Staatsministerin sprach über Barmherzigkeit und politische Kultur
Zum Thema "Barmherzigkeit und politische Kultur" hat Staatsministerin Prof. Monika Grütters MdB, Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, am 11. März im Rahmen der Geistlichen Themenabende im Münsterschen St. Paulus-Dom gesprochen.
Grütters schlug in ihren Ausführungen einen Bogen vom Gleichnis vom barmherzigen Samariter zur politischen Kultur im Deutschland des 21. Jahrhunderts. Die Zuhörer in der gut gefüllten Bistumskathedrale folgten aufmerksam ihren teilweise sehr persönlichen Darlegungen.
"Barmherzigkeit und politische Kultur werden selten in einem Atemzug genannt", erklärte die Staatsministerin zu Beginn ihres Vortrags. "Ganz im Gegenteil: Politik gilt als schmutziges Geschäft, verdirbt den Charakter". Doch gerade auf den Charakter käme es im Gleichnis des barmherzigen Samariters an, in dem ein Mann schwer verletzt am Wegesrand liege, Hilfe brauche und viele vorbei gegangen seien, bis sich am Ende ein Fremder, eben der Samariter, um den Verletzten gekümmert habe.
"Wer ist mein Nächster", sei Jesus gefragt worden. "Es gibt keine Regel, die den ‚Nächsten‘ und damit die Reichweite der Nächstenliebe definiert", so legte Grütters die Schriftstelle aus. Es sei vielmehr der einzelne Mensch, der seinem Mitmenschen im "Akt des Helfens zum Nächsten" werde. "Erst dadurch, in der Liebe zum anderen Menschen, wird die Liebe zu Gott konkret", fuhr die aus Münster stammende Kulturbeauftragte fort.
In der Politik sei das anders: Nicht der Einzelne stehe im Fokus politischen Handelns, sondern die Allgemeinheit, das große Ganze. "Der Politiker hat mit der Not vieler Menschen zu tun", erklärte die Staatsministerin. Er könne sich nicht von allem Elend, das ihm begegne, anrühren lassen. "Er muss sich auf die Rahmenordnung – die Gestaltung der Regeln unseres Zusammenlebens – konzentrieren." Dies könne zu moralischen Konflikten führen zwischen den allgemeinen Interessen und den "Bedürfnissen einzelner Gruppen" und unterschiedlichen Einzelbedürfnissen.
"Wo bleibt in der politischen Kultur Raum für ein mitfühlendes Herz, für Barmherzigkeit?", stellte die Staatsministerin als drängende Frage in den Raum. "Das ist immer wieder ein Herausforderung", gab sie zu. "Als Politikerin bin ich mir der Umstände bewusst, die verantwortungsethisches Denken erfordern. Als gläubige Christin ist es mir ein Anliegen, meine christliche Gesinnung, meine Glaubensüberzeugungen auch in meiner politischen Arbeit zu leben", erläuterte sie ihren Anspruch an sich selbst. "Barmherzigkeit ist eine Qualität menschlicher Nahbeziehungen", fuhr sie fort und stellte ganz klar fest: "Wir brauchen sie auch in der Politik und für die Politik; als Wurzel der Gerechtigkeit; als Wegbereiterin für Verständigung und Toleranz; als Begleiterin der Freiheit."
Barmherzigkeit könne man nicht verordnen. Umso wichtiger sei es, Barmherzigkeit im Zwischenmenschlichen als Begleiterin demokratischer Freiheiten zu fördern. Das habe mit Herzensbildung, Nachdenklichkeit und Fähigkeit zu Empathie zu tun. "Auch hier leisten der Glaube und die Kirche viel für unsere politische Kultur und für unser Zusammeneben", war sich Grütters sicher. Abschließend spannte sie noch einmal den Bogen zum Gleichnis des barmherzigen Samariters: "Barmherzigkeit ist die Quelle zwischenmenschlicher Wärme. Und auch als solche brauchen wir sie natürlich in der Politik, im persönlichen, respektvollem Umgang miteinander."
Text: Bischöfliche Pressestelle
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