Das Amazonas-Gebiet sei stark durch den Katholizismus geprägt. Bischof Bahlmann ging zu Beginn seines Vortrages auf die Historie der Region ein. Viele der Schulen, Hospitäler und Flughäfen seien auf Initiative von Ordensleuten gebaut worden: „Davon profitieren die Menschen bis heute“, berichtete Bahlmann, der selbst der Gemeinschaft der Franziskaner angehört.
Mangels staatlicher Unterstützung setzt sich Bahlmann seit vielen Jahren für eine bessere medizinische Versorgung der Menschen in seiner Diözese ein. Mediale Aufmerksamkeit hat es im zurückliegenden August für das nach Papst Franziskus benannte Krankenhausschiff am Amazonas gegeben, das auf Initiative des Bischofs von den Franziskanern betrieben wird. Der Papst lobte in einem Schreiben die Idee: Das Schiff sei „Antwort auf den Auftrag Jesu, das Reich Gottes zu verkündigen und die Kranken zu heilen“.
Das Krankenhausschiff ist mit den wichtigsten medizinischen Fachabteilungen, Ärzten und Pflegekräften ausgestattet. Sie sollen die gesundheitliche Versorgung für rund 700.000 Menschen sichern, die auf einer Strecke von 1.000 Kilometern in Dörfern am Amazonas leben und keine Möglichkeit haben, einen Arzt in der Stadt aufzusuchen. Unter den Ärzten ist auch die Franziskanerin Ruth Rottbeck aus Rhede, die Ende 2018 ihre Stelle als Oberärztin für Gerontopsychatrie in Stuttgart aufgegeben hatte, um sich der neuen Aufgabe zu stellen.
Weil Priester fehlen, haben Laien in den Gemeinden am Amazonas in der Vergangenheit viel Verantwortung übernommen: „Sie haben die Kirche bei uns vorangebracht“, lobte der Bischof von Óbidos das außerordentliche Engagement. Bei der Amazonas-Synode, die Papst Franziskus einberufen hat, sollen deshalb auch sie gehört werden. Ein entsprechendes Skript sei bereits nach einer Umfrage unter fast 90.000 Amazonas-Bewohnern zusammengestellt worden.
Neben den Umweltschäden durch Raubbau und deren soziale Folgen auch für die indigenen Völker werde es bei der Bischofssynode vor allem um neue Formen der Seelsorge und künftige Wege für die Kirche gehen, warf der Bischof einen Blick auf die im Oktober anstehenden Themen. „Wir müssen uns die Frage stellen: Wie wollen wir unseren Glauben leben?“ Dabei gehe es auch um die Rolle der Frau in der Kirche. „Was Frauen leisten, muss anerkannt und sichtbar gemacht werden“, formulierte Bahlmann eine klare Forderung. Gleichzeitig warnte er jedoch davor, die Probleme und Schwierigkeiten, die die Kirche in anderen Ländern beschäftigen, auf die Tagesordnung der Amazonas-Synode zu projizieren.
Gudrun Niewöhner