig dann ins Spiel, wenn es eine schwierige Situation gibt, beispielsweise eine vermutete Grenzverletzung unter Kindern“, gab die Präventionsbeauftragte einen Einblick. Äußerungen kindlicher Sexualität würden von Eltern und Erzieherinnen und Erziehern dann lieber möglichst unterbunden, um „auf Nummer sicher zu gehen“. Kindern in dieser Hinsicht Erfahrungsräume zu eröffnen, erfordere Überzeugungsarbeit. 

Ann-Kathrin Kahle ist Mitautorin des Positionspapiers zur Gestaltung der Schnittstelle von Prävention sexualisierter Gewalt und sexueller Bildung, das die Präventionsbeauftragten der Deutschen Bistümer zur Diskussion vorgelegt haben. Mit dem Papier soll auf den Mangel an Angeboten zur sexuellen Bildung hingewiesen und die Notwendigkeit solcher begründet werden. „Sexuelle Bildung hat auch den Auftrag, Intimität zu schützen und für geschützte Räume zu sorgen“, betonte Ann-Kathrin Kahle, die zusammen mit ihren Kolleginnen und Kollegen Ziele und Konsequenzen für die Präventionsarbeit benannt hat. „Diese müssen jetzt erprobt und umgesetzt werden, gerade auch in der Aus- und Fortbildung unserer Multiplikatorinnen und Multiplikatoren.“ 

Moderiert von Dr. Elisabeth Eicher (links) diskutierte Ann-Kathrin Kahle unter anderem mit dem Trier Bischof Dr. Stephan Ackermann und Dr. Holger Dörnemann aus Limburg (rechts).

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Die künftige Referentin für Sexuelle Bildung warnte vor einer Verschiebung der Verantwortlichkeiten. „Nach wie vor sind die Erwachsenen für die Eindämmung von Gefahren verantwortlich.“ Gleichzeitig brauche es selbstbewusste Kinder und Jugendliche, die ihre Rechte auf sexuelle Selbstbestimmung kennen. „Wenn diese Faktoren zusammenkommen, kann sexualisierte Gewalt reduziert werden“, äußerte Ann-Kathrin Kahle ihre Hoffnung.

Bischof Ackermann räumte in der Diskussion eine hohe Ambivalenz im kirchlichen Sprechen im Blick auf die Sexualmoral ein: „Wenn der Katechismus lehrt, dass Homosexuelle nicht zu diskriminieren sind, aber gelebte Homosexualität nicht akzeptiert wird, dann wird das in der Praxis natürlich als Diskriminierung empfunden.“ Dort müsse eine neue sprachliche Plausibilität gefunden werden. „Die große Zahl von Bischöfen trägt diesen Wunsch nach Änderung und Weiterentwicklung mit“, verdeutlichte der Trierer Bischof. 

Ann-Christin Ladermann