Strukturprozess im Dekanat Xanten konstruktiv diskutiert

, Kreisdekanat Wesel

Zu einem intensiven Austausch trafen sich am Freitag, 4. März, hauptamtlich Mitarbeitende sowie freiwillig Engagierte der vier Pfarreien des Dekanats Xanten. Ihr Thema: der Strukturprozess im Bistum Münster, der im vergangenen Oktober mit einer kreisweiten Auftaktveranstaltung begonnen wurde. Der Prozess bindet die Katholikinnen und Katholiken vor Ort in Entscheidungen ein. Deshalb sind die sogenannten pastoralen Räume, in denen künftig die Seelsorge für mehrere Pfarreien mit einem Pool an Seelsorgerinnen und Seelsorgern gestaltet werden soll, ausdrücklich Vorschläge und keine Vorgaben. 

Das Regionalteam mit Karl Render, Irmgard Heimbach und Weihbischof Rolf Lohmann (von links) war mit den hauptamtlichen Mitarbeitenden und den freiwillig Engagierten im Dekanat Xanten im Gespräch über den Strukturprozess.

© Bistum Münster

Einen solchen pastoralen Raum könnten die Kirchengemeinden Alpen, Rheinberg, Sonsbeck und Xanten bilden. Die Überlegungen dazu stellte im Pfarrheim St. Ulrich in Alpen das Regionalteam, dem Weihbischof Rolf Lohmann, Personaldezernent Karl Render und Pastoralreferentin Irmgard Heimbach angehören, den 20 Mitarbeitenden am Nachmittag und den 30 Vertreterinnen und Vertretern der Pfarreien sowie der Verbände und Einrichtungen am Abend vor. 

„Das Dekanat als einen pastoralen Raum zu sehen, können wir uns vorstellen, auch wenn die Entfernungen in der gemeinsamen Arbeit nicht zu unterschätzen sind. Allerdings ergeben sich viele Fragen und Sorgen, wie Seelsorge in diesem großen Raum funktionieren kann“, warf Dechant und Propst Stefan Notz ein. Karl Render betonte, dass die bestehenden Pfarreien ihre Eigenständigkeit behielten. Aber die Aufgaben und Rollen der Seelsorgerinnen und Seelsorger würden sich insgesamt verändern. Arbeitsgruppen im bischöflichen Generalvikariat würden sich mit den an sie gerichteten Themen und Fragen beschäftigen. Sie müssten geklärt werden, damit die ehren- und hauptamtlich Seelsorgenden die Aufgaben realistisch erfüllen könnten. 

Lebhaft wurde die Frage diskutiert, ob in Zukunft genügend Menschen für die Freiwilligenarbeit, insbesondere für Funktionen in der Gemeindeleitung zur Verfügung stünden. Der Erwartungsdruck laste möglicherweise künftig noch mehr auf denen, die bereits Verantwortung wahrnähmen. Insgesamt signalisierten die Teilnehmenden, ihre Bereitschaft zur Zusammenarbeit. Vor allem auch, um angesichts der abnehmenden Zahlen von Pastoralreferentinnen und -referenten, Diakonen und Priestern, eine Seelsorge in der Pfarrei und in der Fläche künftig zu ermöglichen. Doch Fragen und Zweifel wurden dennoch deutlich: Wer profitiert am Ende von der neuen Struktur? Haben die Nöte der kirchlichen Verwaltung möglicherweise mehr Gewicht als die Fragen und Bedürfnisse der Menschen vor Ort?

Weihbischof Lohmann ermutigte die Anwesenden zu einer schonungslosen und offenen Debatte. Der Weg der Kirche müsse von einem Umdenken geprägt sein. Der Klerikalismus müsse überwunden werden. Die strukturellen Notwendigkeiten, die umgesetzt werden müssten, erforderten neue Denkweisen, die etwa inhaltlich im Synodalen Weg der Kirche thematisiert würden. „Eine wirklich synodale Kirche wird eine andere Kirche sein als die Kirche in ihrer bisherigen Erscheinung“, sagte Lohmann.

Markus Kehrmann vom Pfarreirat St. Peter in Rheinberg sieht noch viel Gesprächsbedarf. „Als Ehrenamtlicher bin ich skeptisch. Ob es wirklich weiter führt, wenn Jugendliche, etwa im Rahmen der Firmvorbereitung von Rheinberg nach Xanten fahren sollen?“, fragte er kritisch an. Auch Gisela Hansen äußerte für die Frauen der Katholischen Frauengemeinschaft (kfd) im Dekanat Xanten ihre Sorge: „Der Bezug zu den Menschen geht in immer größer werdenden Räumen verloren. Aber für die Kirche ist die Nähe doch entscheidend.“ Jan Luca Zur, Pfadfinderkurat aus Sonsbeck, merkte an, dass die Vereine und Verbände die Gemeinden, aber dann auch bald den pastoralen Raum, mitgestalten sollten. „Die Tatsache, dass nicht alle Verbände auf dem Dekanatsgebiet gleich strukturiert sind, muss kein Nachteil sein, da sich neue Möglichkeiten zum Austausch ergeben können“, sagte er und regte an, für künftige Treffen mehr junge Menschen einzuladen, um diejenigen zu integrieren, die im pastoralen Raum die formulierten Wünsche und Ziele langfristig umsetzen sollen. 

Brunhild Demmer vom Caritasverband Moers-Xanten betonte für die verbandliche Caritas: „Caritas ist Kirche. Im Dienst am Menschen ereignet sich Kirche. Das Bewusstsein dafür muss gestärkt werden. Kirche ist dadurch an vielen Orten präsent. Man muss es nur sehen.“

Einig waren sich alle Beteiligten, dass sich in den kommenden beiden Jahren, die als Vorbereitungsphase gedacht sind, ein enormer Gesprächsbedarf ergebe. „Ob neue strukturelle Wege im Bistum Münster den Menschen vor Ort wirklich sichtbare Verbesserungen einbringen, bleibt eine Frage, die an diesem Abend noch nicht überzeugend beantwortet werden konnte“, zieht Notz sein abschließendes Resümee.

Informationen zum Umstrukturierungsprozess im Bistum Münster gibt es hier im Internet.

Text: Michaela Kiepe/Foto: Ann-Christin Ladermann