Was die Kirche in der Demokratie zu tun hat

, Bistum Münster, Stadtdekanat Münster

Ob eine Kirche in der Krise in der bundesdeutschen Demokratie eine öffentliche Aufgabe hat und welche das sein könnte: Diese Überlegung hat am 14. September im Mittelpunkt des Juristinnen- und Juristentreffens des Bistums Münster gestanden. Dessen Bischof Dr. Felix Genn hatte dazu in die Akademie Franz Hitze Haus nach Münster eingeladen. Rund 160 Teilnehmerinnen und Teilnehmer hörten einen Vortrag von Prof. Dr. Christoph Möllers. Der Referent hat einen Lehrstuhl für Öffentliches Recht, insbesondere Verfassungsrecht und Rechtsphilosophie, an der Humboldt-Universität zu Berlin inne.

Mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Juristentreffens kamen ins Gespräch (von links): Dr. Antonius Hamers, Akademiedirektor Antonius Kerkhoff, Prof. Dr. Christoph Möllers, Dr. Felix Genn, Maria Kröger, Stellvertreterin des Direktors, und Prof. Dr. Gernot Sydow vom Vorbereitungskreis.

© Bischöfliche Pressestelle / Anke Lucht

Als Vermittlungsinstanz werde Religion wahlweise als Stütze oder als Bedrohung des Staats betrachtet. Das erschwere die Definition ihrer öffentlichen Aufgabe. Juristisch sei aber die Verfassungsstellung der Kirche nur zu rechtfertigen, wenn sie diese Aufgabe wahrnehme.

Zu diskutieren sei, ob es sich bei dieser Aufgabe vorrangig um Wertevermittlung handele, was aber nicht hinreichend für die Verfassungsstellung der Kirche sei, ob es um einen theologisch unterfütterten Umgang mit sozialen Themen oder um ein Angebot, über Transzendenz nachzudenken, gehe. „Die Definition der öffentlichen Aufgabe der Kirche muss abstrakt bleiben, ein Aufgabenkatalog lässt sich nicht festlegen“, sagte Möllers. Als Katholik und Jurist wünsche er sich, dass die Kirche „weniger moralisierend und mehr politisch über ihre öffentliche Aufgabe nachdenkt und sich fragt, was sie bei ihrer innigen Anlehnung an den Staat für diesen tut.“ Die Förderung der Religion sei ein gemeinnütziger Zweck, wenn der Nutzen der religiösen Institution sich nicht auf deren Mitglieder beschränke. Daraus folge die Frage, worin dieser Überschuss besteht. „Diese Frage muss die Kirche offen angehen und klar machen, was ihr Beitrag zur Gesellschaft und zum Staat ist“, forderte Möllers abschließend.

In einer lebendigen Diskussionsrunde wurden die Thesen des Referenten anschließend vertieft. Die Moderation übernahm Dr. Antonius Hamers als Mitglied des Vorbereitungskreises des Juristinnen- und Juristentreffens.