Dr. Rainer Hagencord leitet Institut für Theologische Zoologie

Mit Esels Hilfe

Zwei Poitou-Eseln unterstützen Dr. Rainer Hagencord, Priester in Münster, bei seiner Arbeit für eine ökologische Spiritualität

Zwei Poitou-Eseln unterstützen Dr. Rainer Hagencord, Priester in Münster, bei seiner Arbeit für eine ökologische Spiritualität:

© Karola Wiedemann

Die Deutsche Bischofskonferenz hat bei ihrer Herbstversammlung Handlungsempfehlungen zu Ökologie und nachhaltiger Entwicklung für die deutschen (Erz-)Diözesen verabschiedet. Was die deutschen Bischöfe ihren Bistümern darin ans Herz legen, setzt die Initiative „Zukunft einkaufen – Glaubwürdig wirtschaften im Bistum Münster" bereits um. Katholische Priester, kirchliche Mitarbeiter und Aktivitäten aus dem Bistum Münster, die die Initiative unterstützen, zeigen, wie Taten gemäß den Handlungsempfehlungen aussehen können:

„Ganz praktisch werden solche Handlungsempfehlungen mit dem Umweltmanagementsystem, Zukunft einkaufen – Glaubwürdig wirtschaften im Bistum Münster, umgesetzt", sagt Dr. Rainer Hagencord. „Wenn Kirchengemeinden und kirchliche Einrichtungen dadurch verstärkt Lebensmittel ökofair einkaufen, hilft das, die Landwirtschaft zu ökologisieren." Dr. Rainer Hagencord ist Subsidiar in der Heilig Kreuz Gemeinde in Münster und leitet als katholischer Priester und Biologe das Institut für Theologische Zoologie. „Es ist ein großes Zeichen des Bistums, dass ich für diese Arbeit mit einem Teil meiner Stelle freigestellt bin", ist er glücklich über diese Situation. Er hat vor etwa zehn Jahren das Institut gegründet, das Wissenschaft und Forschung, Pädagogik und Katechese und konkrete Umsetzung von Projekten und Kooperationen im Bereich der theologischen Würdigung von Tieren und im Hinblick auf eine ökologische Spiritualität verbindet.

Von außerhalb der Kirche bekommt der Geistliche bundesweit viel Zuspruch. Für seine Projekte erhält er von weltlichen Stiftungen, wie der DBU, Europas größter Umweltstiftung, finanzielle Unterstützung. Innerkirchlich wird schon mal die Nase gerümpft. „Dabei ist es Aufgabe der Kirche, unsere Verbindung mit den Mitgeschöpfen, den Tieren und Pflanzen und der Erde, in die ökologische Debatte einzubringen", sagt der 57-jährige. Besonders empört ihn: „Es wird nie so viel Fleisch gegessen wie in der Advents- und Weihnachtszeit!"

„Wir befeuern mit dem Fest des Friedens den Krieg gegen die Tiere, gegen die Armen und gegen das Klima", beklagt er den, aus seiner theologischen Betrachtung, absurd hohen Fleischkonsum ausgerechnet an Weihnachten. „Abgesehen davon schadet es allen, auch der Gesundheit und damit dem Sozialsystem, täglich Fleisch zu essen", ist er von einer fleischar-men oder fleischlosen Ernährung überzeugt.

„Wenn Kirchengemeinden und kirchliche Einrichtungen Fleischmahlzeiten reduzieren und mit biologisch wirtschaftenden Landwirten zusammenarbeiten, ist das ein wichtiges Signal seitens der katholischen Kirche", freut er sich über solche Entwicklungen. „Angesichts der großen Marktmacht der Kirche mit ihren Krankenhäusern, Altenheimen, Schulen und Kinder-tagesstätten kann die Kirche darüber sogar direkt auf die Landwirtschaft und die Art der Tierhaltung Einfluss nehmen." Seine Vision: „Keine Tierfabrik mehr auf Kirchenland! Denn Tiere haben einen Eigenwert. Sie sind unsere Mitgeschöpfe und nicht für uns Menschen da", bringt er die Erkenntnisse der theologischen Zoologie auf den Punkt. Ganz praktisch hat der Priester für die pädagogische Arbeit am Institut zwei Poitou-Esel, eine vom Aussterben bedrohte alte französische Nutztierrasse, auf der Weide stehen. „Diese Tiere sind äußerst sanftmütig", erklärt er und ist froh, dass die beiden Esel ihm zum Beispiel in der Firm- und Erstkommunionkatechese helfen, einen würdevollen Respekt vor den Mitgeschöpfen zu vermitteln.

Text: Karola Wiedemann