© Bischöfliche Pressestelle/Michaela Kiepe

Weihbischof Geerlings beim Podium der muttersprachlichen Gemeinden

In Deutschland sind rund 3,5 Millionen katholische Menschen gemeldet, die entweder eine ausländische oder sowohl eine deutsche als auch eine ausländische Staatsbürgerschaft besitzen. Sie können in den bundesweit 450 muttersprachlichen Gemeinden in 35 Sprachgruppen eine Heimat finden. Diese Zahlen hatte Stefan Schohe, Nationaldirektor für die Ausländerseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz, beim Podium „Katholiken anderer Muttersprachen. Eine Bereicherung für die Ortskirche!“ parat. Zu der Veranstaltung hatte das Referat Seelsorge für Katholiken anderer Muttersprache des Bischöflichen Generalvikariats Münster eingeladen.

Im Bistum Münster gibt es 22 Missionen oder Gemeinden anderer Muttersprache. An mehr als 70 Orten werden Gottesdienste in 17 unterschiedlichen Muttersprachen gefeiert, Sakramente gespendet und Gemeindetreffen abgehalten. Für diese Gemeinden ist der emeritierte Weihbischof Dieter Geerlings zuständig. Neben Schohe saß er gemeinsam mit Pater Dr. Tobias Keßler CS vom Institut für Weltkirche und Mission in Frankfurt sowie Prälat José Antonio Arzoz Martinez, ehemaliger Delegat für die spanischsprachige katholische Seelsorge in Deutschland, auf dem Podium.

Doch zu Anfang gewährte Walter Bekkemeyer einen Einblick in die Praxis. Der 67-Jährige ist im Kirchenvorstand der ehemals selbstständigen Gemeinde St. Antonius in Münster aktiv. Teilweise seit Jahrzehnten haben muttersprachliche Gemeinden in der St.-Antonius-Kirche ein Zuhause. Das Miteinander beispielsweise von deutscher, afrikanischer, polnischer, tamilischer, arabisch sprechender oder spanischer Gemeinde sei nicht immer einfach,  „aber wir profitieren davon, denn wir sehen, wie es in der Welt zugeht. Wir sind eine weltumspannende Gemeinschaft“, berichtet er den Zuhörerinnen und Zuhörern. Harlim Priya Jeyanthira, Mitglied in der tamilisch-sprachigen Gemeinde, sprach über die Freude, dass sie mit ihrer Familie einmal monatlich die Möglichkeit habe, den Gottesdienst in ihrer Muttersprache zu feiern und damit Teil der großen katholischen Gemeinschaft zu sein.

Nach diesen positiven Beispielen tauschten sich die Podiumsteilnehmer in Referaten über das Miteinander der deutschen und muttersprachlichen Gemeinden aus. Geerlings wandelte das Thema und fragte, was die Ortkirche von den ausländischen Katholiken lernen könne und wie sie sich dabei verändere. „Wir können uns gegenseitig befruchten“, ist er sich sicher. Es könne nicht die einseitige Forderung an die neu Zugekommenen sein, sich in die deutsche Gemeinde vor Ort zu integrieren. Auf der anderen Seite lade die muttersprachlichen Gemeinden ein, sich vertraut zu machen. „Die Vielfalt kann Segen und Verheißung sein“, sagte Geerlings.

Wie aus einem Nebeneinander ein kreatives Miteinander werden kann, dafür hatte Martinez einige Beispiele aus seiner 25-jährigen Erfahrung als Delegat der spanischen Mission parat. Er verwies auf strukturelle und kulturelle Unterschiede. „Aber es gibt auch einen Machtunterschied. Die Priester müssen den deutschen Pfarrer als Hausherren bitten, die Kirche oder das Gemeindehaus nutzen zu dürfen“, sagte er. Deshalb sei es wichtig, einander auf Augenhöhe zu begegnen und mit der gleichen Verantwortung zu handeln. „Denn wir sind gemeinsam unterwegs“, betonte er . Als positives Beispiel nannte er den gemeinsamen Kreuzweg der deutschen und muttersprachlichen Gemeinden in München, an dem 5000 Gläubige regelmäßig teilnehmen.

Einig waren sich die Teilnehmer, dass die Gemeinden einander bereichern und gemeinsam Zukunftspotenziale entwickeln können. Doch müsse die Bereitschaft bestehen, sich auch vom anderen verändern zu lassen, ohne sich anzugleichen.

Michaela Kiepe