Vom Ministranten bis zum Akademiedirektor

, Bistum Münster

Die in der Jugend angelegte katholische Prägung hat ihn durch ein ganzes Berufsleben getragen. Aus diesem verabschiedet sich Antonius Kerkhoff, noch bis Ende Juni Direktor der Akademie Franz Hitze Haus in Münster, zum 1. Juli in den Ruhestand.

Antonius Kerkhoff wechselt vom Franz Hitze Haus in den Ruhestand

Antonius Kerkhoff verabschiedet sich aus der Akademie Franz Hitze Haus in den Ruhestand.

© Bischöfliche Pressestelle / Julia Geppert

Ministrant, Gruppenleiter und Mitglied im Büchereiteam sei er gewesen, erzählt Kerkhoff aus seiner Jugend. Nach Abitur und Zivildienst schloss er ein Theologie- und Pädagogikstudium an und ging danach in die Bildungsarbeit für Erwachsene. „Etwa alle sieben Jahre habe ich mich beruflich verändert“, erinnert er sich. Entsprechend vielfältig gestaltete sich seine Laufbahn mit Stationen im Oberbergischen Kreis, in Solingen, Wuppertal und Düsseldorf. Parallel engagierte sich Kerkhoff für die Qualifizierung Ehrenamtlicher in der Hospizarbeit, die katholische Radioarbeit im Lokalfunk und als Mitarbeitervertreter in der Kirche sowie als Vertreter des Bistums Münster in der Regionalkoda NW. „Ich habe alles einmal gemacht“, sagt er schmunzelnd.

2016 kam er als Akademiedirektor nach Münster. „Der Wechsel war nicht geplant, doch habe ich mich von der Bistumsleitung überzeugen lassen“, sagt der 65-Jährige. Rasch stellte er fest, dass die Direktorenstelle im Franz Hitze Haus anders als in den meisten anderen Akademien neben der Programmverantwortung und Koordination zusätzliche Aufgaben und Rollen umfasst: Mitarbeit in Projekten, Personal- und Wirtschaftsplanung, Umsetzung neuer gesetzlicher Richtlinien, Hotelmanagement und Bauaufsicht. Gerade diese Vielfalt machte für Kerkhoff den Reiz an seiner Position aus: „Es ist eine spannende und vielseitige Tätigkeit mit Kontakt zu Menschen unterschiedlichster Profession.“
In jüngster Zeit sei das Krisenmanagement während der Corona-Pandemie als Heraus-forderung hinzugekommen. Einerseits habe man den Schutz von Mitarbeitenden und Teilnehmenden bestmöglich gewährleisten, andererseits die wirtschaftlichen Auswirkungen gering halten müssen.

Inhaltlich zeichne die Akademie die Aktualität ihrer Schwerpunktsetzung zu gesellschaftlichen und kirchlichen Veränderungen aus. Auf dem Programm stehen die Auseinandersetzung mit Künstlicher Intelligenz (KI) ebenso wie mit Flucht und Migration, Klimawandel, Krieg und Frieden oder der Aufarbeitung des Missbrauchs in der Kirche. Die vielfältigen Denkanstöße hat Kerkhoff auch persönlich als Bereicherung erfahren: „Man bleibt geistig beweglich, weil man sich immer neuen Themen stellen muss.“

Für diese Themenvielfalt, findet der scheidende Direktor, ist die Akademie Franz Hitze Haus ein optimaler Ort: „Als  Ort der Begegnung, des Austausches und des ,freien Denkens‘, wie es einmal ein Teilnehmer ausgedrückt hat, ist das Haus von immenser Bedeutung für die Münsteraner Gesellschaft und darüber hinaus.“ Er freue sich, dass die Akademie eine Stätte „des interdisziplinären Diskurses bleibt, an dem die gesellschaftlich relevanten Themen so differenziert behandelt werden, wie sie sich zeigen.“ Solche Orte seien auch für die Kirche wichtig, damit sie „im Dialog mit Gesellschaft und Welt“ bleibe und den Wissenstransfer in die Gesellschaft trage und mitgestalte. Für den Einsatz dafür sei er seinen Mitarbeitenden ebenso dankbar wie Bischof Dr. Felix Genn für dessen Bekenntnis zum Franz Hitze Hauses als Akademie der Katholischen Kirche im Bistum Münster.

Kerkhoff selbst hat mit dem kirchlichen Dienstgeber trotz aller Prägung und aller Freiheiten, die er selbst in seiner Arbeit erfahren hat, gerade in den letzten Jahren auch gehadert. Den-noch ist er überzeugt: „Trotz aller Verfehlungen, die zu benennen und zu bearbeiten sind, halte ich die Kirche mit ihren Grundvollzügen – Diakonie, Gottesdienst und Zeugnis geben – für notwendig. Denn sie muss die befreiende Botschaft weitergeben, dass jeder Mensch eine Würde hat, dass wir alle auf Vollendung hoffen dürfen und sich der Einsatz für eine gerechtere Welt lohnt.“ Diese Sichtweise schließe Zweifel nicht aus, sie gehören vielmehr für Kerkhoff „notwendig zum Glauben dazu.“

In diesem Glauben und mit viel Vorfreude möchte er auch seine persönliche Zukunft gestalten. Weil er sich sein Leben „ganz ohne Arbeit, ohne Engagement nicht vorstellen kann“, freut er sich über ihm vorliegende Projektangebote. Dabei möchte er sich auf seine Stärken konzentrieren: „Ich netzwerke gern und arbeite gern mit Gruppen. Auf diesen Kern kann ich mich jetzt fokussieren.“ Privat freut sich Kerkhoff auf mehr Zeit für Freundschaften, Reisen und die beiden Patenkinder, die er und seine Frau gern häufiger besuchen möchten. 

Langweilig wird dem ehemaligen Akademiedirektor also wohl nicht – und die kirchliche Prägung wird ihn auch in dieser neuen Lebensphase begleiten.