„Wer gibt Hoffnung, wenn nicht Gott?“

, Kreisdekanat Borken

Er steht fest auf Grund und Boden. Nahezu unverrückbar. Der Altar sei im übertragenden Sinn ein starkes Bild des Glaubens, ein Symbol der unumstößlichen Treue Jesu zu den Menschen, betonte Bischof Dr. Felix Genn. Mit der Umgestaltung hatte die Pfarrkirche St. Antonius in Gronau einen neuen Altar bekommen. Wegen der Corona-Pandemie zeitlich verzögert war der Bischof in den westlichsten Zipfel des Bistums gereist, um diesen Altar in einer beeindruckenden Liturgie zu weihen.

Bischof Genn und Pfarrer Velken bei Altarweihe in Gronau

Bischof Dr. Felix weihte den neuen Altar in der St.-Antonius-Pfarrkirche in Gronau. Mit im Bild (Mitte) Pfarrer Michael Vehlken.

© Bistum Münster

In seiner Predigt ging Genn auf das Evangelium des Tages ein. Darin stellte Jesus seinen Jüngern eine Frage, die viele Katholiken in der heutigen Zeit umtreibe: „Wollt auch Ihr weggehen?“ In Anbetracht dessen, was Kirchenvertreter Schlimmes und Unerträgliches angerichtet hätten, zeigte der Bischof Respekt und Verständnis für alle, die sich mit dieser Frage innerlich auseinandersetzten.

Jesus habe niemanden festhalten wollen, beschrieb Genn die biblische Szene. „Hat es Jesus nicht weh getan, diese Menschen in Freiheit gehen zu lassen?“, fragte der Bischof. Doch sei diese Haltung alternativlos gewesen. „Jesus hat den Menschen zugemutet, dass seine Worte die Wahrheit sind.“ Diese Wahrheit sei ihm wichtiger gewesen als eine große Anhängerschar. Tatsächlich wandten sich laut biblischer Überlieferung Jünger von Jesus ab.

Doch nicht alle, wie der Bischof anfügte. Für die, die blieben, antwortete Petrus mit einer Gegenfrage: „Herr, zu wem sollen wir gehen?“ Genn ergänzte diese noch durch eine zweite: „Wer gibt uns Hoffnung, wenn nicht Gott?“ Mit dieser Frage im Hinterkopf wünschte sich Genn, dass die Treue der Zweifler zu Jesus am Ende größer sei als der Drang wegzulaufen, die Kirche zu verlassen.

Vor dem eigentlichen Ritus, mit dem der Altar geweiht wurde, erläuterte der Bischof die damit verbundenen Zeichen. Das Wasser erinnere die Christen an ihre Taufe. Das Chrisamöl, mit dem der Altar gesalbt werde, verbinde alle Gefirmten. Die fünf Flammen, die der Bischof zusammen mit Pfarrer Michael Vehlken abschließend auf dem neuen Altar entzündete, stünden für die fünf Wunden des gekreuzigten Jesus.

Zuvor schon hatte der Bischof Reliquien der Heiligen Faustinus und Urbanus aus dem alten Altar der Pfarrkirche sowie eine Reliquie der Heiligen Ida von Herzfeld in eine Aussparung vor dem neuen Altar eingelassen.

Nach dem liturgischen Weiheakt feierten der Bischof und Pfarrer Vehlken gemeinsam mit den weiteren Mitgliedern des Seelsorgeteams von St. Antonius erstmals die Eucharistie am Altar.

Vor dem Schlusssegen gab es gleich eine Reihe von Grußworten – von Nachbarpfarrer Thorsten Brüggemann aus Epe und dem evangelischen Pfarrer Willy Bartkowsky. Für den Pfarreirat und den Kirchenvorstand dankten Peter Reckmann und Thorsten Kersting.

Gronaus Bürgermeister Rainer Doet­kotte zeigte sich beeindruckt von dem „bewegenden Erlebnis“ der Altarweihe. Er bat Bischof Genn, sich ins goldene Buch der Stadt einzutragen. Dieses tat der Bischof mit einem Vers des Propheten Jeremia: „Suchet der Stadt Bestes“.

Gudrun Niewöhner