Verantwortung teilen – Kirche gemeinsam gestalten

Das Bistum Münster steht in massiven Veränderungsprozessen, die viele Fragen zur Zukunft der katholischen Kirche aufwerfen: Wie werden die Gläubigen künftig noch stärker gemeinsam Verantwortung in der Kirche wahrnehmen können? Welche Ämter und Dienste werden Frauen in der katholischen Kirche übernehmen? Wie kann es gelingen, dass die Verkündigung der Frohen Botschaft auch unter deutlich veränderten Rahmenbedingungen noch möglich sein wird? Alle diese Fragen wurden am 19. April bei der Sitzung des Diözesanrates im Bistum Münster besprochen. Der Diözesanrat ist das oberste synodale Mitwirkungsgremium in der Diözese.

Dr. Aurica Jax und Dr. Melanie Kolm aus der Bischöflichen Frauenkommission im Bistum Münster informierten bei der Sitzung des Diözesanrates über Überlegungen, die zum Thema „Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche“ auf dem Synodalen Weg und in der Frauenkommission im Bistum angestellt wurden.

© Bischöfliche Pressetelle

Bischof Dr. Felix Genn informierte auf der Sitzung unter anderem über einen Bericht, den eine Arbeitsgruppe in Vorbereitung des zweiten Abschnitts der Weltsynode, der im Herbst in Rom stattfinden wird, erstellt hat. Der Bischof dankte für die Erstellung des Berichts, in dem zusammenfassend dargestellt wird, welche synodalen Strukturen und Gremien es im Bistum bereits gibt, was hierzu noch weiter entwickelt werden kann und wo es Modelle einer missionarischen Pastoral gibt, die zu den Menschen an die Ränder gibt. Insgesamt wird betont, dass es im Bistum Münster bereits gewachsene und erprobte synodale Strukturen und Gremien geteilter Verantwortung gibt. „In Pastoral und Verwaltung werden Entscheidungen nicht mehr von einer zentralen Autorität allein getroffen, sondern ein breiteres Spektrum von Meinungen, Erfahrungen und Perspektiven wird einbezogen“, heißt es. Unter anderem wird im Bericht weiter betont, dass sich das Rollenbild des Priesters in einer synodalen Kirche ändern müsse, dass die Rolle der Frau in der Kirche neu zu bedenken sei und dass die Erprobung verschiedener Leitungsmodelle ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer synodalen Kirche sei: „Im Bistum Münster herrscht eine Haltung vor, die Verantwortung ermöglicht, wohlwollend zutraut und ermutigt, Neues auszuprobieren und zu reflektieren.“ Persönlich unterstreicht Bischof Genn in dem Bericht, „dass seine Arbeit als Bischof von Münster „in allen Belangen von einer synodalen Beratung geprägt ist“. Von Anfang an habe er sich eine „gemeinsame Entscheidungsfindung in Gemeinschaft“ gewünscht, die nun durch die Weltsynode eine weitere Entwicklung erfahre, was er als sehr hilfreich erlebe.

Um Synodalität und den Synodalen Weg ging es auch bei den Ausführungen von Dr. Aurica Jax und Dr. Melanie Kolm aus der Bischöflichen Frauenkommission im Bistum Münster. Sie informierten über  Überlegungen, die zum Thema „Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche“ auf dem Synodalen Weg und in der Frauenkommission im Bistum angestellt wurden. Die Frauenkommission habe im Nachgang des Synodalen Wegs drei Themen für die weitere Erörterung im Bistum Münster priorisiert: Die Ämterfrage, das Thema der Leitung von Pfarreien und die Frage der Einbeziehung der Gläubigen in die Bestellung des Diözesanbischofs.

Hinsichtlich der Ämterfrage warben Jax und Kolm für eine kritische Überprüfung der Lehre der Kirche. Dabei müssten die Argumente und der Stand der Theologe auch in die weltkirchliche Diskussion eingebracht werden. Sie sprachen sich dafür aus, in der deutschen Ortskirche die Argumentationen für den sakramentalen Diakonat der Frau aufzugreifen und konkrete Folgerungen im Sinne der Geschlechtergerechtigkeit zu bedenken. Zugleich sei es wichtig, das umzusetzen, was das Kirchenrecht auch heute schon gestatte, wie etwa den Predigtdienst, die außerordentliche Taufspendung und die Assistenz bei der Eheschließung durch Laiinnen und Laien. Auch solle bereits Vorhandenes ausgeweitet werden. Sie nannten den ehrenamtlichen Begräbnisdienst, die Leitung von Wortgottesdiensten sowie die Einbindung in die Leitung von Pfarreien. Im Blick auf die Pfarreileitungen empfahlen sie unter anderem, dass es in Leitungsteams eine paritätische Besetzung hinsichtlich der Geschlechter geben solle und dass alle Leitungspositionen zeitlich begrenzt sein sollten. Hinsichtlich der Beteiligung an der Bischofswahl hatte das Domkapitel bereits den Diözesanrat gebeten, 16 Mitglieder zu benennen, die in einer ersten Phase gemeinsam mit den 16 stimmberechtigen Mitgliedern des Domkapitels über den künftigen Bischof beraten sollten. Jax und Kolm warben nun dafür, dass diese 16 Personen ausschließlich Frauen sein sollten. Zudem sollten Frauen am gesamten Entscheidungsprozess der Bischofswahl beteiligt werden.

Weiteres Thema war der Prozess zur Entwicklung pastoraler Strukturen. Über den aktuellen Stand  informieren Generalvikar Dr. Klaus Winterkamp und der Geschäftsführer des Prozesses, Daniel Gewand. Ausgehend von den Empfehlungen, die der Diözesanrat in seiner letzten Sitzung ausgesprochen hatte, werden derzeit nun mögliche konkrete Umsetzungsschritte unter anderem in Arbeitsgruppen, in der Personalkonferenz und in der Bischöflichen Verwaltung überlegt und auch bereits angegangen. Der Generalvikar berichtete auch, dass sich die Pfarrei St. Liudger in Münster zum 1. Juni dem Pastoralen Raum Münster-Mitte anschließen wird. Das hätten die Gremien mit großer Mehrheit so entschieden und das Seelsorgeteam habe sich dem Votum angeschlossen.

Dr. Stephan Kronenburg