Weihbischof Zekorn: Angesehene Kirche im muslimischen Mauretanien
Für viele Menschen im Bistum Münster dürfte Mauretanien der sprichwörtliche weiße Fleck auf der Landkarte sein. Für Weihbischof Dr. Stefan Zekorn gilt das nicht mehr.
Bei einer Reise Anfang Dezember zum 50-jährigen Bestehen des Bistums Nouakchott lernte er das nordwestafrikanische Land und die Situation der dortigen Christen kennen.
Denn schon die mauretanische Flagge mit goldenem Halbmond und goldenem Stern auf grünem Grund deutet es an: Mauretanien ist ein muslimisches Land. Der Islam ist Staatsreligion, fast 100 Prozent der Bevölkerung sind Muslime. Und doch hat Zekorn erfahren: "Durch ihre caritative Tätigkeit hat gerade die katholische Kirche ein hohes Ansehen."
Zustande gekommen ist die Reise des Weihbischofs, der Bischöflicher Beauftragter Weltkirche ist, über die persönliche Verbindung zum Bischof des Bistums Nouakchott, Martin Happe. Denn Happe stammt aus dem Bistum Münster, aus Sendenhorst. Auf seine Einladung nahm neben Zekorn auch der Pfarrer von St. Martinus und St. Ludgerus Sendenhorst, Wilhelm Buddenkotte, an der Reise teil. "Beim Jubiläum war ich der einzige nicht afrikanische Bischof", erzählt Zekorn, "die weltkirchliche Verbundenheit über Kontinente hinweg deutlich zu machen, ist natürlich für ein Bistum in einem fast rein muslimischen Land sehr wichtig."
Bei den Christen in Mauretanien handele es sich um aus anderen afrikanischen Ländern eingewanderte Menschen. Denn wie überall in islamischen Ländern sei es für einen einheimischen Muslim unmöglich, Christ zu werden. "Im Rahmen dieser Beschränkung können die Christen sich zu Gottesdiensten treffen und caritativ tätig sein", schildert der Weihbischof.
Und diese Chance nutzt die katholische Kirche. Mauretanien ist flächenmäßig ungefähr dreimal so groß wie Deutschland, hat aber nur 3,6 Millionen Einwohner. Es besteht überwiegend aus Wüste und Savanne, einer heißen, trockenen, spärlich bewachsenen Graslandschaft. Große gesellschaftliche Herausforderungen, denen sich das Land gegenüber sieht, sind Sklaverei, mangelnde Bildung und unzureichende Gesundheitsversorgung.
Hier setzt die katholische Kirche an. Das Bistum Nouakchott mit nur rund 5.000 Katholiken beschäftigt rund 100 Mitarbeiter in seinem Caritasverband, von denen 90 Prozent Muslime sind. Sie engagieren sich vor allem für Bildung und gesundheitliche Versorgung. "Bildung ist der Schlüssel gegen die Probleme der Sklaverei, der Situation der Frauen, im Hinblick auf Kinderarbeit und die Entwicklung des Landes überhaupt", erklärt Zekorn.
Er hat selbst einige Projekte besucht, etwa eines, das Frauen das Schreiben und Lesen vermittelt sowie sie in ihren Fähigkeiten und Rechten stärke. "Sehr eindrucksvoll war auch eine Einrichtung, die Kinder mit Behinderungen und deren Mütter betreut", erinnert sich Zekorn, "denn diese Kinder werden in mauretanischen Familien nicht akzeptiert, die Mütter sind mit ihnen oft auf sich alleine gestellt."
In einem abgelegenen Ort habe er eine "Gesundheitsstation" besucht. "Deren ,Apotheke‘ passte auf einen kleinen Schreibtisch, das Labor hat wie die ganze Gegend keinen Strom", erzählt Zekorn, "dennoch versuchen ein Krankenpfleger und eine Schweizer Ordensschwester, so gut wie möglich zu helfen." Eine andere Ordensschwester leite den einzigen Kindergarten, der Grundlagen für Gesundheit und Bildung lege; eine dritte Schwester unterhalte eine Bibliothek, die auch Nachhilfeunterricht anbiete. "Die drei Schwestern sind die einzigen Christen weit und breit", schildert Zekorn, "die nächsten wohnen vier Autostunden entfernt."
Diese Situation passt zu Bischof Happes Beschreibung seines Bistums. "Präsenz und Zeugnis sind die beiden Pfeiler der Kirche in Mauretanien, wie Präsenz und Zeugnis überhaupt die Aufgaben der Kirche in der ganzen Welt sind", sagte Happe beim Bistumsjubiläum.
Dieses Anliegen wird auch aus dem Bistum Münster mitgetragen. "Das Bistum und die Pfarrei in Sendenhorst unterstützen seit Jahren immer wieder Pfarr- und Schwesternhäuser, die Handwerkerschule und andere caritative Projekte und Bildungseinrichtungen", erklärt Weihbischof Zekorn. Ihn habe das Engagement der katholischen Kirche besonders in einer konkreten Situation bewegt: "Als die Ordensschwester auf der Krankenstation mir plötzlich ein soeben geborenes Kind in die Arme legte, habe ich überlegt, ob dieses Kind wohl lernen und die Entwicklung des Landes mitgestalten können wird. Und ich habe mir gedacht: Dank des Wirkens der katholischen Kirche hat es vielleicht eine Chance."
Text: Bischöfliche Pressestelle
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