© Jan Klucken

Hoffnungspilger werden

Weihbischof Rolf Lohmann über das Heilige Jahr 2025

Das Heilige Jahr lädt dazu ein, Hoffnungspilger zu werden

Ist es nicht immer wieder erstaunlich, was ein Buch bewirken kann? Sicherlich erinnern Sie sich daran, wie „Ich bin dann mal weg“ von Hape Kerkeling dafür gesorgt hat, dass das Pilgern plötzlich wieder in aller Munde war. Mit seinem Buch hat Hape Kerkeling einen regelrechten Pilger-Boom ausgelöst, durch den sich zahllose Menschen auf den Weg gemacht haben. Auf der Suche nach Gott, nach sich selbst, nach Abenteuern – und ganz sicher verbunden mit der Hoffnung, die Magie des Pilgerns, die das Buch vermittelt, selbst erfahren zu dürfen.
 

In diesem Jahr feiern katholische Christen weltweit ein Heiliges Jahr unter dem Motto "Pilger der Hoffnung". Es ist eine Einladung an uns alle, Hoffnungspilger zu werden. Gerade in einer Zeit, in der vieles hoffnungslos erscheint – Kriege, politische Umwälzungen, soziale Unsicherheiten und eine tiefe Kirchenkrise – setzt Papst Franziskus ein Zeichen der Zuversicht. Seit mehr als 2.000 Jahren verkündet der Glaube die Frohe Botschaft gegen Leid und Hass. Nun ruft das Heilige Jahr dazu auf, sich neu auf den Weg zu machen.

Besondere Pilgerjahre sind seit dem Jahr 1300 belegt und finden seit 1470 alle 25 Jahre als Heilige Jahre statt. Der Papst öffnet dabei die sonst verschlossene Heilige Pforte am Petersdom, ein symbolträchtiges Zeichen dafür, dass sich die Kirche der Welt öffnen möchte. Neben dem Petersdom laden auch die weiteren Papstbasiliken in Rom zur Begegnung mit Gott ein. Während des gesamten Heiligen Jahres sind zudem die Türen vieler Kirchen geöffnet, um das Pilgern vor Ort zu ermöglichen. "Es gibt so viele Wege zu Gott, wie es Menschen gibt", sagte einst Papst Benedikt XVI. Pilgerwege sind so vielfältig wie die Menschen, die sie gehen. Sie bieten eine Möglichkeit zur Auszeit, zum Nachdenken, zum Gebet. Sie können inspirieren – und besonders auch jene ansprechen, die sich kritisch mit Kirche und Glauben auseinandersetzen. Die offene Pilgerpforte mag für einige eine zu hohe Schwelle sein, aber das Zuhören, das Miterleben von Geschichten und Erfahrungen, kann eine Brücke bauen. Vielleicht gibt es Menschen in Ihrer Umgebung, die anderen Hoffnung schenken – in der Schule, im Gefängnis, im Hospiz oder in der Seelsorge – und deren Geschichten es wert sind, gehört zu werden. Lassen Sie Ihrer Kreativität freien Lauf und helfen Sie mit, Hoffnung zu verbreiten.

Schwieriges Thema: Ablass

Ein Thema, das oft für Kontroversen sorgt, ist der Ablass. Im Heiligen Jahr kann man ihn an bestimmten Orten empfangen, etwa in Rom oder in Kirchen vor Ort. In Deutschland hat das Wort "Ablass" eine schwierige Geschichte, insbesondere im Kontext der Reformation. Dabei geht es nicht darum, dass Sünden einfach "verschwinden". Die Kirche lehrt, dass Gott vergibt – aber die Folgen unseres Handelns bleiben. Ein Ablass soll dazu ermutigen, bewusst Gutes zu tun: beten, helfen, Verantwortung übernehmen. Er ist kein Zwang, sondern eine Einladung, aktiv etwas Positives in die Welt zu bringen.

Mein persönlicher Wunsch für das Heilige Jahr: dass wir jeden Tag ein wenig Hoffnung finden und sie mit anderen teilen. Denn Hoffnung vermehrt sich, wenn wir sie weitergeben. Angst und Hass können noch so laut sein – gegen die Kraft der Hoffnung haben sie langfristig keine Chance. Herzlich lade ich Sie dazu ein, das Pilgern (neu) zu entdecken – sei es in Rom, auf einem offiziellen Pilgerweg oder auf eigene Faust. Weitere Informationen zum Heiligen Jahr finden Sie auf der Sonderseite der Deutschen Bischofskonferenz unter www.dbk.de.

Ich wünsche Ihnen auf Ihrem Weg als Pilger der Hoffnung alles Gute und Gottes Segen,

Rolf Lohmann
Weihbischof