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Unglaublich-Gottesdienst setzt in Kleve Zeichen für interreligiöse Toleranz

, Kreisdekanat Kleve

Als auf der Leinwand im Altarraum der Christus-König-Kirche Filmszenen gezeigt werden, wie Juden von Nationalsozialisten überfallen, geschlagen und ermordet werden, ist der Kirchenraum in blutrotes Licht getaucht. Laura van den Berg, Mitglied des Teams der Unglaublich-Gottesdienste, liest ausdrucksstark einen eigenen, emotionalen Text vor, mit ihren Gedanken an das Pogrom vor 81 Jahren: „Scherben klirren, Flammen zischen, Glas zerbricht und Kinder wimmern, Schüsse donnern, Nazis schreien. Hass beherrscht.“

Den ersten Unglaublich-Gottesdienst in der Christus-König-Kirche am Abend des 10. November hatte das Vorbereitungsteam unter das Leitwort „Du sollst ein Segen sein!“ gestellt, im Mittelpunkt stand eine Auseinandersetzung mit den drei monotheistischen Weltreligionen, also dem Christentum, dem Judentum und dem Islam. Mit farbigen Scheinwerfern, moderner Musik und durch Interaktion mit der Gemeinde wurde eine besondere Atmosphäre für die Eucharistiefeier mit Weihbischof Rolf Lohmann geschaffen.

In seiner Predigt griff der Weihbischof zunächst die Erinnerung an die Pogromnacht und die Verfolgung der Juden in Deutschland auf. „Wir sehen bis in unsere Tage hinein, was Hass bedeutet und wie er in der Lage ist, ganz gegen die Würde des Menschen anzugehen“, betonte er. Erst vor wenigen Wochen hatte er während einer Fahrt ins Heilige Land die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem besucht, „wenn man dort herauskommt, kann man nur schweigen angesichts dessen, was möglich war an Hetze und brachialer Gewalt.“ Doch er habe bei seiner Reise auch erfahren, was es bedeutet, wenn Menschen unterschiedlicher Religion friedlich zusammenleben. So berichtete der Weihbischof von einem Treffen mit christlichen Ordensschwestern aus dem Westjordanland, das mehrheitlich von Muslimen bewohnt ist. „Christen und Muslime feiern dort gemeinsam ihre jeweiligen Feste und begegnen einander“, berichtete Lohmann. Alle Christen hätten die Maßgabe, so zu leben, dass sie in einen Dialog treten können mit unterschiedlichen Weltanschauungen und Kulturen. „Das ist der Weg Jesu, der auf die Fremden zugegangen ist“, erklärte der Weihbischof. Die Christen müssten den Blick auf alle Menschen haben, nicht nur auf die Getauften.

Er wisse, sagte Lohmann, dass man dabei auch „vor riesigen Problematiken“ stehe und der Dialog nicht immer einfach sei. Doch „wir dürfen davon nicht zurücktreten“, bekräftigte er, „wir sollen mit allen Menschen friedlich zusammen leben, das ist die Botschaft an uns Christen.“ Es sei der Dienst der Christen, Mauern niederzureißen, damit Menschen zueinander finden und miteinander leben können, sagte er mit Blick auf den Fall der Berliner Mauer vor 30 Jahren.

Weil zum Dialog mit anderen Religionen auch das Wissen über den Gesprächspartner gehört, hatte das Gottesdienst-Team Behauptungen über Islam, Judentum und Christentum zusammengestellt. Die Besucher konnten mit roten und grünen Knicklichtern abstimmen, ob die Behauptung richtig oder falsch sei. Pastoralreferent Wolfgang Feldmann nickte anerkennend: „Sie kennen sich schon gut aus“, sagte er angesichts der Abstimmungsergebnisse. Zum Ende des Gottesdienstes ergriff nochmals Laura van den Berg das Wort: „Den Hass beenden, Antisemitismus bekämpfen, lass und doch daran denken, was wir in den Menschen sehen. Mensch ist Mensch, ob jung ob alt, ob schwarz ob weiß, ob gläubig oder nicht. Egal welche Weltsicht, lass uns lieben, lass uns lachen, lass uns was zusammen machen“, forderte sie.

Der nächste Unglaublich-Gottesdienst wird Sonntag, 15. Dezember, ab 18 Uhr in der Klever Christus-König-Kirche gefeiert.

Christian Breuer