Studierende der KatHO Münster lernen Konzept und Praxis kennen

Das Modell der muttersprachlichen Gemeinden innerhalb der römisch-katholischen Kirche ist ein bislang wenig beachtetes Feld religiöser Netzwerke in der Migrationsgesellschaft.

Studierende der Masterstudiengänge "Netzwerkmanagement in der Sozialen Arbeit" und "Teilhabeorientierte Netzwerke in der Heilpädagogik" an der Katholischen Hochschule (KatHO) wollten mehr darüber wissen. Franz-Thomas Sonka vom Referat Seelsorge für Katholiken anderer Muttersprache im Bischöflichen Generalvikariat Münster, Pfarrer Dr. Miled Abboud von der Gemeinde der arabischsprechenden Christen in Münster und Pfarrer Dr. Sylvester Ihuoma von der Katholischen Afrikanischen Gemeinde in Münster erklärten ihnen das Konzept und die konkrete Gemeindearbeit der katholischen muttersprachlichen Gemeinden.

Mit den muttersprachlichen Gemeinden wolle die katholische Kirche in Deutschland den zugewanderten Katholiken "Beheimatung durch Zuwendung und Gemeinschaft" ermöglichen, erklärte Franz-Thomas Sonka das Konzept. Die eigene Glaubenstradition solle ganz bewusst weitergeführt werden können. Die unterschiedlichen liturgischen Riten, die vielen Sprachen und Bräuche seien ein Schatz an kulturellem und spirituellem Reichtum der Kirche. Muttersprachliche Gemeinden könnten dazu beitragen, "die eigene Identität in der Spannung zwischen den eigenen kulturellen Wurzeln und der Kultur im neuen Land weiterzuentwickeln".

"Es gibt Probleme, die man mit deutschen Augen nicht sieht", sagte Pfarrer Ihuoma. Er ist mehr als der Priester, der mit der Gemeinde Gottesdienst feiert. "Die Leute kommen zu mir mit allen ihren Problemen. Wir kennen den Kontext, wir kennen die Traditionen, wir haben das Vertrauen." In seiner Gemeindearbeit ist "Kontextualität" daher ein zentrales Prinzip. Er kennt die afrikanische Lebenswelt und sucht nach Wegen, wie sich beispielsweise deutsche Beratungsstellen und die Afrikanische Gemeinde sinnvoll ergänzen können. Sein vorrangiges Prinzip dabei laute: "Keine Ghettoisierung, sondern Öffnung!" Die Afrikanische Gemeinde sei kein abgeschlossener Zirkel, sondern eine lebendige Gemeinschaft mit vielfältigen Verbindungen zur Aufnahmegesellschaft – und umgekehrt. Ein weiteres Prinzip sei "Inkulturation": Der Glaube lebe aus seiner Verbindung mit der heimatlichen Kultur, Mentalität und Sprache und das dürfe nicht verloren gehen.

Dasselbe Anliegen hat auch Pfarrer Abboud. "Wir dürfen den Libanon, Syrien, Irak und Ägypten nicht vergessen." Viele Mitglieder seiner Gemeinde der arabisch-sprechenden Christen seien aus den Kriegsgebieten des Nahen Ostens geflohen. Die Geflohenen wollen in Deutschland Bürger werden, sich integrieren. Religiöse Migrantengemeinden seien vielfach "Brückenorte" mit Unterstützungsangeboten für die Gemeindemitglieder, aber auch mit vielfacher Vernetzung zu anderen religiösen Gemeinden. "Für uns Christen im Nahen Osten gilt: Der Islam gehört zu unserer Identität. Und mit unseren Erfahrungen des Zusammenlebens unterschiedlicher Religionen, Konfessionen und Identitäten wollen wir der deutschen Kirche und der deutschen Gesellschaft helfen", sagte Pfarrer Abboud.

Bildunterschrift: "Katholische muttersprachliche Gemeinden sind Orte von Vernetzung", erklärten Pfarrer Miled Abboud, Franz-Thomas Sonka, Pfarrer Sylvester Ihuoma, Prof. Dr. Andrea Tafferner (von links) den Studierenden der KatHO.

Text: Bischöfliche Pressestelle / 07.06.16
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