Weihbischof trifft ukrainische Geflüchtete

, Stadtdekanat Münster

Freitagnachmittags geht es einmal nicht um den Krieg in ihrem Heimatland. Es geht um die deutsche Sprache, darum, die Angst vor dem Sprechen zu verlieren – und gute, möglichst unbeschwerte 90 Minuten miteinander zu verbringen. Weihbischof Dr. Stefan Zekorn war jetzt zu Gast im „Sprachklub“, ein Angebot, das der Priester Dr. Jochen Reidegeld und Ulrich Jost-Blome ehrenamtlich in dem Gebäude des Vereins „Ukrainische Sprache und Kultur in Münster“ auf dem Gelände des Freilichtmuseums Mühlenhof betreuen.

In teils traditioneller Kleidung überreichten die ukrainischen Frauen Weihbischof Zekorn eine sogenannte Grabenkerze, die sie seit fünf Monaten herstellen.

© Bistum Münster

Rund 15 Ukrainerinnen, die in den vergangenen zwei Jahren aus ihrer Heimat nach Münster geflohen sind, treffen sich wöchentlich, um Deutsch zu üben. „Es geht weniger um die richtige Grammatik, sondern vielmehr darum, ins Sprechen zu kommen und für den Alltag hier in Deutschland relevante Themen ins Wort zu bringen“, erklärt Reidegeld. 

Für den Weihbischof hatten die Frauen eine kurze Präsentation vorbereitet: Nataliia Osadchuk informierte über die Ukraine, gab historische und kulturelle Einblicke in ihr Heimatland. Gemeinsam stimmten sie und weitere Teilnehmenden zwei ukrainische Volkslieder an. Vom Projekt „Grabenkerzen“, das vor fünf Monaten in Münster ins Leben gerufen wurde, berichtete Anastasia Yatsko. In den Räumen der Mauritzer Franziskanerinnen stellen aus der Ukraine geflüchtete Frauen Kerzen her, die in kriegsnahe Gebiete geschickt werden und in den Schützengräben zum Einsatz kommen. „Wir haben schon mehrere tausend Kerzen gemacht, die Licht an die dunkelsten Ecken des Krieges bringen sollen“, berichtete Anastasia Yatsko dem Weihbischof und überreichte ihm eine fertige Kerze.

„Inzwischen kennt jeder jemanden, der direkt vom Krieg betroffen oder an der Front kämpft“, wusste Mariya Sharko, kommissarische Leiterin der Fachstelle Weltkirche und globale Zusammenarbeit im Bischöflichen Generalvikariat und Vorsitzende des Vereins „Ukrainische Sprache und Kultur“, aus Gesprächen mit den Geflüchteten. „Die Politik muss die Selbstverteidigung der Ukraine möglichst intensiv unterstützen“, forderte Weihbischof Zekorn, nachdem er den Frauen Eindrücke seines Besuchs in der Ukraine im Jahr 2018 gegeben hatte. Die katholische Kirche in Deutschland und das Bistum Münster helfen durch verschiedene Projekte in der Ukraine, darüber hinaus sei der Bereich der Seelsorge für die ukrainischen Menschen, die jetzt in Deutschland leben, ausgeweitet worden. „Und natürlich werden wir nicht müde, um Frieden in der Ukraine und der Welt zu beten“, versicherte Zekorn. 

Ann-Christin Ladermann