Über die Kooperationsanfrage hat sich Dr. Kirsten Krumeich, stellvertretende Leiterin der Diözesanbibliothek, sehr gefreut. „Historische Handschriften und Drucke zu lesen, zu verstehen und einzuordnen, das ist ohne digitale Werkzeuge eine langwierige und mühsame Angelegenheit“, erklärt sie. Generationen von Heimat- und Geschichtsforschenden könnten davon ein Lied singen.
Ihre Arbeit werde inzwischen einfacher. „Forschende müssen nicht mehr für jedes Dokument dessen Aufbewahrungsort aufsuchen, sich ein Original vorlegen lassen und dieses entziffern“, sagt Krumeich. Immer mehr Handschriften und Drucke seien professionell eingescannt; immer mehr würden mittels KI verschriftlicht. Der erkannte Text werde noch recht häufig manuell optimiert, „wegen der großen Vielfalt von Kurrent- und Druckschriften, Schreibweisen und Abkürzungen. Hier sind jedoch dank KI in Zukunft große Entwicklungen zu erwarten.“
Die wissenschaftliche Bibliothekarin ist zuversichtlich: „Künftig wird es Standard sein, dass eingescannte historische Dokumente im Internet mit einem maschinell durchsuchbaren Text auffindbar sind. Im Idealfall sind dann jeweils ergänzende Informationen hinterlegt. Das bedeutet, dass genannte Institutionen, Personen oder Orte eindeutig identifizierbar und ihre Beziehungen untereinander erkennbar sind.“
Bis dieses Ziel erreicht sei, seien allerdings noch viele alte Schriften und Drucke zu bearbeiten. Was dabei zu beachten ist, das lernen die Teilnehmenden der Frühlingsschule in praktischen Übungen mit dem Service Center for Digital Humanities der Universität. Ein Forschungsobjekt ist die ältere Chronik des Klosters Vinnenberg von 1723 aus der Diözesanbibliothek, in der Benediktinerinnen auf die bewegte Phase ihrer Klostergeschichte nach Ende des dreißigjährigen Krieges zurückblicken. Diese Chronik ist bislang nicht ediert, und am Ende des Projekts soll sie vollständig in Bild und Text online zugänglich sein,“ schildert Krumeich.
Am Montag verfolgten die Teilnehmenden in Kleingruppen im Bistumsarchiv, wie mit einem professionellen Buchscanner gearbeitet wird. Michael Werthmann, Musikwissenschaftler und Bibliothekar der Diözesanbibliothek, erklärte und demonstrierte die Handhabung und Möglichkeiten des Geräts anhand einer lateinischsprachigen Version des Oratoriums Messias von Georg Friedrich Händel, die von Fortunato Santini stammt.