Preisträgerfilm beeindruckte und erschütterte Zuschauer

, Bistum Münster, Kreisdekanat Recklinghausen

Der Samstagabend steht beim Kirchlichen Filmfestival in Recklinghausen immer ganz im Zeichen des Ökumenischen Filmpreises. So auch in diesem Jahr. Mit der Entscheidung der Jury, den Dokumentarfilm „Of Fathers and Sons“ – Die Kinder des Kalifats“ des Regisseurs Talal Derki auszuzeichnen, wählten sie zum zehnjährigen Bestehen des Festivals einen Film aus, der unter die Haut geht. Solche „unbequemen Filme“ würdigte die Schirmherrin Dr. Annette Kurschus, Präses der evangelischen Kirche von Westfalen, in ihrem Grußwort und wünschte den Verantwortlichen für die kommenden Jahre weiterhin den Blick für diese Vielfalt.

„Wir hatten diesen Film schon früh im Blick“, begrüßte Horst Walther, einer der beiden künstlerischen Leiter des Kirchlichen Filmfestivals, nicht ohne Stolz die Zuschauer im ausverkauften Kinosaal des Cineworld Recklinghausen. Seit einigen Monaten genießt der Film nationale als auch internationale Aufmerksamkeit inklusive einer Nominierung für den „Oscar“ in der Sparte Dokumentarfilm. Der Film überzeugt vor allem durch die einzigartigen und emotionalen Einblicke in eine sonst hermetisch abgeriegelte, fremde und essenziell verstörende Welt mit großer dokumentarischer Geduld. Derki war für seinen Film in sein Heimatland Syrien zurückgekehrt und hatte zwei Jahre den Alltag von Clan-Chef Abu Osama und seiner Familien im salafistischen Nordwesten begleitet. Unter Einsatz seines Lebens berichtet er aus einem totalitären System und gibt Einblicke in eine Welt und eine Lebensweise, die den Menschen sonst verschlossen bleibt.

„Dieser einzigartige Film zeigt einfühlsam, still und doch kraftvoll und mächtig, wie tödlicher Hass, Aggression und Brutalität einem bösartigen Herzschrittmacher gleich vom eigenen Vater in die Gedächtnis- und Gefühlswelten der Kinder implantiert wird. Zerstörung des eigenen und des fremden Lebens scheint als Folge unausweichlich“, würdigte Weihbischof Rolf Lohmann in seiner Laudatio die besondere Form der Dokumentation, die die seltene Gelegenheit biete, den Familienalltag und die in ihm wirkende Psychologie des Terrors roh und unverhüllt zu zeigen. Die Bilder der Kindheit seien von einer unheimlichen Widersprüchlichkeit. „Einmal springen sie vergnügt in einem Becken voller Wasser herum, planschen, wie es Kinder eben tun. Dann wieder bauen sie geschickt kleine Bomben, werden zu Werkzeugen des Kampfes, zu Tätern“, führte Lohmann weiter aus. Der Film beschränke seine Botschaft nicht auf das jihadistische Milieu in Syrien. „Kinder, die in den Zwängen totalitärer Ideologien aufwachsen, gibt es überall, auch in Deutschland. Die wichtigsten Bezugspersonen dieser Kinder, ihre Eltern, missbrauchen das kindliche Urvertrauen für ihre eigenen ideologischen Ziele. Den Kindern wird alles genommen, was ihnen ein selbstbestimmtes Leben ermöglichen würde. Dieser Film ist auch eine Mahnung“, sagte Lohmann. Er gratulierte dem Produzenten des Films, Tobias N. Siebert, und überreichte ihm als sichtbares Zeichen für den Frieden einen Olivenbaum.

„Ich mache gern außergewöhnliche Filme und mag die Herausforderungen. Wir können mit Filmen wie diesem auch die Welt verändern, denn wir zeigen, dass das Bild, das wir von etwas haben, nicht nur schwarz-weiß ist, sondern es einen großen grauen Bereich gibt“, berichtete Siebert von seiner Motivation und ergänzte: „Talal Derki versteht sich als Kämpfer. Nicht mit einem Gewehr, sondern mit seiner Kamera. Er geht Risiken ein, aber er möchte auf diesem Weg etwas für sein Heimatland bewirken.“

Bereits am Nachmittag erhielt der Schauspieler Tobi Krell, den Kindern besser bekannt als Checker Tobi, den Preis der Kinderjury, der zum Jubiläum einen Namen erhalten hat: „Der Grüne Zweig“. Die Kinderjury hatte „Checker Tobi und das Geheimnis unseres Planeten“ als preiswürdig auserkoren. Der Abenteuerfilm, in dem es um die Themen Klimaschutz und Klimawandel geht, vermittle noch lustiger, spannender und emotionaler als Tobis Fernsehreportagen auf dem Kinderkanal (KikA) das Thema, so ihre Begründung.

Bildunterschrift: Zur Preisverleihung nahmen die Organisatoren Superintendentin Katrin Göckenjan (4. von links), Weihbischof Rolf Lohmann (5. von links), Präses Annette Kurschus (6. von links) und Produzent Tobias N. Siebert (7. von links) in ihre Mitte.  

Michaela Kiepe
 

Weihbischof Rolf Lohmann (links) überreichte Tobias N. Siebert, Produzent des Preisträgerfilms, nach seiner Laudatio den ökumenischen Filmpreis des Kirchlichen Filmfestivals in Recklinghausen.

Weihbischof Rolf Lohmann (links) überreichte Tobias N. Siebert, Produzent des Preisträgerfilms, nach seiner Laudatio den ökumenischen Filmpreis des Kirchlichen Filmfestivals in Recklinghausen.

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