Zeit bestimmt das Familienleben

, Kreisdekanat Steinfurt

Immer weniger Zeit für Familienleben und die Herausforderungen in der Erziehung – auf diesen Nenner lässt sich bringen, was Eltern und Kinder heute bewegt. „Eigentlich sind die Menschen immer eingespannt. Die zeitliche Verknappung ist ein Thema, das sich durch viele Beratungen zieht“, sagt Christiane Fließ, Leiterin der Beratungsstelle für Eltern, Jugendliche und Kinder. Insgesamt 877 Beratungsfälle zählte die Einrichtung des Caritasverbandes Tecklenburger Land im vergangenen Jahr.

Das Team der Caritas-Beratungsstelle

Mehr als 1.600 Personen waren insgesamt in den Beratungsprozess eingebunden. Etwa 35 Prozent der Ratsuchenden sind alleinerziehend. „Gerade sie haben durch Berufstätigkeit und Erziehung weniger zeitliche Ressourcen, sich Kraft für den Alltag zu holen“, sagt Christiane Fließ. Auch Kinder und Jugendliche verbringen tendenziell weniger Zeit in ihren Familien. Angesichts von Ganztagsangeboten in Kindertagesstätten und Schulen werden die Zeitfenster für den Umgang miteinander im familiären Umfeld kleiner.

Das wird sich auch auf die Arbeit der Beratungsstelle auf. „Wir verspüren bei den Eltern einen großen Wunsch nach lösungsorientierter Arbeit. Merken Erziehende, dass sich die Situation zu Hause verbessert, wird eine Beratung heute frühzeitig beendet“, so die Psychologin. Die Beratungsstelle hat im Laufe der vergangenen Jahre ihre Angebote immer wieder überarbeitet und ist heute auch vor Ort in Kindertageseinrichtungen und Schulen aktiv. „Für uns ist es einfacher dorthin zu gehen, wo die Kinder sowieso sind“, so die Leiterin der Beratungsstelle.

Das Thema Zeit spielt auch in den Beratungen eine Rolle. „Viele Menschen haben heute den Anspruch an sich, dass alles funktionieren muss: Beruf, Schule, Familie. Das sorgt in der Realität oft für Druck und Belastungen“, beschreibt Christiane Fließ die Problemlagen.

Immer wiederkehrende Themen sind Trennung und Scheidung. Bestimmten Trennung und Scheidung bis 2014 bis zu 25 Prozent der Beratungen, waren es 2017 bereits 34 Prozent. „Es geht um die akute Trennungsphase, um Konflikte nach der Trennung, Umgangsregelungen und die Folgen für die Kinder“, beschreibt Christiane Fließ. Auch wenn sich neue Familien formieren, benötigen Eltern und Kinder oftmals fachliche Begleitung.

Besonderes Augenmerk legen die Berater auf Eltern mit psychischen Belastungen oder Suchterkrankungen. „Unser Ziel ist es, diese Eltern stärker anzusprechen“, sagt Fließ. Viele Betroffene, die in eine Beratung einsteigen, hätten große Probleme, diese durchzuhalten. „Ihnen möchten wir mehr Unterstützung in ihrer Rolle als Mutter oder Vater geben.“

Deutlich gestiegen ist der Anteil der Ratsuchenden mit Migrationshintergrund. „Auch wir als Berater sind durch eine immer größere Vielfalt gefordert, mit unterschiedlichsten Situationen umzugehen“, erklärt Fließ. Letztlich sei die Beratungsarbeit vor allem eines: ein Spiegel der Gesellschaft.

Bildunterschrift: Das Team der Beratungsstelle hatte im vergangenen Jahr mit mehr als 1.600 Personen zu tun, die in die Beratungsprozesse einbezogen waren.

Text/Foto: Caritas