Predigt von Bischof Felix Genn am ersten Weihnachtstag

„Heute feiern wir die Geburt dessen, der zu seinem Wort steht“: Diesen Gedanken hat Münsters Bischof Dr. Felix Genn in den Mittelpunkt der Predigt gestellt, die er im Festhochamt am ersten Weihnachtstag im St.-Paulus-Dom Münster gehalten hat.

Genn stellte, auch unter Bezug auf den Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt, fest, in den aktuellen Nachrichten finde sich „keine Verheißung, kein Friede, wenig von der Rettung des Menschen, kein Trost und keine Hoffnung für die, die seit vielen Jahrzehnten leiden.“

Angesichts dessen könne man nur Weihnachten feiern, „wenn ich diese Situation, in die wir gestellt sind, problematisiere und mit unserer Botschaft ins Gespräch bringe. Anders ist Glaube nicht möglich, weil er sich immer wieder neu an den Tatsachen dieser Welt reibt und die Tatsachen dieser Welt sich an dieser Wirklichkeit des Glaubens reiben müssen.“

Dieses Gespräch zwischen der Wirklichkeit des Glaubens und der Realität der Welt drücke „die unglaubliche Wahrheit, dass Gott die Welt im Blick behält,“ aus. Gott sei das Böse nicht egal, er setze sich dagegen ein, tue das aber nicht in einer Allmacht, „wie wir uns das als Menschen oft vorstellen. Er beschneidet nicht die Freiheit, indem er machtvoll Grenzen durchsetzt. Er selber wird Mensch, stellt sich in dieses Drama von Liebe, Freiheit und der Suche nach Gerechtigkeit.“ In diesem Drama sei Gott selbst durch seine Geburt ein neuer Anfang geworden. 

„An Weihnachten verkünden wir ein Wort, das die Sprache Gottes spricht“, sagte der Bischof weiter. Er lud ein: „Machen wir uns bewusst, was es bedeutet, dass wir von Gott nicht etwas Abstraktes denken müssen, sondern dass er sich ausspricht, dass er ein Wort der Entscheidung ist, in die Welt hineinzukommen, Menschen anzusprechen, in der Lebensgestalt eines Menschen zu unserem Bruder wird.“ 

In diesem Wort sei „der Friedensbote da, der Rettung verheißt, der den Frieden ankündigt, und der dieses Wort des Friedens lebt und ausspricht, um durch diese Ansprache Menschen anzusprechen.“ Dieses Wort klinge bis heute nach, es habe „nicht durch Gewalt regiert, sondern sich selbst in dieses menschliche Drama gegeben.“ Zu diesem seinen Wort stehe Gott.

„Die Wahrheit besteht darin, dass er mit unendlicher Liebe uns liebt“, sagte Genn, „deshalb wartet er darauf, dass Menschen ihn aufnehmen, und das können nur Menschen sein, die bereit sind, dieses Unglaubliche zu glauben, und ihn deshalb aufnehmen, um an seinem Werk mitzuwirken, die Welt mit Gnade und Wahrheit zu erfüllen.“ Das gebe Gläubigen eine Widerstandskraft, „die letzten Endes nichts anderes ist als Quelle einer Hoffnung, dass die Welt nicht dem Abgrund entgegensteuert. Es ist letzten Endes das Vertrauen darauf, dass durch Gott und bei Gott und mit Gott nichts unmöglich ist.“ 

Den Teilnehmenden des Gottesdienstes wünschte der Bischof abschließend, dass sie dieses Unmögliche glauben können und selbst zu „Freudenboten“ werden, die „den Frieden ankündigen und Rettung verheißen.“

Anke Lucht