Vortrag: Katholiken und die AfD

, Stadtdekanat Münster

Nirgendwo sonst wählen so wenige Menschen die AfD wie im Münsterland. Den Gründen dafür geht die Akademie Franz Hitze Haus in Münster bei einer Veranstaltung am Donnerstag, 8. Juli, von 18.30 bis 21 Uhr auf den Grund. Das Bistum Münster überträgt die Veranstaltung ins Internet. Unter dem Titel „Katholiken und die AfD“ stellt der Zürcher Politikwissenschaftler Dr. Lukas Haffert die Ergebnisse seiner Studie zu diesen Fragen vor. Dr. Armin Schäfer, Professor für Vergleichende Politikwissenschaft an der Universität Münster, wird diese in die politikwissenschaftliche Forschung zur Wählerschaft der AfD einordnen.

Dr. Lukas Haffert ist Oberassistent am Lehrstuhl für vergleichende politische Ökonomie der Universität Zürich.

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Hafferts Studie nach wählen Katholikinnen und Katholiken in ehemals preußischen Gebieten seltener die AfD. Der Grund könnte darin liegen, dass im 19. Jahrhundert Katholiken im Kulturkampf in Preußen unterdrückt worden seien, was auch heute noch Auswirkungen auf die Politik habe. „Das Münsterland ist eine katholische Region, die lange zu einem mehrheitlich protestantischen Staat gehörte“, erklärt Haffert. Das unterscheide das Münsterland von katholischen Regionen in Bayern, wo Katholiken immer die Mehrheit waren.

Eine besondere Rolle schreibt der Wissenschaftler den Laienverbänden zu, die im Münsterland stark vertreten sind. Die Mobilisierung der katholischen Zivilgesellschaft über starke Laienverbände habe ihre Wurzeln zu erheblichen Teilen im Kulturkampf der 1870er-Jahre. „Katholiken im Münsterland haben durch diese Mobilisierung eine besondere Form von Sozialkapital entwickelt, sie sind besonders gut in die Gesellschaft integriert, haben bestimmte Werte verinnerlicht und das immunisiert sie ein Stück weit gegen die Mobilisierung durch die AfD“, erklärt Haffert. 

Er kann sich zwei Lehren vorstellen, die die Kirche aus diesen Erkenntnissen für ihren Einsatz für Demokratie ziehen kann. Neben dem sogenannten „Top-Down“-Mechanismus, in dem Bischöfe und Priester sich als Repräsentanten der Kirche äußern und sich beispielsweise gegen die AfD aussprechen, unterstreicht er in seiner Studie vor allem die Bedeutung des „Bottom-up“-Mechanismus. Laien, die sich etwa in katholischen Verbänden engagieren, sollen das gesellschaftliche Sozialkapital stärken, betont Haffert und ergänzt: „Weniger mit direktem Bezug auf konkrete Wahlen oder Abstimmungen, sondern mehr mit dem Ziel, Menschen dauerhaft gesellschaftlich zu integrieren.“

Die Veranstaltung beginnt am Donnerstag, 8. Juli, um 18.30 Uhr in der Akademie Franz Hitze Haus in Münster. Es sind noch wenige Plätze verfügbar. Eine Anmeldung ist hier möglich. Zusätzlich überträgt das Bistum Münster die Veranstaltung auf seinem Youtube-Kanal. Zur direkten Übertragung geht es hier

Ann-Christin Ladermann