Ob der Besuch einer Goldmine oder das Lernen von portugiesischen Folklore-Tänzen, ob gemeinsame Gottesdienste mit angolanischen jungen Menschen oder Unternehmungen mit der Gastfamilie – die Erlebnisse der Jugendlichen waren vielfältig und international. Besonders beeindruckt zeigte sich die Recklinghäuser und Marler Gruppe, die von Kaplan Bernd Egger und Pastoralreferentin Alina Lübbers begleitet wird, von einer Kerzenprozession zum Auftakt eines Dorffestes. „Der Marienglaube hat hier eine besonders große Bedeutung“, weiß Isabel Hils, die zum zweiten Mal an einem Weltjugendtag teilnimmt. Die ganze Dorfgemeinschaft sei mit einer großen Marienstatue und Kerzen in den Händen durchs Dorf gezogen und habe dabei den Rosenkranz gebetet. „Auch viele Kinder und Jugendliche waren ganz selbstverständlich mit dabei, man lebt die Gemeinschaft hier im Alltag und im Glauben stärker als bei uns in Deutschland“, hat die 29-Jährige beobachtet.
Die Erfahrung, unter Gleichgesinnten zu sein, sich nicht für den eigenen Glauben oder das Engagement als Messdienerin und Messdiener in der Pfarrei rechtfertigen zu müssen, stärkt die jungen Erwachsenen. „Man hat das Gefühl, dass uns alle, die wir hier sind – egal aus welchem Land – etwas verbindet“, beschreibt es Judith Letzel (15). Auch Bernd Egger empfindet dies als „wohltuend“: „Ich habe selbst gute Erfahrungen mit Weltjugendtagen gemacht und sie immer als Feste des Glaubens erlebt, von denen ich fasziniert zurückgekommen bin.“ Eine Erfahrung, die er auch jungen Menschen aus Recklinghausen und Marl ermöglichen wollte. Der 40-Jährige findet die Kombination der „Tage der Begegnung“ und des offiziellen Weltjugendtags besonders gelungen: „Zuerst die Begegnung in Gastfamilien, der kleinsten Einheit in einer Stadt, und dann die großen Massenevents in der Hauptstadt Lissabon.“
Letzteres reizt auch die Jugendlichen aus dem Ruhrgebiet: „Lissabon ist ein tolles Ziel“, findet Marleen Nowak. „Wir lernen Portugal anders kennen, als Touristen es tun“, stimmt ihr Jan Dombrowsky zu. Er genießt es besonders, wenn hunderte und tausende junge Menschen gemeinsam singen: „Da bekomme ich Gänsehaut“, erzählt er. Aus dem Miteinander von Deutschen, Italienern, Polen, Kolumbianern, Angolanern und Portugiesen, die die „Tage der Begegnung“ im Bistum Vila Real verbracht haben, nehmen sie eine Erkenntnis mit: Verständigung funktioniert auch ohne viele Worte. „Notfalls mit Händen und Füßen“, meint Johanna Wüller. „Oder durch Musik“, ergänzt Sarah Dombrowsky und denkt an den Moment, als alle 900 Weltjugendtagspilger im Bistum Vila Real die Hymne des Weltjugendtags gemeinsam gesungen haben. Auch Marleen Nowak hat erfahren, dass es nicht viele Worte braucht: „Beim Mittagessen saß ich neben einem Kolumbianer. Wir konnten nicht miteinander sprechen, haben uns aber angelächelt. Später kam er zu mir und hat mich mit Gesten gefragt, ob wir unsere Weltjugendtags-Armbänder tauschen wollen.“ Ein Erlebnis, von denen sich die jungen Erwachsenen noch viele weitere in den kommenden Tagen erhoffen.
Ann-Christin Ladermann